Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigtgedanken für 25. Dezember: Der Prolog des Johannes
Die Predigt für den 25. Dezember, Jes 52,7-10 | Ps 98,1-6 | Hebr 1,1-6 | Joh 1,1-18, stammt von Dechant Franz Starlinger, Pfarre Laakirchen.
SALZKAMMERGUT. Im Evangelium am heutigen 25. Dezember ist keine Rede von der Geburt Jesu in der Krippe, von Maria und Josef, von Ochs und Esel, von den Sterndeutern und vom Chor der Engel. Das mag vielleicht etwas verwundern, aber das ist schon seit eineinhalb Jahrtausenden so.
Die biblischen Texte, die am 25. Dezember vorgetragen werden, unterscheiden sich von denen, die in der vorausgehenden Nacht, in der sogenannten Christmette gelesen wurden. Dort hat die Erzählung von der Geburt Jesu ihren Platz, wie wir sie im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums finden. Wenn aber die Nacht zu Ende ist und der Tag begonnen hat, wird er Beginn des Johannesevangeliums gelesen, und der ist nicht so berührend und ergreifend wie die Geschichte vom Kind in der Krippe. Es ist vielmehr ein Stück christlicher Philosophie – vielleicht das wichtigste Stück christlicher Philosophie, das je verfasst wurde.
Der Johannesprolog in der christlichen Liturgie
Diese ganze wichtige Sprache darf uns durchaus fremd und wirr erscheinen – und doch waren diese Worte den frühen Christen so wichtig, dass sie sie aufbewahrt haben, um sie weiterzusagen. Als dann ab dem 4. Jahrhundert das Weihnachtsfest, das Fest der Geburt Jesu, eingeführt wurde, da wurde es mit diesem Text aus dem Johannesevangelium versehen, und so ist es bis heute, am 25. Dezember jedes Jahres.
Die orthodoxen Kirchen lesen diesen Text sogar am Ostersonntag, wo es doch gar nicht um die Geburt Jesu geht, sondern um seine Auferstehung. Über viele Jahrhunderte wurde genau dieser Text am Ende fast jeder Messe vorgelesen. Erst das zweite Vatikanische Konzil schaffte dieses sogenannte Schlussevangelium ab, das im Mittelalter in die Messe eingefügt worden war. Es ist also nicht irgendein Text, mit dem wir heute konfrontiert sind. Es ist einer der bedeutendsten, die es im Christentum gibt.
Entgrenzung von Erde und Himmel
Der christliche Glaube überschreitet Grenzen. Er steht allen Menschen offen. Das war in der Antike etwas ganz Besonderes gegenüber all den Städten, Regionen und Völkern, die je ihre eigenen Gottheiten verehrten.
Doch es gibt noch eine weitere Grenzüberschreitung und um die geht es heute: Der Glaube überwindet die Grenze zwischen Erde und Himmel. Er sagt: Das, war wir sehen und messen können, das ist nicht alles. Die ganze Welt um uns herum und wir selbst: Das alles ist Schöpfung, das alles hat einen Ursprung. Diesen Ursprung nennen wir Gott.
Es ist gut, dass wir da sind, denn Gott hat gewollt, dass wir da sind. Das ist das Wort, das im Anfang war. In Jesus wird dieses Wort Fleisch, es wird Mensch, und das ist die Pointe des Weihnachtsfestes. Gott solidarisiert sich mit seiner Schöpfung, indem er Mensch wird. Aber nicht erst in Jesus findet sich dieses gute Wort Gottes zu seiner Schöpfung. Es steht schon am Anfang des Alten Testaments, auf der ersten Seite der Bibel: Gott ruft die Schöpfung ins Dasein, und „Gott sah, dass es gut war.“
Heiligung des Menschen und der Schöpfung
Als sich das Weihnachtsfest ab dem 4. Jahrhundert verbreitete, musste man sich für die Einführung dieses Festes rechtfertigen. Vielen erschien es viel zu banal, einen Geburtstag Jesu zu feiern, für den es in der Bibel nicht einmal ein genaues Datum gibt. Doch die Befürworter sagten: Es geht nicht um einen bestimmten Kalendertag, sondern es geht um die Grundfesten des Christentums. Es geht darum, dass Gott sich in der Geburt Jesu zu seiner Schöpfung bekennt und sie heiligt. Inmitten der Schöpfung sind wir Menschen die Adressaten des Wortes Gottes. Von Gott angesprochen, können wir in allem – in uns selbst, in unseren Mitmenschen, in Tieren und Pflanzen, in Bergen und Seen – Gottes geliebte Schöpfung erkennen. Und wir dürfen Hoffnung haben inmitten der Welt und für die Welt. Weihnachten will uns zu hoffnungsvollen Menschen, zu frohen Menschen machen.
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