Porträt zweiter Teil
Landesarchiv: Die tägliche Arbeit in der Werkstatt

Auch Bücher müssen mal in "Quarantäne". Svenja Tempich als neue Werkstättenleiterin im Salzburger Landesarchiv im "Kontaminationsraum". | Foto: Petra Huber
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  • Auch Bücher müssen mal in "Quarantäne". Svenja Tempich als neue Werkstättenleiterin im Salzburger Landesarchiv im "Kontaminationsraum".
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Svenja Tempich, Werkstattleiterin im Salzburger Landesarchiv zeigt, welche Techniken und Werkzeuge es für die Restaurierung gibt. Warum die Konservierung besonders wichtig ist, auch Bücher in Quarantäne müssen und Flecken auf Fotos nicht einfach gebleicht werden, erfährst du hier.

Den ersten Teil des Porträts über Svenja Tempich findest du hier.

SALZBURG. Das Falzbein ist eines der wichtigsten Werkzeuge der Werkstättenleiterin. Es wird bei Rissen im Papier eingesetzt. Mit Japanpapier und Weizenstärkekleister ist es möglich, das beschädigte Papier zu reparieren. Es muss mit dem Falzbein abgerieben werden, um eine Verbindung mit dem Japanpapier zu schaffen. Tempich ergänzt: "So entsteht ein feiner Übergang zwischen dem Original und der Ergänzung."

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Präventive Restaurierung

Am wichtigsten ist aber ohnehin die "präventive Restaurierung", wie Tempich betont. Auf das richtige Klima, Licht, Verpackung, Handhabung und Lagerung kommt es an. Durch die richtige Konservierung soll der Zustand der Objekte möglichst lange aufrechterhalten werden.
Genauso wichtig ist es, auf einen möglichen Schädlingsbefall zu achten. Diese können sich ansonsten auf andere Gegenstände ausbreiten. 

"Neue Sachen müssen immer zuerst auf Schimmel untersucht werden." Svenja Tempich

Dieser alte Zeitungsartikel muss seine Zeit in "Quarantäne" verbringen. Erst nach einem negativen Schimmeltest darf er ins Archiv. | Foto: Petra Huber
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Svenja Tempich erklärt einige der Werkzeuge, die sie für die Restaurierung benötigt. | Foto: Petra Huber
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Dafür gibt es einen Schimmeltest. Bis die Objekte freigegeben sind, bleiben sie in "Quarantäne". Der "Kontaminationsraum" dient als Zwischenlager. Im Raum selbst "riecht es schon etwas modrig", wie Tempich sagt.

Bücher als brennende Überlebenskünstler

Die häufigsten Schäden sind jedoch mechanische: Der Einband, die Ecken oder die Seiten sind kaputt. Und auch die Feuchtigkeit macht vielen Objekten zu schaffen. Für diese Art von Schäden gibt es unter anderem eine alte Presse, die am Gang der Werkstatt steht. "Mit der Presse kann das Papier wieder glatt gemacht werden, wenn Wasserschäden vorhanden sind", erklärt Tempich. Brandschäden sind dafür eher eine Seltenheit.

Mechanische Schäden sind die häufigsten. An diesem Buch sieht man, was damit gemeint ist. | Foto: Petra Huber
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Die Presse in der Werkstatt kommt vor allem bei Wasserschäden zum Einsatz. | Foto: Petra Huber
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"Oft ist es sogar so, dass die Bücher im geschlossenen Zustand nur teilweise am Einband angebrannt sind. Das Feuer dringt da meist nicht weiter durch."Svenja Tempich

Eines von Tempichs absoluten Lieblingsstücken seit ihrer Tätigkeit im Bereich der Restaurierung war ein solches "Brandopfer". Es ist eine Pergamenthandschrift aus dem elften Jahrhundert. Diese war Teil ihrer Bachelorarbeit.

Rückstände vom Klebeband

Besonders schwer zu behandeln sind Schäden von Klebebändern. "Die Verfärbung kann man nicht mehr wegmachen, nur reduzieren", gibt Tempich zu verstehen. Um das zu veranschaulichen, legt sie ein altes Buch auf den Tisch. Sie löst das alte Klebeband auf dem Blatt eines leeren Registers ab. Die gelbliche Verfärbung darunter ist deutlich zu sehen. Um den Flecken den Garaus zu machen, arbeitet sie meist mit Lösungsmitteln wie Ethanol, Aceton oder Ethylacetat.

Svenja Tempich zeigt mit diesem alten Buch, wie schädlich Klebeband ist. | Foto: Petra Huber
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Die Verfärbungen des Klebebandes lassen sich nur noch reduzieren. | Foto: Petra Huber
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Arbeitskittel und Handschuhe

Wenn Tempich mit Lösungsmitteln oder anderen Substanzen arbeitet, zieht sie ihren weißen Arbeitskittel an. Ansonsten mag sie es lieber in ihrer Alltagskleidung zu arbeiten. Auch die Einweghandschuhe verwendet die Expertin nicht bei jedem Objekt. Bei gewissen Gegenständen wie Fotos sind sie aber unerlässlich. 

"Es reicht eigentlich meistens, mit gewaschenen Händen an die Objekte zu gehen. Nur die Fotos sind so empfindlich, da sieht man jeden Fingerabdruck."

Fotos und ihre Stockflecken

Tempich zieht sich ihre Handschuhe an und beginnt die sogenannten "Stockflecken" auf den Fotos zu bearbeiten. Diese kleinen Flecken kommen oft bei alten Fotos vor. Die Werkstattleiterin nimmt einen Naturkautschukschwamm und wischt damit über die Rückseite der alten Fotos. Dieser Schwamm enthält geringe Mengen an Schwefel, weshalb nur die Rückseite damit bearbeitet werden darf. Generell werden die Fotos im trockenen Zustand bearbeitet, meist mit Pinsel, Schwamm oder Watte. 

"Man könnte die Stockflecken auf den Fotos auch bleichen, aber dadurch sind sie auch nicht weg, sondern nur versteckt." Svenja Tempich

Die Rückseite von Fotos wird mit einem Naturkautschukschwamm bearbeitet. Dadurch können Flecken reduziert werden. | Foto: Petra Huber
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Fotos werden generell nur trocken bearbeitet. Mit einem Schwamm, Pinsel oder Watte. | Foto: Petra Huber
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Restaurierung ist nicht Restauration

Behandelt wird generell nur das, was auch wirklich eine Restaurierung darstellt. Das Bleichen der "Stockflecken" gehört nicht dazu. Eine Restaurierung ist allerdings nicht dasselbe wie eine Restauration. "Viele Menschen verwechseln das," gibt Tempich zu verstehen.

Eine Restaurierung bezieht sich auf die Erhaltung und Wiederherstellung von Objekten. Eine Restauration hat mitunter einen politischen Kontext. Etwa die Wiederherstellung von politischen Regimen nach einer Revolution. Bei Kunstwerken kann eine Restauration auch eine Nachbildung oder Reparatur, etwa von "alten" Möbelstücken bedeuten. Dabei kommen moderne Techniken und Materialien zum Einsatz.

Mehr Beiträge von Petra Huber findest du >>>HIER<<<
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Erster Teil des Porträts über Svenja Tempich

Neue Werkstattleiterin im alten Landesarchiv

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