Daten seit Jahren im Internet
Opfer-Daten des Kinderpornoskandals waren wieder im Netz. Ermittelt wird noch gegen Unbekannt.
BAD GOISERN. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass vertrauliche Gerichtsdaten und Nacktfotos von Missbrauchsopfern des Bad Goiserer Kinderpornoskandals auf der Internet-Plattform You Tube veröffentlicht wurden.
Das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Seit mehreren Jahren werden Homepages mit diesen Daten online gestellt. Für alle Betroffenen ein Katz- und Maus-Spiel. Sobald die Daten von einer Homepage entfernt wurden, tauchten sie woanders wieder auf. Der vorläufig letzte Akt dieses unwürdigen Schauspiels folgte vor etwa zwei Wochen: Kurz nach der Löschung von You Tube gingen die Daten der Missbrauchsopfer dort wenig später erneut online.
Wiederum konnte erst über Intervention der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner die Löschung von der US-Internetplattform erreicht werden. Die Anwälte hatten bereits zuvor erfolgreich bei You Tube
interveniert. „Es ist nötig, die richtigen Kanäle mit den richtigen Informationen zu versorgen. Dann ist man meist erfolgreich. Die österreichischen Behörden verfügen angesichts ihrer beschränkten Kapazitäten nicht immer über dieses nötige Wissen“, so Gerald Ganzger und Heinz Templ.
Die beiden Rechtsanwälte setzten bei ihren Eingaben auf den Datenschutz: „In den USA ist die Gewichtung von Persönlichkeitsschutz rechtlich weniger verankert als der Datenschutz“, so die Anwälte. Derzeit ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft – noch immer – gegen Unbekannt, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels, Manfred Holzinger. Sollte wirklich eine Wiederholungstat vorliegen, hat dies laut Staatsanwaltschaft keinen Einfluss auf den Strafrahmen – auf die Strafandrohung selbst aber sehr wohl.
Ein 66-jähriger Mann aus dem Inneren Salzkammergut hat beim erstmaligem Auftauchen der Videos auf You Tube gegenüber dem ORF-Radio zugegeben, damals für diese verantwortlich gewesen zu sein. Er wurde auch als Haupttäter des Bad Goiserer Kinderpornoskandals am Ende der 1990er-Jahre zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Telefonisch war er für die BezirksRundschau nicht erreichbar. Der Anruf landete sofort in der Mobilbox.
Wegen des neuerlichen Auftauchens von Videos und Listen im Internet wird gegen Unbekannt ermittelt. „Für die Missbrauchsopfer und ihre Familien ist diese Situation untragbar geworden“, sagt Gewaltexperte und Vertrauensmann zahlreicher Opfer, Rainer König-Hollerwöger.
„Durch die aktuelle Situation wird alles wieder aufgewühlt. Es ist seelische Zerstörung, die durch den Herrn an betroffenen Kindern und Familien betrieben wurde und wird“, so eine Mutter, deren Söhne in den 90er-Jahren sexuell missbraucht wurden. Und weiter: „Ich bin enttäuscht, dass eine staatliche Einrichtung nicht in der Lage ist, entsprechende rechtliche Schritte
zu setzen.“
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