Diabetes ist eine echte Herzenssache
Diabetes und Cholesterin sind ein Wohlstandsproblem. Aber auch Ursache für kardiovaskuläre Erkrankungen.
SALZBURG (ap). Die Verbreitung der sogenannten Zuckerkrankheit hat bereits ein solches Ausmaß erreicht, dass man von einer globalen Epidemie sprechen kann. Welche Rolle dabei der persönliche Lebensstil spielt, darüber informierte Primar Bernhard Paulweber – er ist Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Salzburger Landeskliniken – im Rahmen des Mini Med Studiums im Hotel Heffterhof.
Frühere Mortalität
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den wichtigsten gesundheitlichen Auswirkungen bei Diabetes. Dadurch verursachte Herzbeschwerden können das Leben der Diabetespatienten um einige Jahre verkürzen, die meisten Todesfälle sind auf Herzinfarkt und Schlaganfall zurückzuführen. "Allein in Österreich gibt es aktuell rund 600.000 Diabetiker und nochmal so viele Prä-Diabetiker. Alle 50 Minuten stirbt ein Mensch an Diabetes und zehn Prozent der Gesundheitskosten im Land entfallen auf diese Erkrankung", veranschaulicht Paulweber die Dimension.
Lebensstiländerung hilft
"Neben dem kleineren Teil von Typ 1-Diabetikern sind etwa 85-90 Prozent aller Betroffenen als Typ-2-Diabetiker einzustufen", weiß Paulweber. Begünstigt wird diese verbreitete Erkrankung unter anderem durch einen ungesunden Lebensstil – durch massives Übergewicht, fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen oder Bluthochdruck. Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend, zudem haben Diabetiker ein massiv erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Olivenöl als "Wunderwaffe"
Das Risiko für Diabetes Typ 2 steigt mit dem Bauchumfang. Die Hauptursache für die Entstehung dieser Stoffwechselerkrankung ist überschüssiges Körperfett im Bauchraum, das die Körperzellen immer weniger auf das Insulin ansprechen lässt. "Die gute Nachricht, die wir auch dank einer Vielzahl von Studien belegen können, ist: Schon eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung können in der Frühphase der Erkrankung ausreichen, um die Blutzuckerwerte wieder zu normalisieren", betont der Universitätsprofessor. Er kann auch ganz konkrete Tipps hinsichtlich der Ernährung geben: "Eine Umstellung auf die mediterrane Ernährungsweise, bringt nachweislich Verbesserungen. Insbesondere der Verzehr von Olivenöl scheint die Funktion der Beta-Zellen bedeutend zu verbessern. Auch Nüsse, Obst, Gemüse, Fisch und Geflügel sind zu empfehlen."
Natürlich gibt es aber auch viele Fälle, wo eine Änderung des Lebensstils nicht ausreicht. Hier kommen Medikamente zum Einsatz, die – je nach Erkrankung und in Absprache mit dem behandelnden Arzt – gezielt wirken.
Cholesterin und Diabetes
"Cholesterin spielt durchaus einen zentrale Rolle in der Atherosklerose-Entstehung", erklärt Bernhard Paulweber. Typ-2-Diabetiker weisen oft eine besonders ungünstige Konstellation auf: Die Blutfette, welche die Gefäße schädigen – sie werden LDL-Cholesterin genannt – und die Triglyzeride, sind erhöht, das gefäßschützende HDL-Cholesterin dagegen zu niedrig. Bei ungenügend behandeltem Diabetes werden die Gefässwände durch die hohen Blutzuckerwerte geschädigt und verlieren die natürliche Elastizität. "Dadurch und durch weitere Gefässbehandlungen, wie etwa hohen Blutdruck, entstehen Verletzungen der Gefässwände. Sogenannte Plaques lagern sich an den verletzten Stellen ab und können in weiterer Folge beispielsweise einen Herzinfarkt verursachen", erläutert der Stoffwechsel-Spezialist. In der klassischen Schulmedizin werden Herzkreislauf-Patienten meist mit sogenannten Statinen behandelt. In speziellen Fällen können Betroffene aber auch zu einem Nahrungsergänzungs-Präparat aus rotem Reismehl greifen.
ZUR SACHE:
Insulin und Bauchspeicheldrüse
Eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Diabetes spielt Insulin. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es senkt den Zuckergehalt im Blut, indem es die Zuckeraufnahme in die Körperzellen ermöglicht. Wie viel Insulin produziert wird, bestimmt die Bauchspeicheldrüse aufgrund des Zuckerspiegels im Blut. Steht wenig Insulin zur Verfügung, bleibt der Blutzuckerspiegel hoch, die Körperzellen "hungern", da sie kaum mit lebensnotwendiger Energie versorgt werden. Die ersten Alarmzeichen, wie Konzentrationsstörungen, vermehrter Durst und bleierne Müdigkeit, treten auf.
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