Forscher warnen
Gletscherschmelze am Dachstein setzt sich unvermindert fort

Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Umweltministerin Leonore Gewessler, mit dem Glaziologen Kay Helfricht von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Dachstein vor dem schmelzenden Hallstätter Gletscher bei einem Lokalaugenschein im vergangenen Sommer. | Foto: Land OÖ
2Bilder
  • Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Umweltministerin Leonore Gewessler, mit dem Glaziologen Kay Helfricht von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Dachstein vor dem schmelzenden Hallstätter Gletscher bei einem Lokalaugenschein im vergangenen Sommer.
  • Foto: Land OÖ
  • hochgeladen von Philipp Gratzer

Unter dem Titel "Dem Klimawandel auf der Spur" zogen Landesrat Stefan Kaineder, Andrea Fischer und Kay Helfricht (beide Glaziologen bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) sowie Klaus Reingruber (Meteorologe bei Blue Sky Wetteranalysen) eine Bilanz des heurigen Jahres. Alarmierend: Die Gletscherschmelze am Dachstein setzt sich unvermindert fort, es gab im Messzeitraum 2019/20 einen mittleren Eisdickenverlust von rund 1,3 Meter. Seit 2006 hat der Gletscher ein Viertel seines Volumens verloren.

LINZ, SALZKAMMERGUT. Nach Abschluss der Auswertung der Messungen reiht sich die Massenbilanz 2019/2020 in der 14-jährigen Messreihe des Hallstätter Gletschers an vierter Stelle der negativsten Bilanzen ein. Und dabei standen die Zeichen am Ende des letzten Winters eigentlich ganz gut: „Noch im Frühjahr 2020 hat es danach ausgesehen, als ob dieses Jahr ein günstiges für den Gletscher sein wird. Einer der Gründe dafür war, dass der Schnee viele Monate liegen geblieben ist. Doch dann sind die Temperaturen – vor allem im August –  rasch gestiegen. Heuer sind 1,4 Meter Eis am Hallstätter Gletscher abgeschmolzen", erklärt Klaus Reingruber, Meteorologe bei Blue Sky Wetteranalysen.

Temperaturen deutlich zu hoch

Die Temperaturen sind, mit wenigen Ausnahmen, seit 1981 zu hoch, seit 2000 deutlich zu hoch. Das Jahr 2020 war bisher an der Station Feuerkogel (1.650 Meter) um 1,5 Grad zu warm (Mittel 1981-2010). "Der warme Sommer ist deutlich an den Messwerten bei der Simonyhütte auf 2.250 Metern Seehöhe zu sehen", so Reingruber, "Temperaturen bis 20 Grad Celsius sind mittlerweile auch in dieser Höhe keine Seltenheit mehr." Wie dramatisch die Auswirkungen sind, unterstreicht auch Kay Helfricht, Glaziologe bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: „Von 2006 bis 2018 hat der Gletscher ein Viertel seines Volumens verloren.“

Gletscher erfüllen viele Aufgaben

Neben dem touristischen Aspekt erfüllt der Gletscher im Salzkammergut aber auch eine weitere wichtige Aufgabe: „Den Hallstätter Gletscher gibt es nach aktuellen Forschungsergebnissen seit 2.300 vor Christus. Damals war er unter anderem Trinkwasserspender", erklärt Andrea Fischer, Glaziologin bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Und weiter: "Aufgrund der Karstlandschaft kommt es oft vor, dass es an Wasser mangelt. Wenn der Gletscher also abschmilzt, wird das Trinkwasser knapp. Dazu könnte es bereits innerhalb der kommenden Jahrzehnte kommen.“

Kaineder: "Von Corona nicht zurückwerfen lassen"

Derzeit hat die Bewältigung der Corona-Krise weltweit höchste Priorität. Für Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder steht aber fest: "Aus medizinischer Sicht werden wir die Corona-Pandemie 2021  unter Kontrolle gebracht, wenn nicht sogar überwunden haben. Daher muss die Bewältigung der Klimakrise schon im kommenden Jahr wieder in den Fokus rücken. Wir dürfen uns da nicht zurückwerfen lassen." Dafür seien zum Beispiel Investitionen in die Energiewende und dem Schienenverkehr nötig. "Sie tragen auch dazu bei, dass wir die Pariser Klimaziele erfüllen können. Oberösterreich kann wieder zur innovativen Speerspitze Österreichs werden", ist Kaineder überzeugt.

Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Umweltministerin Leonore Gewessler, mit dem Glaziologen Kay Helfricht von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Dachstein vor dem schmelzenden Hallstätter Gletscher bei einem Lokalaugenschein im vergangenen Sommer. | Foto: Land OÖ
Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Umweltministerin Leonore Gewessler mit dem Generaldirektor der EnergieAG,  Werner Steinecker, am Dachstein vor dem schmelzenden Hallstätter Gletscher bei einem Lokalaugenschein im vergangenen Sommer. | Foto: Land OÖ
Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Salzkammergut auf MeinBezirk.at/Salzkammergut

Neuigkeiten aus dem Salzkammergut als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Salzkammergut auf Facebook: MeinBezirk.at/Salzkammergut - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Salzkammergut und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.