Abenteuer
Auf der Suche nach dem Abenteuer - Joe Pichler erzählt

Mit dem Motorrad durch ferne Länder. Joe Pichler ist oft wochenlang unterwegs.  | Foto: Pichler
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  • Mit dem Motorrad durch ferne Länder. Joe Pichler ist oft wochenlang unterwegs.
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Einer der Orte, wo Joe Pichler seine Vorträge hält ist das Oval im Europark, wo heuer vom zehnten bis zum 13. Oktober die "Adventure Days" stattfinden.

Joe, die Adventure Days im Europark gibt es seit zehn Jahren. Sie laufen unter Ihrer "Regie". Wie kam es dazu?

PICHLER: Ich mache meine Vorträge seit 16 Jahren und fing an andere Vortragende herzuholen, auch deren Reisen einem Publikum vorzustellen. Als sie das Oval bauten, gab's Gespräche und wir haben gesagt - wir bringen das Abenteuer Reisen in den Abenteuer-Einkaufstempel. Die Idee, die Adventure Dayes im Europark zu machen stammt von mir. Ich suche die Themen aus und mache das Programm. Dabei versuche ich Abwechslung reinzubringen. Mittlerweile gehen die Adventure Days über vier Tage. Ich mache immer die Einleitung und bin vor Ort. Heuer zur 10 Jahres Feier, verlosen wir eine Reise nach Marrakesch.

Warum fiel Ihre Wahl des Fortbewegungsmittel auf Reisen auf das Motorrad?

PICHLER: Bei mir war das Motorrad immer schon da. Meine erste Reise unternahm ich 1984. Schon damals bin ich mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Das hatte für mich den großen Vorteil, extrem beweglich und flexibel zu sein. Mit dem Bus überlegst du dir, ob du aussteigst, wenn du weißt, dass der nächste Bus erst in zwei Tagen kommt. Zusätzlich kann ich das Motorrad stehen lassen, um zwischendurch eine Bergtour zu machen. Das Motorradfahren macht mir riesigen Spaß und du bist näher an den Leuten dran. Umso schlechter die Straße, umso mehr Spaß macht es mir.

Tut das dem Körper nicht weh?

PICHLER: Ja Gott sei Dank! Die Sachen, die am anstrengendsten sind, die merkst du dir am besten.

Was würden Sie sagen, wie hat sich das Reisen im Laufe der Zeit verändert?

PICHLER: Früher gab es weniger Informationen. Heute kannst du dir alles vorher auf Google Maps ansehen und brauchst nicht mehr hinfahren. Heute musst du das Abenteuer suchen. Früher bist du nach Afrika runter und da begann das Abenteuer. Heute kannst du praktisch auf einer perfekt ausgebauten Straße von Kairo nach Kapstadt runterfahren, ohne ein Problem. Und auf dem ganzen Weg funktioniert dein Handy. Das ist praktisch, aber es nimmt dir auch viel. Wenn ich irgendwo im hintersten Afrika sitze, dann bin ich für eine oder zwei Wochen nicht zu erreichen.

Das stimmt, man verpasst sehr viel, durch dass, das man ständig die Welt durch den Display wahrnimmt.

PICHLER: Ja, es nimmt dir die Zeit weg. Normal sitzt du mit irgendeinen Einheimischen im Gasthaus und versucht dich in irgendeiner Sprache, die du nicht richtig kannst zu unterhalten und so sitzen viele dort, mit aufgeklappten Laptop und schreiben eine E-Mail heim. Das ist zwar praktisch, aber - (lacht)

Ein Unterschied.

PICHLER. Ein Unterschied, ja.

Wie wählen Sie Ihre Reisen aus?

PICHLER: Ich brauche Länder, wo ich schon beim Wegfahren ein Kribbeln spüre. Neuseeland wäre schön und klasse, aber komplett kalkulierbar. Im Tschad pack ich mein Motorrad aus, ab dem Tag ist nichts kalkulierbar und das ist für eigentlich das spannende daran. 

Würden Sie behaupten, es gäbe noch Abenteuer vor der Haustür?

PICHLER: Das ist absolut relativ. Da darf man nicht mich nehmen, weil ich schon so viel gemacht und gesehen habe. Das Abenteuer vor der Haustür gibt es. Wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehst, siehst du überall Abenteuer. Abenteuer heißt nicht, das du dein Leben riskierst. Abenteuer heißt etwas Neues zu entdecken. 

Suchen Sie das Abenteuer?

PICHLER: Ja schon (überlegt kurz), definitiv. Speziell auf den Reisen.

Mir kommt es vor, Sie suchen sich direkt die Strecken abseits aus. Wollen Sie bewusst ein bisschen im Nirgendwo verloren gehen?

PICHLER: Ja, das ist absolut schön. Verloren heißt nicht unbedingt, das dort kein Mensch mehr ist. Wenn ich irgendwo an der Miskitoküste bin, wo fast keiner fast mehr spanisch kann, wenn ich dort unter den Leuten bin, komme ich mir nicht verloren vor. Das ist das, was ich suche.

Das authentische.

PICHLER: Wenn ich als Tourist nach Salzburg kommen würde, ich würde mir nicht die Altstadt ansehen, sondern den Lungau. Ich würde vielleicht einmal durch die Getreidegasse laufen, aber -

Nicht die Sound of Music Tour ansehen.

PICHLER: Wo du mehr Touristen triffst, als Einheimische - nein, das wäre nicht so meins. Lieber den hinterste Pinzgau.

Haben Sie noch Orte in der Innenstadt, wo Sie immer noch gerne hingehen?

PICHLER: Wenn ich nichts vorhabe, bin ich um halb neun Samstags im Bazar. Kauf mir einen Kaffee, setzt mich auf die Terrasse im Sommer, lese meine Zeitung. Dann geh ich rüber in die Getreidegasse, geh eine Runde über den Alter Markt rauf. Kauf mir am Universitätsplatz a Paar Würstl, vielleicht ein Bier. Und um zehn, halb elf rum geh ich über den Makartsteg wieder zum Auto und fahre heim.

Das überrascht mich, ich hätte Sie nicht so eingeschätzt.

PICHLER: Was ich natürlich nicht mag ist die Innenstadt um zwölf Uhr.

Oh, ja - furchtbar.

PICHLER: Das ist nicht meins. Aber wenn du in der Früh in die Stadt gehst, das find ich schon cool. 

Gibt es Orte, wo Sie immer wieder gern hinfahren würden?

PICHLER: Schwierig. Eigentlich nicht. Der einzige Fleck, wo ich immer wieder gern hinfahre, ist daheim. Es gibt keinen Ort, wo ich leben möchte außer in Österreich, speziell bei uns hier. Die Lebensqualität, die wir haben ist so etwas Außergewöhnliches. 

Ich würde sagen, Reisen ist Ihre Berufung. Sie leben von den Vorträgen. Wie viel Arbeit und Stress steckt in einer Reise?

PICHLER: Ich hab immer gesagt, wenn das Reisen zur Arbeit wird, höre ich nächste Woche damit auf. Viele meiner Kollegen reisen nicht, die machen Produktionen. Da wird zehnmal nach Thailand zu fliegen für den perfekten Blickwinkel. Das ist nicht meins, dann wird es zur Arbeit. Bei mir steht immer noch die Reise im Vordergrund. Absolut. Bei einer Reise, die ich mache passieren so viele Sachen - da kommt genügend daher, dass ich für einen Vortrag nutzen kann.

Sie reisen mit Ihrer Frau Renate, wie funktioniert eine solche Partnerschaft auf Reisen?

PICHLER: Dem eigenen Partner gegenüber ist man toleranter. Und du musst es natürlich ausstreiten. Das ist nicht immer lustig und es gibt genügend Diskussionen, aber das hilft dir nichts. Am nächsten Tag wird weitergefahren. (Anm. d. Red.: Eine Reise dauert meistens vier bis sechs Monate.) 

Wie ging Ihr Umfeld und Ihre Familie damit um, dass Sie oft wochenlang weg sind?

PICHLER: Mittlerweile sind sie es gewohnt. Früher war das anders. Ich habe ja mit 24 Jahren angefangen zu reisen. Da bin ich weggefahren und meine Eltern hatten eine Adresse, wo sie mir einen Brief nachschicken konnten. Sieben Wochen später hast du an der Elfenbeinküste den Brief geöffnet, hast versucht für eine Minute zu telefonieren und hast ihnen einen Brief geschrieben, wo du ihnen schreibst "in sechs Wochen bin ich in Zentralafrika, da könnt ihr mir den nächsten Brief hinschicken", das war eine Herausforderung für meine Eltern.

Wie fing das mit dem Reisen bei Ihnen an?

PICHLER: Mein Vater war Installateur im Lungau. Er hatte eine Firma und glaubte, ich würde den Laden übernehmen. Ich hab auch die Ausbildung gemacht. Bin aber nachher in die Stadt gegangen, weils mir zu eng geworden ist. Hier war ich in einem Planungsbüro. Das hat halbwegs noch gepasst - vom Image her (schmunzelt). Und 2002 hab ich den Job gekündigt und hab beschlossen von dem Vortragen zu leben. Da hatten meine Eltern schon Existenzängste über mich, ob das funktionieren wird. Der Job, die Schule - alles umsonst und wofür? Mittlerweile passt des. Ich hab einen gewissen Namen. Man kennt mich. Meine Mutter wird angesprochen, wo ich bin und was ich gerade mache - das ist natürlich klasse.

(lächelt) So dreht sich das. Erst denkt man, was hat der Junge für Flausen und hinterher ist man stolz. Abschließende Frage. Werden Sie das Reisen irgendwann aufgeben?

PICHLER: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Es mag sein, das ich in zehn Jahren nicht mehr in den Tschad mit dem Motorrad fahre, mit der Renate hinten drauf. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich in zehn Jahren in einen Bus zur Insel Mainau fahre. Das Reisen, da bin ich mir sicher, werde ich nicht aufgeben.

Danke für das Gespräch.

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