Katholische Kirche im Salzkammergut

Predigt für 28. Mai von Gerhard Pumberger

Die Predigt für Sonntag, 28. Mai, stammt von Gerhard Pumberger, Pfarrassistent Pinsdorf, Betriebsrat Pfarre & Gemeinschaft, Radiosendungsmacher im FRS, und beschäftigt sich mit Genesis 11, 1 bis 9: "Pfingsten, ein Fest der Buntheit und Vielfalt".

SALZKAMMERGUT. Auf den ersten Blick scheint es so, dass die Vielfalt der Sprachen und Kulturen eine Strafe Gottes ist, für den Hochmut der Menschen den Himmel zu stürmen. So haben es viel von uns gelernt, wenn die Rede vom Turmbau zu Babel gewesen ist.

Vielfalt der Sprache - Strafe Gottes?

Aber falsch. Ganz falsch.
Es geht um den Originaltext der Bibel. Da heißt es, es war einmal so gekommen, also vorher war es anders, es war einmal so gekommen, dass der Weg zur Einheitssprache das Ergebnis eines Gewaltaktes war. Aus der Vielfalt der Sprachen, die von Gott geschaffen worden war, wurde eine Sprache gemacht. Durch den Menschen. Bis heute ist das so, Herrscher verbieten Sprachen, denn die Vielfalt ist weniger beherrschbar. Eine Sprache, eine Lehre, da gibt es nichts zu interpretieren. Was Wahrheit ist, wird vorgegeben, und es ist klar, wer das sagen hat, wer bestimmt, was richtig oder falsch ist, Befehl und Gehorsam, Herrscher und Diener. Da ist klar, wer wer ist.

Türme zu Babel in unserer Welt

Das kommt einem bekannt vor, auch aus der Kirche, eine Lehre, eine Wahrheit, ein katholischer Einheitsbrei, auf Linie gebracht, uni-formiert, in eine Befehlskette gestellt. So lässt sich die Masse „Mensch“ leicht lenken und leiten, für ein gigantisches Projekt. „Stürmen wir den Himmel!“. Und Türme zu Babel gibt es zu Hauf in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und auch in der Kirche. Let’s meak us great again, again. Holen wir uns unser Land zurück. Bauen wir eine Festung Österreich.

Widerstand Gottes

Und Gott leistet Widerstand, weil es sonst kein gutes Ende für die Menschen nimmt. Er stellt die Vielfalt wieder her, die Buntheit der Sprachen und Kulturen. Und das Verbindende ist die Heilige Geistkraft, Gott wendet sich uns zu, er spricht uns an in unserer Muttersprache. Er geht auf uns zu, baut keine Festung, keine Barrieren auf, er bringt die Menschen zusammen.

Wunder von Pfingsten

Das ist das eigentliche Wunder an Pfingsten: Die Zusammengehörigkeit von völlig verschiedenen Menschen, mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Gottes Heilige Geistkraft sammelt einen bunten Haufen unterschiedlichster Menschen. Daran werden auch laut grölende Politiker:innen nichts ändern.
Vielleicht hilft uns ein Bild aus der Musik: Wir sind eingeladen, einzustimmen in die Symphonie des Lebens, deren Grundton Gott anschlägt. Mit unseren vielen Stimmen sollen und dürfen wir einstimmen, nicht einstimmig, aber doch stimmig. Möge die Buntheit und Vielfalt in unserem Leben, in unserer Gesellschaft und auch wieder mehr in der Kirche aufblühen und zum Klingen gebracht werden.