Transident / Psychologie
Geschlechtsidentität als Herausforderung

Das Finden der eigenen Geschlechtsidentität ist ein hochkomplexer und lebenslanger Prozess. Umso komplexer ist auch die begleitende Psychotherapie.

Die moderne Psychologie und Psychotherapie gehen davon aus, dass es auf psychologischer Ebene nicht nur zwei Geschlechter gibt, sondern dass sich die meisten Menschen irgendwo auf einem Kontinuum zwischen männlich und weiblich befinden. So kann ich als Mann auch mütterliche Gefühle und Facetten gegenüber Kindern spüren, während ich mich in anderen Situationen als starker Vater erlebe. Auf somatischer, psychischer und sozialer Ebene erleben wir uns mal mehr und mal weniger weiblich bzw. männlich, und unsere geschlechtliche Identitätsfindung ist ein komplexer, lebenslanger Prozess. Immer wieder organisieren wir uns dabei selbst und nehmen unterschiedliche soziale Geschlechterrollen ein.

Die Geschlechtsidentität eines Menschen ist immer ein multikausales Geschehen, d.h. genetische, soziale und entwicklungspsychologische Einflüsse kommen hier zusammen. Bis jetzt konnte allerdings nicht geklärt werden, wie sich die Geschlechtsidentität eines Menschen genau entwickelt. Warum fühlen sich etwa die meisten Menschen geschlechtseuphorisch („cis“) und nicht geschlechtsdysphorisch („trans*“) zu ihrem biologischen Geschlecht? Und warum gibt es in allen Kulturen (auch in völlig autarken) das Phänomen, dass manche Menschen die soziale Geschlechterrolle transzendieren und in der Genderrolle des anderen Geschlechts oder zwischen den Geschlechtern leben?

Die meisten Menschen, die trans* (transident, transgender, transsexuell, nicht binär, genderfluid) sind, sind psychisch durchschnittlich gesund. Dennoch sehen die aktuellen Behandlungsrichtlinien vor, dass trans*Personen psychologisch und therapeutisch begleitet werden müssen, bevor sie mit hormonellen und chirurgischen Maßnahmen zur Angleichung an ihr Wunschgeschlecht beginnen können.

Dies stellt auch für Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ein Dilemma dar, weil es einerseits in jeder Psychotherapie darum geht, den trans*Menschen bedingungslos anzunehmen, zu akzeptieren und sein Erleben sowie seine Bedürfnisse zu validieren, andererseits müssen auch die Sorgen von Eltern, Partner*innen, Kindern und Angehörigen ernst genommen und mit ihnen ein tragfähiges Arbeitsbündnis eingegangen werden – insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendlich trans*ident sind, und die Eltern pubertätsblockierenden Medikamenten oder der Hormontherapie zustimmen müssen. So kann es ein*e Jugendliche*r als Verrat erleben, wenn sein*e Psychotherapeut*in die Ängste und Sorgen der Eltern ernst nimmt und bricht dann die Therapie ab.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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