Das bedeutet ein ungeregelter Brexit für Salzburgs Exporteure
Die überwiegende Mehrzahl der Salzburger Unternehmen sind gut auf einen ungeregelten Brexit vorbereitet. Viele wittern ihre Chance in Irland.
SALZBURG. Salzburgs Firmen nehmen einen eventuellen ungeregelten Brexit am 31. Oktober 2019 ernst. Große Salzburger Exporteure haben Lager in Großbritannien eingerichtet, um Liefertermine einhalten zu können, falls neue Zollformalitäten oder Wartezeiten an den Grenzen entstehen.
Lager in Großbritannien eingerichtet
"Um diese Firmen brauchen wir uns nicht zu sorgen. Großbritannien ist ein alter Markt. Viele der großen Salzburger Exporteure sind seit Jahrzehnten dort vertreten. Sie sind über die unsichere Situation zwar nicht erfreut, betrachten sie aber gelassen", sagt Christian Kesberg, der österreichische Delegierte der Wirtschaftskammer im "AußenwirtschaftsCenter" London. "Sorgenkinder sind Firmen, die sporadisch und in kleinem Umfang (bis 25.000 Euro jährlich) liefern. Sie können sich nicht auf den Worst Case vorbereiten, weil es ökonomisch keinen Sinn für sie machen würde, z.B. Lager einzurichten."
Nischenspieler aus Salzburg
Die überwiegende Mehrzahl der Salzburger Unternehmen seien aber gut vorbereitet. Daher würden sich die volkswirtschaftlichen Auswirkungen auf Salzburg auch bei einem ungeregelten Brexit in Grenzen halten. "Aus Salzburg und Österreich generell kommen viele 'Nischenspieler' ohne jegliche britische Konkurrenz. Sie sind schwer zu substituieren. Das ist ihr Vorteil", sagt Kesberg.
Exporthöhe Salzburgs ins Vereinigte Königreich sogar gestiegen
141 Salzburger Firmen haben im Jahr 2017 nach Großbritannien exportiert. Damit ist das Vereinigte Königreich das viertstärkste Partnerland Salzburgs. Die Exporthöhe lag 2017 bei 4,9 Milliarden Euro. Im Jahr 2018 ist die Exporthöhe Salzburgs ins Vereinigtes Königreich weiter um etwa 30 Prozent gestiegen. "Nach der Steiermark (+39,9 Prozent) hat Salzburg hier den größten Exportzuwachs zu verbuchen", informiert Thomas Albrecht, Leiter der Abteilung Handelspolitik und Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer Salzburg. "Wir als Wirtschaftskammer haben versucht, unseren Firmen Panik zu nehmen. Wir sind auf sie zugegangen und haben mit ihnen Kompensationsmärkte gesucht", so Albrecht – "und haben den irischen Markt für viele unserer Firmen entdeckt."
"Jetzt ist die Zeit, in der man sich mit Irland beschäftigen sollte"
"Der Brexit bedeutet für Irland, was für Österreich eine Austritt Deutschlands aus der EU bedeuten würde", sagt Josef Treml, der österreichische Delegierte der Wirtschaftskammer im "AußenwirtschaftsCenter" Dublin.
"Die Iren importieren zur Zeit sehr viel aus dem Vereinigten Königreich. Im Fall eines ungeregelten Brexits sind britische Waren natürlich keine EU-Waren mehr und daher ändern sich die Rahmenbedingungen beim Importieren. Britische Produkte werden teurer und unsere Waren damit wettbewerbsfähig. Das ist eine Chance für österreichische und Salzburger Unternehmen. Sie könnten ein billigerer und einfacher zu importierender Ersatz für britische Exporte nach Irland werden. Jetzt ist also die Zeit, in der man sich mit Irland beschäftigen sollte", so Treml.
"Irland kristallisiert sich als sehr interessanter Markt für Salzburg heraus"
In Salzburg hat man sich schon mit Irland beschäftigt. "In Irland verbuchen wir eine Steigerung der Warenexporte im Jahr 2018 von plus 50,4 Prozent. Österreichweit ist das der größte Exportzuwachs. Salzburg liegt bei den Warenexporten sogar vor der Stadt Wien", erklärt Thomas Albrecht. "Irland kristallisiert sich als sehr interessanter Markt für Salzburg heraus – speziell im Lebensmittelbereich."
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