Arbeitsmarkt
Mit einer Erwachsenenlehre erfolgreich im Tourismus
Lehrstellenüberschuss herrscht in den Fremdenverkehrsberufen. Die Erwachsenenlehre könnte Abhilfe schaffen. Gehalt statt Lehrlingsentschädigung lockt zur Karriere am zweiten Bildungsweg.
SALZBURG. Das Salzburger Arbeitsmarktservice (AMS) zeichnet derzeit ein angespanntes Bild für die Berufsgruppen im Bereich Hotellerie und Gastronomie. In der Beherbergung und Gastronomie waren Ende Juli 1.084 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind um 6,2 Prozent beziehungsweise 63 Personen mehr als im Juli 2022. Und das in einer Branche, die händeringend nach Mitarbeitern sucht.
400 zu 24
Und auch bei den Lehrlingen in diesen Berufsgruppen zeigt sich kein anderes Bild. "Bei den Fremdenverkehrsberufen stehen 402 sofort verfügbare offene Lehrstellen mit Stichtag Juli 2023 in Salzburg zur Verfügung. Dem gegenüber gibt es lediglich 24 Lehrstellensuchende", informiert die stellvertretende Landesgeschäftsführerin Christa Schweinberger.
Restaurantfach hart betroffen
Aufgeteilt nach Berufsgruppen lässt sich sagen, dass mit Juli acht Lehrlinge in der Hotel- und Gastgewerbeassistenz auf Lehrstellensuche waren, während 68 Lehrstellen in diesem Bereich in Salzburg offen standen. Bei den Restaurantfachkräften und den Köchen ist die Lage noch dramatischer. So gibt es lediglich vier Lehrstellensuchende der Restaurantfachkräfte, die 143 offenen Stellen gegenüberstehen. Und zehn angehende Köche können aus 127 Lehrstellen im Land wählen.
Gut zu wissen: Die Gastronomie ist mit rund 47.600 Mitgliedsbetrieben in der Bundessparte "Tourismus und Freizeitwirtschaft" der größte Fachverband. Mit österreichweit 103.300 Beschäftigten 2021 ist die Gastronomie außerdem der wichtigste Arbeitgeber innerhalb der Sparte.
Quelle: AMS Report 2022
Herbst wird Trend für kommende Saison zeigen
"Erfahrungsgemäß tut sich diese Branche in Salzburg schwer, Personal zu bekommen und zu halten", sagt Christa Schweinberger. Nach der Corona-Pandemie seien aber viele Betriebe sehr bemüht, ihre Mitarbeiter für die Folgesaison zu behalten, weiß die Expertin. "Hierzu werden wir aber erst im Herbst 2023 echte Vergleiche zwischen vor und nach der Pandemie ziehen können", so die stellvertretende Landesgeschäftsführerin.
Erfolgsgeschichten aus der Erwachsenenlehre
Dabei stimmen Erfolgsgeschichten aus der Branche besonders zuversichtlich. Julia Grasmann (23) und Clemens Ortner (34) verkörpern den gelungenen Sprung vom Jus-Studium hin zu einer vielversprechenden Karriere im Tourismus. Beide haben kürzlich mit ausgezeichnetem Erfolg ihre Lehrabschlussprüfung im Rahmen der Erwachsenenlehre bei der Imlauer-Gruppe abgelegt.
Gehalt statt Lehrlingsentschädigung
„Mir hat die Lehre großen Spaß gemacht, weil ich eine erstklassige praktische und fachtheoretische Ausbildung bekommen habe und mit gleichaltrigen Erwachsenen die Kurse besuchen konnte“, sagt Julia Grasmann. Clemens Ortner pflichtet ihr bei und sieht weitere Gründe für eine Lehre im Erwachsenenalter: „Die Erwachsenenlehre kann man in nur zwei Jahren absolvieren. Zusätzlich motiviert die Bezahlung, da man nach Kollektivvertrag statt über Lehrlingsentschädigung entlohnt wird."
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