Coronavirus in Salzburg
Corona macht 18.000 Salzburger arbeitslos

Jacqueline Beyer, Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg: "Ich bin jeden Tag überwältigt, welches Arbeitspensum wir hier im AMS Salzburg schaffen." | Foto: AMS Salzburg
  • Jacqueline Beyer, Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Salzburg: "Ich bin jeden Tag überwältigt, welches Arbeitspensum wir hier im AMS Salzburg schaffen."
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In einem halben Jahr kann das AMS abschätzen, was Corona langfristig für den Salzburger Arbeitsmarkt bedeutet.

SALZBURG. Am 16. März ist auch die Welt des AMS Salzburg eine andere geworden. 322 Mitarbeiter arbeiten dort auf Hochtouren, um den 18.000 Salzburgern, die seit diesem Tag arbeitslos gemeldet sind, eine Perspektive zu geben. Jacqueline Beyer, AMS-Landesgeschäftsführerin berichtet:

Wie haben die Mitarbeiter des AMS Salzburg die letzten Wochen erlebt?
JACQUELINE BEYER: Seit dem 16. März ist die Welt des AMS Salzburg eine andere geworden. Wir haben einen enormen Ansturm von arbeitslosen KundInnen erlebt und die ganze, große Unsicherheit in der Bevölkerung rund um das Thema Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit abfangen müssen. Von der ersten Minute an war es für alle meine KollegInnen eine Selbstverständlichkeit, überall mit anzupacken. Von den 322 MitarbeiterInnen des AMS Salzburg haben sehr viele ihre Arbeitszeit aufgestockt. PensionistInnen konnten wiedergewonnen werden und helfen in dieser schwierigen Zeit aus. Kaum jemand arbeitet noch an seinem ursprünglichen Arbeitsplatz. Jeder hilft dort mit, wo es gerade am notwendigsten ist. Überstunden und Wochenenddienste gehören seit vier Wochen zum AMS-Alltag. 

"Das gesamte Team ist sich der enormen Verantwortung für die Salzburger Wirtschaft und die arbeitslosen KundInnen bewusst. Ich bin jeden Tag überwältigt, welches Arbeitspensum wir hier im AMS Salzburg schaffen. Für uns hat die Parole 'Gemeinsam schaffen wir das' eine neue Dimension bekommen." 
Jacqueline Beyer, AMS-Landesgeschäftsführerin in Salzburg


Haben Sie ein paar Zahlen für uns?
JACQUELINE BEYER: Rund 18.000 Menschen haben sich seit 16. März arbeitslos gemeldet. Seither haben wir 31.000 E-Mails und 56.000 Telefonate rund um das Thema Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit beantwortet. Für uns war es eine enorme Herausforderung, den Menschen die Ängste zu nehmen, ihre Fragen zu beantworten und auch gleichzeitig die Gelder zu berechnen und rechtzeitig auszuzahlen.

Was sind aktuell die größten Schwierigkeiten in Salzburg? 
JACQUELINE BEYER: Die Angst der Menschen, wie es weitergeht.

Wie gefordert sind Ihre Mitarbeiter/Sie auch menschlich?
JACQUELINE BEYER: Nicht nur das Arbeitspensum ist eine große Herausforderung für meine MitarbeiterInnen. Wir haben auch sämtliche Vorkehrungen getroffen um Ansteckung so gut wie möglich zu vermeiden. Wir haben in kürzester Zeit Plexiglasscheiben besorgt und überwiegend auf telefonische und Online-Beratung umgestellt. Die eigenen Ängste wurden zurück gesteckt um das System aufrecht zu erhalten. Gefordert sind wir auch durch eine große Ungeduld der Betriebe. Im „Normalfall“ erhalten unsere PartnerInnen binnen 24 Stunden eine Antwort. Aufgrund des Volumens können wir diesen Standard nicht halten.

Ist der Höhepunkt an Arbeitslosigkeit in Salzburg bereits erreicht?
JACQUELINE BEYER: Das wird von den weiteren Einschränkungen abhängig sein.

Hat Salzburg im österreichvergleich in irgendeinem Bereich eine Sonderstellung?
JACQUELINE BEYER: Gemeinsam mit Tirol haben wir besonders durch den Tourismus den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit. In den Gebirgsgauen ist die Arbeitslosigkeit um bis zu 275 Prozent gestiegen. Wien hat im Vergleich dazu einen Anstieg von knapp 40 Prozent.

Handelt es sich im Pinzgau und Pongau nicht ohnehin um Saisonarbeitskräfte in Arbeitslosigkeit, die sonst eben jetzt arbeitslos geworden wären?
JACQUELINE BEYER: Ja, aber durch die Schließung wurden viele Saisonarbeitskräfte vorzeitig arbeitslos, der Großteil wäre bis Ende März beschäftigt worden, viele bis Ostern. Üblicherweise wird der Höhepunkt der Saisonarbeitslosigkeit Ende April erreicht. Voriges Jahr waren im Pongau, Lungau und Pinzgau Ende April 4.100 Arbeitskräfte aus dem Hotel- und Gastgewerbe saisonarbeitslos, heuer waren es schon Ende März 6.100, also um die Hälfte mehr.

Wie lang kann/wird es dauern, all diese Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen?
JACQUELINE BEYER: Auch das wird ganz von der raschen Öffnung und der Liquidität der Betriebe abhängig sein. Wir hoffen sehr, dass wir mit den zahlreichen Kurzarbeitsanträgen das Schlimmste verhindern konnten.

Als Laie würde man denken: Jetzt wenn alles wieder langsam zu laufen beginnt, können alle wieder in ihre Jobs zurück und sukzessive sinkt auch die Zahl der Arbeitslosen wieder bis zum Stand von vor Corona. Kann das so laufen? 
JACQUELINE BEYER: Entscheidend wird sein, wie viele Betriebe wieder aufsperren können und ab wann der Tourismus wieder anläuft. In den letzten Jahren hatten wir sehr gute Saisonen für den heimischen Tourismus. Davon wird sehr viel abhängen.

Bist du als Unternehmer von der Corona-Krise betroffen?

Was bedeutet diese hohe Arbeitslosigkeit langfristig für das Land Salzburg?
JACQUELINE BEYER: In einem halben Jahr gilt es einen neuerlichen Blick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zu werfen. Dann wissen wir, wer wirklich längerfristig von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Das AMS Salzburg ist krisenerprobt. Auch 2009 konnten wir den Menschen Zuversicht geben und durch gezielte Maßnahmen die Krise bewältigen. Auch jetzt wird das AMS Salzburg alles tun, um diese Zuversicht zu wecken und die erforderlichen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zu setzen.

Wie wird sich die Situation am Arbeitsmarkt verändern, jetzt, wo die ersten Lockerungen passieren?
JACQUELINE BEYER: Die erste Lockerung wird nur in homoöpathischen Dosen sichtbar werden am Salzburger Arbeitsmarkt. Wichtiger ist, dass die Lockerung rasch weitergeht.

 Wie zufrieden sind Sie mit dem Vorgehen/den Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung vom Standpunkt des AMS aus?
JACQUELINE BEYER: Es wurde sehr rasch der Rettungsschirm Kurzarbeit geschaffen und auch immer wieder nachjustiert. Dadurch konnten im Vorfeld sehr viele Ängste genommen werden. Die Entwicklung der Covid-Fälle zeigt, dass wir am richtigen Weg waren. Nun gilt es den Rettungsschirm so breit wie möglich aufzustellen und für das AMS den Fokus auf die Abrechnung der rund 5.700 Kurzarbeitsfälle zu legen, damit die Salzburger Wirtschaft wieder durchstarten kann.

>>HIER<< finden Sie die aktuellen Zahlen vom Salzburger Arbeitsmarkt. 

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