Politisch korrekt / Psychologie
Pervertierung und Spaltung

Der Politischen Korrektheit mangelt es an Bescheidenheit

Echte, ehrliche Hilfe und authentische Politische Korrektheit ermutigen die Menschen, sich weiterzuentwickeln und fördern sie in ihren Fähigkeiten. Im heutigen Mainstream der Politischen Korrektheit ist ein Mehr an Selbstbesinnung, Demut und Bescheidenheit notwendig. Ansonsten droht die Pervertierung einer guten Idee.

Politische Korrektheit: Spaltung und Regression

Die Politische Korrektheit pervertiert und schadet sich selbst, wenn sie unreflektierten Spaltungsprozessen unterliegt. Erwachsene Menschen sind immer zu einem Weltbild fähig, das ein Sowohl-als-auch beinhaltet. Diese integrative Weise, die Welt und uns selbst zu erleben, kann uns in Extremsituationen, wenn wir z.B. psychische oder körperliche Gewalt erleben, vorübergehend verloren gehen. Wir regredieren dann zu kindlicheren Erlebnisweisen und Modi. Wenn wir dann innere und äußere Sicherheit hergestellt haben, erlangen wir wieder eine differenzierte Sicht auf die Realität.

Wird Politische Korrektheit militant, kalt, hasserfüllt oder unangemessen aggressiv eingefordert, so sollte uns dies immer hellhörig machen. Meist sind dann Spaltungs- oder Abwehrmechanismen im Spiel, welche vom eigenen Leiden, von der eigenen Not und von den eigenen Schwächen und Schattenseiten ablenken sollen.

Wenn ich Andersdenkende im Außen bekämpfe, dann muss ich eben nicht in mich selbst hineinblicken und bin abgelenkt von meinen eigenen Schwächen, Problemen, Defiziten und Mängeln. Diesen Abwehrmechanismus bezeichnet die Psychoanalyse als "Projektion". Wir benötigen Ersatzfeinde, um uns selbst (und unsere Gesellschaft oder Subkultur) zu stabilisieren.

Beispiele für Spaltungsprozesse

Es gibt nichts Menschliches, was mir fremd wäre. Alles gibt es in mir. Ich bin ein kleines Kind, ich bin ein Erwachsener, ich bin ein Mörder und ich bin ein Heiliger. Ich bin narzisstisch und ich bin destruktiv. Es gibt nichts im Patienten, was es nicht auch in mir gibt.
Erich Fromm

Ein Sowohl-als-auch beinhaltet, dass ich selbst meine narzisstischen, menschenverachtenden und faschistoiden Züge reflektiere, erkenne und gut mit ihnen umgehen kann. Denn der kleine Neandertaler in mir ist immer AUCH faschistoid, xenophob, fremdenfeindlich, hasserfüllt, toxisch und narzisstisch. Kenne ich diesen meinen eigenen Schatten und habe ich ihn in meine erwachsene Persönlichkeit integriert, so kann ich mich gut und konstruktiv gegen Faschismus, Xenophobie, Homophobie, Transphobie u.v.m. einsetzen.

Ich erkenne dann, dass ich u.U. selbst einmal SOWOHL Opfer war, aber AUCH Gefahr laufe, meine erlittenen Traumen im Einsatz gegen Ungerechtigkeit als Täter*in an andere weiterzugeben:

Männer und Frauen, cis und trans*Menschen, LGBTIQA* und Heterosexuelle sind keine Gegner.

Wir sitzen alle im selben Boot, erfahren Leid, Kummer, Kränkungen, sind endlich und sterben eines Tages. Nur gemeinsam können wir zu innerer und äußerer Freiheit, Demokratie und Emanzipation finden. Jede Spaltung aber verhindert individuelle und kollektive Entwicklungsprozesse.

Viele Feminist*innen verweiblichen z.B. patriarchalische Strukturen. D.h. sie verhalten sich selbst narzisstisch, spaltend, diffamierend, genauso wie jene chauvinistischen und patriarchalischen Männer eben, welche sie kritisieren, was auch im TERF (Trans-Exclusionary Radical Feminism) sichtbar wird.

Wahre Emanzipation würde bedeuten, das Gegenüber verstehen zu wollen und in einen personalen, authentischen Dialog mit ihm zu treten.

Film: "RASSISMUS IM HANDEL: Getränke- und Lebensmittelkonzerne ändern Markenauftritte"

Übrigens kann es auch schnell rassistisch werden, wenn dunkelhäutige Menschen gar nicht mehr auf Produkten abgebildet werden (dürfen). Hier wird dann erst recht wieder ein Unterschied gemacht: die Wiederkehr des Verdrängten.

Manipulative Ideologisierungen und kollektive Hysterie unterwandern den Humanismus

Nicht nur die anderen haben Schuld, sondern ich selbst bin immer auch das Problem. Manipulative Ideologisierungen von ursprünglich wertvollen Weltanschauungen (hier die Politische Korrektheit) laufen immer Gefahr, selbst gewalttätig zu werden und dem ähnlich zu werden, was sie „bekämpfen“. Man denke nur an das Christentum, das auf die Weisheiten und Menschenfreundlichkeit Jesu zurückgeht und welches später zu Kreuzzügen gegen Ungläubige aufrief, die Folter befürwortete und Hexenverbrennungen durchführte.

Der Kampf GEGEN etwas ist ein Symptom intrapsychischer Spaltungsprozesse

Kampf ist per se nicht gesund, weil hier interpsychische und intrapsychische Spaltungsprozesse am Werk sind. Als Erwachsener sollte ich es tunlichst vermeiden, vorschnell die Moralkeule zu schwingen und mich darum bemühen, Konflikte, Differenzen und andere Weltbilder realitätsgerecht zu lösen und dadurch eigene blinde Flecken zu vermindern. Für die Verfolgung, Ahndung und Sanktionierung von psychischer, physischer und sexueller Gewalt sowie anderer Straftaten ist die Exekutive zuständig.

Die pervertierte Politische Korrektheit fühlt sich nicht nur hysterisch, dramatisch, unecht und aufgesetzt, sondern zudem auch hasserfüllt an. Wir bekämpfen in den vermeintlichen Gegner*innen all das, was wir in uns selbst ablehnen, also unsere eigenen Defizite, Fehler und Vorurteile. Vieles ist dann eine imaginäre und unendlich aufgeblasene Bedrohung (etwa ein unschuldiger Begriff, eine kindliche, unbefangene Verkleidung als Indianer im Fasching oder ein Keks) und keine reale. Wir projizieren unsere eigenen Unzulänglichkeiten, Vorurteile und Fehler auf die/den andere*n und versuchen in ihm/ihr alles auszumerzen, was wir an uns selbst ablehnen und verleugnen. Ich diskriminiere dann selbst Diskriminierende (oder unschuldige Menschen, auf die ich meine eigene Diskriminierung projiziere) und verfolge Verfolgende. In der Fehlhaltung der repressiven Pseudo-Politischen-Korrektheit lassen sich alle psychodynamischen Abwehrmechanismen wie in einem Lehrbuch aufzeigen.

Wir sind aufgefordert, in uns selbst hineinzublicken und dort mit allem einen guten Umgang zu finden, von dem wir denken, es bei anderen beseitigen oder bekämpfen zu müssen. Wenn wir hasserfüllt an anderen abreagieren, was wir in uns selbst ablehnen, wird die Politische Korrektheit zum Hass pervertieren und diese Welt noch gespaltener, hasserfüllter und bösartiger machen.

Das Ausagieren von Hass, die Verweigerung jeden Dialogs, und das Ausleben von Rachewünschen verhelfen uns niemals zu innerem und äußerem Frieden. Wir können nur Frieden finden, wenn wir uns mit unseren eigenen Schattenseiten versöhnen, diese annehmen und betrauern.

Ohne inneren Frieden, innere Abrüstung und innere Demokratie wird es äußerlich weder Frieden noch ein gutes Miteinander geben.

Das Helfersyndrom und Pseudo-Humanismus

Der Einsatz für die Menschenrechte und Politische Korrektheit ist fast immer von unbewussten Motiven mitbedingt, etwa von eigenen Wunden, Verletzungen und Kränkungen in der Biographie. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer hat dies bereits in den 1970er Jahren sehr treffend mit seinem Konzept des „Helfersyndroms“ beschrieben. Diese Fehlentwicklungen der Politischen Korrektheit werden dann rasch zu einer emotionalen Krücke oder Droge.

Kämpferisch und hasserfüllt vorgetragene Positionen sollten uns sofort misstrauisch und hellhörig werden lassen, unabhängig davon, ob diese Positionen von Rechts, von Links oder von der Mitte kommen. Die Verbrennungen der Bücher von J.K. Rowling, der Autorin von „Harry Potter“, sind genauso verwerflich und gewalttätig wie rechtspopulistische Zensur. Besonders schlimm sind Gewalttaten unter dem Banner der Politischen Korrektheit dann, wenn sie als humanitär dargestellt werden („Wir meinen es ja nur gut.“). Hier wird eine wertvolle Idee und Haltung schwer missbraucht.

An dieser Stelle zeigt sich, dass erlittene Traumen in der Regel zu einem instabilen Selbstwert führen. Ich erlebe dann die Welt als bedrohlich und interpretiere mitunter reale Bedrohungen als viel gefährlicher, als sie es tatsächlich sind. Ich kann zudem äußere Bedrohungen schwerer von innerseelischen Gefühlen der Bedrohung unterscheiden, was gerade für Traumafolgestörungen typisch ist. Zudem ist es für den traumatisierten Menschen entlastend, die Welt im Außen zu bekämpfen und reale Bedrohungen aufzublähen, da er dann seine innere Not und sein eigenes Leid weniger spüren muss. Die traumatisierte Psyche läuft Gefahr, sich Normen und Zwängen zu unterwerfen, um den eigenen Schmerz und das Leid nicht spüren zu müssen. Die sachlichen Inhalte dieser Über-Ich-Normen (rechte Ideologie, linke Ideologie, Politische Korrektheit, Religionen, Esoterik, New Age, Kommunismus, AFD) sind dann austauschbar.

Zudem zeigen sich auch im Einsatz für Menschenrechte und Politische Korrektheit der Konkurrenzkampf um Pfründe, Privilegien, erworbene Positionen, Einfluss und Macht. Politische Korrektheit mutiert dann zu einem repressiven Zwang, der unfrei macht.

Filmtipp: "Restaurant "Zum Mohrenkopf": Besitzer wünscht sich unverkrampftere Rassismus-Debatte"

Ein Wort selbst kann nie rassistisch sein, sondern erst Denotation und Interpretation verleihen ihm eine Bedeutung. "Mohr" ist grundsätzlich ein wertneutraler Begriff.

Wege aus Hysterie der Pseudo-Politischen-Korrektheit
Erinnern, wiederholen, durcharbeiten

Wie hilfreich wäre hier eine Selbsterkenntnis, die zwar vorerst immer schmerzlich, kränkend und bitter ist, mir aber langfristig hilft, die Welt, mein Umfeld und meine Mitmenschen klarer und realistischer einzuschätzen. Ich möchte an dieser Stelle Sigmund Freuds Aufforderung in Erinnerung rufen, unsere schmerzhaften Erlebnisse und Traumen

  1. zu erinnern,
  2. zu wiederholen und
  3. durchzuarbeiten.

Die moderne Psychotherapie würde diesen Dreischritt wohl als radikale Akzeptanz bezeichnen. Wir fühlen den alten Schmerz, nehmen ihn an, geben ihm in unserem Inneren all den Raum den er benötigt. Wir müssen diesen Schmerz und das Leid nicht mögen, aber wir können ihn dennoch distanziert beobachten, akzeptieren und immer auch konstruktiv mit ihm umgehen. Dabei kommen eventuell Erinnerungen an Traumen und erlittene Gewalt in uns hoch. Diese Erinnerungen gilt es zu ordnen und zu betrauern. Aber auch die Wut und der Hass auf die ursprünglichen Täter*innen dürfen gespürt und zugelassen werden. Danach suche ich, wie ich im Sinne einer guten Selbstfürsorge gut mit mir und meinen Mitmenschen umgehen und wie ich mich gegen aktuell erlittene Bedrohungen angemessen, konstruktiv (aber eben nicht über das Ziel hinausschießend) abgrenzen und mich schützen kann.

Die wahre innere Freiheit

Ich kann sodann meine Selbstentfremdung durch das Hindurchgehen durch Schmerz und Trauer zunehmend auflösen, mein falsches Selbst aufgeben und echten Selbstwert finden. Zudem ebnet mir jede Selbsterkenntnis den Weg, zu fühlen und zu spüren, was meine authentischen Bedürfnisse sind und verhilft mir zu echter innerer Freiheit. Ich spüre dann im tiefsten Innersten meine Fähigkeiten und was für mich stimmt und passt. Ich habe die Freiheit, ein authentisches, personales Leben zu führen, ganz frei von Ideologie und moralinsauren Zwängen. Ich kann nämlich die äußere Freiheit, welche mir durch die Verfassung garantiert wird, nur dann optimal und sinnvoll nutzen, wenn ich psychologische und soziale Kompetenzen entwickelt habe. Das ist wahre innere Freiheit.

Ehrliche Politische Korrektheit bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Zudem freut sich ein Mensch, der über einen stabilen Selbstwert verfügt, etwas Sinnvolles zu leisten. Er zieht daraus innere Erfüllung, Bestätigung, kann seine Fähigkeiten, Talente und Charismen weiterentwickeln. Die äußere Bestätigung, der Konkurrenzkampf und das Streben nach Macht werden ihm zunehmend fremd. Er erkennt diese als Selbst-Entfremdung.

Echte, ehrliche Hilfe und authentische Politische Korrektheit würden nämlich die Menschen ermutigen, konfrontieren, unterstützen und zur Selbsthilfe auffordern. Sie würden fördern und fordern, ohne den/die andere*n zu überfordern und zu vereinnahmen, und sie würde auch loslassen können.

Politische Korrektheit - der personale Weg
Mitläufertum, Opportunismus und fassadenhaftes Verhalten

Wenn wir uns selbst nicht gut kennen und einen schlechten Zugang zu unseren authentischen Gefühlen und Bedürfnissen haben, dann mangelt es uns an Selbstorientierung und innerer Freiheit. Ein Weg aus dem hysterischen Mitläufertum der Pseudo-Politischen Korrektheit ist der personale Weg.

Wir laufen dann Gefahr, uns in der äußeren Freiheit zu verlieren und haltlos zu werden. Diese innere Haltlosigkeit führt zu Mitläufertum und fassadenhaftem Verhalten. Ich schwimme dann bequem und feige im Mainstream der Politischen Korrektheit mit und brauche permanent Bestätigung von außen, dass ich ein guter, politisch korrekter Mensch sei, d.h. ich bin zu sehr von äußerem Wohlwollen abhängig. Da mir die Erdung und Substanz fehlen, muss ich mich umso ängstlicher an Ideologien und Dogmen klammern. Ich bin seelisch von mir selbst entfremdet und werde zum Opportunisten. Das Aufgeblasene und Vorgetäuschte sollte uns immer misstrauisch machen.

Es braucht Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis

Jemand, der sich authentisch politisch korrekt verhält und die Werte der Meinungsfreiheit und Demokratie lebt, der ist immer dialogfähig. Er verfügt über die Kompetenzen der kritischen Auseinandersetzung, der Selbsterfahrung, der Akzeptanz und der Selbsterkenntnis.

Ohne Selbsterfahrung neige ich zu Fassadenhaftigkeit, Selbstdarstellung und zum falschen Selbst. Ich trage dann eine soziale Maske, welche ich im tiefsten Innersten nicht als echt und zu mir gehörig erlebe und passe mich dem hysterischen Mainstream an.

Politische Korrektheit darf niemals dazu missbraucht werden, um mittels Zwangs, Drohungen, Shitstorms, Rufmords und übler Nachrede, öffentlichen Prangers, Repressionen und Gewalt eine Ideologie oder ein Verhalten durchzusetzen. Es gibt heute Tendenzen innerhalb einer vermeintlichen Politischen Korrektheit, die jede Religion (auch deren radikale Auswüchse) und Identität völlig kritiklos bestätigen und nicht mehr Fehlentwicklungen, Radikalisierungen oder extremistische Positionen zu erkennen vermögen. Dabei wird die eigene Position als moralisch überlegen dargestellt und Andersdenkende werden als böse und schlecht beschimpft (Spaltung).

Positive Diskriminierung und Ideologie

Politische Korrektheit kann dann opportunistisch, scheinheilig, narzisstisch, hysterisch und feige sein und läuft Gefahr, Menschen positiv zu diskriminieren. So sind etwa die die ideologischen Auswüchse der politischen Korrektheit für Menschen, die sich ihrer Geschlechtsidentität unsicher sind, keinesfalls hilfreich. Zivilcourage und Opportunismus sind sich dann verwechselnd ähnlich.

Es gibt etwa immer mehr Jugendliche, die in ihrer Identitätssuche behaupten, trans* (transgender, transident, transsexuell, genderfluid, nicht binär) zu sein, obwohl sie es nicht sind.
Wenn dann alles opportunistisch zu Diversity und Vielfalt erklärt wird, dann fehlt diesen jungen Menschen ein integres, authentisches Gegenüber, das auch schon mal Reibungsfläche und Realitätsprüfung bietet, sodass ein junger Mensch daran wachsen und sich entwickeln kann. Eine authentische und innerseelisch tief verankerte, mutige Politische Korrektheit muss hier unbedingt angemessene Hilfe anbieten.

Ist unsere Psyche politisch korrekt?

Nein. Als Psychotherapeut mache ich tagtäglich die Erfahrung, dass unsere Psyche niemals politisch korrekt ist. Ich fordere sogar meine Klient*innen und Patient*innen heraus, alles Abgründige und Unkorrekte auszusprechen (sogar Mordimpulse, Rache- und Gewaltphantasien), um psychische Erkrankungen und Gewalt zu vermindern und konstruktiv, reif und erwachsen mit unseren Schattenseiten umzugehen.

Die wichtigste Basis für ein authentisches politisch korrektes Verhalten ist immer die Selbsterkenntnis, der personale Zugang zu unseren Emotionen und Bedürfnissen sowie die Arbeit an uns selbst.

Was ist das Gewissen bzw. die Person?

In der Tiefenpsychologie wird dabei zwischen ICH und SELBST (bzw. in der Existenzanalyse PERSON) unterschieden. Das Ich bildet die soziale Maske ab und all jenes, das ich mir erlernen und antrainieren kann. Insofern beinhaltet das Ich auch die sozialen Rollen, die wir einnehmen. Somit ist das Ich etwas Sekundäres, während das Selbst bzw. die Person das Echte, Wahrhaftige und Authentische im Menschen ist. Durch Ich-Leistungen können wir uns von unserem Selbst bzw. unserer Person entfernen.

Stimmen das Ich und das Selbst im Großen und Ganzen überein, so ist das eine gute Basis für ein erfülltes, gesundes Leben. Wir sind dann glücklich, zufrieden, friedfertig und selbst-fürsorglich. Entfernen sich das Ich und die Person, so beginnen wir, uns selbst zu verfehlen. Wir leiden dann, suchen Konflikte im Außen, agieren hasserfüllt unsere Selbstentfremdung an anderen aus, streiten, begehen psychische Gewalttaten, stellen Menschen an den Pranger, rufen zu Shitstorms gegen Andersdenkende auf und brauchen äußerliche Feinde.

Wie kann ich mich selbst besser kennenlernen?

Es kann äußerst hilfreich sein, unsere Person durch Selbst-Erfahrung besser kennenzulernen, ist das doch eine gute Möglichkeit, um mit uns selbst und unseren Mitmenschen gut umzugehen und friedlich zusammenzuleben.

Der Prozess der Selbsterfahrung kann leidvoll und schmerzhaft sein, weil wir uns aus unserer Komfortzone herausbewegen, unsere soziale Maske fallen lassen und personal sichtbar werden. Das macht uns auch verletzlich, weil wir uns dann so zeigen, wie wir wahrhaft sind.

Vom falschen Selbst zum personalen Leben

Lebe ich in Abstimmung mit meiner Person bzw. mit meinem Selbst (und nicht mit dem Mainstream), so erlebe ich mich in meinem Fühlen, Denken und Handeln als echt, stimmig und authentisch. Ich kann dann Kritik und andere Positionen prüfen, ohne mich sofort in Bedrängnis und Gefahr zu wähnen. Zudem bin ich kompromissfähig, weil ich mir ja meiner selbst und meines Selbsts bewusst bin sowie meine eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Talente, aber auch meine Grenzen und Schattenseiten kenne und konstruktiv mit diesen umgehen kann.

Bei Selbstentfremdung sind und handeln wir narzisstisch. Wir müssen uns aufblähen, überkompensieren, leisten, unseren Pseudowert verteidigen, konkurrieren, andere abwerten und an den Pranger stellen. Oder wir geben vorschnell klein bei und schwimmen mit dem mit, von dem wir denken, dass es gerade von uns erwartet wird.

Fazit: Politische Korrektheit muss mit der Person abgestimmt sein

Politische Korrektheit ist eine wichtige Haltung zur Mitwelt und sich selbst, welche den Menschenrechten verpflichtet ist und sich dafür einsetzt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dabei setzt sie auf Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Gewaltfreiheit, Demut und Personenwürde. Ihr Medium ist die gewaltfreie Kommunikation, welche andere Positionen anerkennt, in einen Dialog tritt und dabei auch zur Selbstkritik fähig ist.

Wie alle wertvollen Haltungen läuft auch die Politische Korrektheit Gefahr, sich zu ideologisieren und aus einer menschenfreundlichen Sicht auf die Welt zu einem psychisch gewalttätigen, brutalen Zwangsapparat mit opportunistischen Mitläufer*innen zu werden.

Ein Grund dafür liegt darin, dass diese ethische Grundhaltung von Personen mitgetragen wird, die unter biographischen Defiziten, Bindungsproblemen, Fehlentwicklungen, Traumen und mangelnden inneren Strukturen leiden. Ohne einen akzeptierenden und selbstfürsorglichen Zugang zu diesen Defiziten laufen wir immer Gefahr, innere Not und inneres Leid im Außen projektiv zu bekämpfen. Meine Politische Korrektheit steht dann auf tönernen Füßen, der Boden trägt nicht, und ich spiele ein sozial erwünschtes Verhalten vor. Spaltung ist immer ein Hinweis auf innerseelische Störungen oder Frühstörungen.

Die wesentliche Basis für Nächstenliebe, Wertschätzung und eine geerdete, substantielle Politische Korrektheit sind ein guter Selbstwert und eine gesunde, tiefgehende Selbstachtung, Selbstakzeptanz und Selbstliebe.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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