Coronavirus in Salzburg
"Familien verlieren bis zu 1.200 Euro im Monat"
Die Arbeiterkammer Salzburg ist mit den finanziellen Problemen, die aus den Corona-Maßnahmen entstehen, vertraut. "Die Sorge, wie es weitergeht, tragen viele", sagt Peter Eder, Präsident der Arbeiterkammer Salzburg.
SALZBURG. Die Arbeiterkammer in Salzburg erlebt derzeit den größten Ansturm aller Zeiten. "In letzten vier Wochen hatten wir über 30.000 Beratungen am Telefon und per Mail absolviert. Unsere Mitarbeiter haben unmenschliches geleistet, haben es aber geschafft, die Salzburger zu unterstützen, trotz beinahe täglicher Gesetzesänderungen und neuer Erlässe", sagt Peter Eder, Präsident der Arbeiterkammer (AK) Salzburg.
Dann kam die Welle der Kündigungen
Die meisten Salzburger wollte Fragen zum Thema Kurzarbeit, Reiserücktritte oder Stornierungen von Urlauben beantwortet haben. Dann kam die Welle der Kündigungen: "Einige Betriebe haben sich nicht gut verhalten und ihre Mitarbeiter sofort abgemeldet. Hier gilt es noch vieles aufzuarbeiten. Einige konnten zum Umschwenken auf Kurzarbeit motiviert werden. 40.000 Menschen sind derzeit in Kurzarbeit und 18.000 seit Corona arbeitslos", weiß Eder.
"In dieser Phase der Krise waren die Mitarbeiter am besten aufgehoben, in Betrieben in denen es Betriebsräte gibt."
Präsident der Arbeiterkammer Salzburg
"Das wäre auch sozialer gegangen"
Die Arbeiterkammer habe im Corona-Prozess die Aufgabe übernommen, auf Missstände hinzuweisen. "Nachdem das Epidemiegesetz außer Kraft gesetzt wurde, wonach jeder Arbeitgeber alle Ausfälle ersetzt bekommen hätte, haben wir reagieren müssen. Das wäre auch sozialer gegangen. Es wurden von der Bundesregierung viele Aktionen gesetzt, die erst im Anschluss überdacht wurden. Zum Beispiel hat man Kindergärten und Schulen gesperrt, aber nicht über die Betreuung nachgedacht", so Eder. "Nun dürfen Risikogruppen der Arbeit fernbleiben, aber erst dann wurde definiert, wer zur Risikogruppe gehört und wer das bestimmen darf."
Schwarze Schafe bei der Kurzarbeit
Derzeit beschäftige man sich bei der AK in Salzburg vor allem mit dem Thema Kurzarbeit. "Bei uns sind hunderte Anrufe eingegangen, wo Mitarbeiter berichten, dass sie trotz angemeldeter Kurzarbeit normal arbeiten müssen. Manche berichten davon, dass sie keine Arbeitszeitaufzeichnung machen dürfen. Von vielen Firmen haben wir auch konkrete Namen. Hier muss geprüft werde. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern vorsätzlicher Betrug", so Eder. "Es ist uns klar, dass überall Ausnahmezustand herrscht und auch das Personal beim AMS fehlt, um jetzt die Firmen anzufahren und zu überprüfen. Wir werden aber auf jeden Fall dranbleiben und auf die Rechte der Arbeitnehmer achten."
Familien verlieren bis zu 1.200 Euro im Monat
Im Gespräch mit den Salzburgern erfahren die Berater bei der Arbeiterkammer: Die schwierigste Zeit ist jetzt. "Für jene in der Kurzarbeit als auch für Arbeitslose besteht die Sorge, wie es weitergeht. Wir wissen von Familien, in denen durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit bis zu 1.200 Euro im Monat fehlen. Es braucht jetzt einen Plan, wie es weitergeht. Auch Stundungen sind kein Geschenk", so Eder.
Wer soll die Krise bezahlen?
"Wir werden wachsam bleiben, was die Bundesregierung zu tun gedenkt. Denn schon jetzt sind die Arbeitnehmer steuerlich stark belastet. Es kann nicht sein, dass die Arbeitnehmer jetzt weniger bekommen und dann auch noch die Krise bezahlen", sagt Eder.
"Mit der 'keine Schulden-' und 'Nulldefizit-Politik' der Konservativen werden wir aus dieser Krise nicht herauskommen.
Präsident der Arbeiterkammer Salzburg
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