OÖ hat ein Stück Steiermark "erobert" – neue Landesgrenze am Dachstein

25.000 Quadratmeter des Dachsteins – inklusive Eispalast – gehören ab 2014 wieder zu Oberösterreich. | Foto: Andi Röbl/STMG-Archiv
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  • 25.000 Quadratmeter des Dachsteins – inklusive Eispalast – gehören ab 2014 wieder zu Oberösterreich.
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OÖ/STMK/DACHSTEIN. 1949 verabschiedeten die Landtage in Linz und Graz ein Verfassungsgesetz, das die Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark festlegte. „Die Landesgrenze auf dem Dachsteinmassiv verläuft über die Hunerscharte auf dem Hunerkogel, sodann längs dem Felsabbruch und entlang der Wasserscheide“, legten die Gesetzgeber fest. Doch scheinbar zeigte man dies- und jenseits des Dachsteins nach 1949 kein echtes Interesse am genauen Grenzverlauf.

Nach dem 2. Weltkrieg bezwang der Mensch den Dachstein nicht nur von OÖ aus, sondern auch vom Süden. 1969 wurde aus dem steirischen Ramsau die Dachstein-Südwandbahn mit der Bergstation am Hunerkogel gebaut. In den letzten zwei Jahrzehnten folgte der Massentourismus: Dachstein-Skywalk, Eispalast, Hängebrücke und Treppe ins Nichts. Sie locken jährlich hunderttausende Besucher auf den Gletscher.

Falscher Grenzverlauf
Es kommt zwar im hochalpinen Gelände schon mal vor, dass jahrzehntealte Grenzverläufe nicht mehr exakt nachvollziehbar sind: Die aktuelle „Grenzverschiebung“ hat aber eine andere Dimension. Am Dachstein wechseln nämlich knapp 25.000 Quadratmeter das Bundesland (siehe Bild 3). Ein Teil des Dachstein-Gletschers, wenige hundert Meter nordwestlich des Hunerkogels, den bisher die Steiermark beanspruchte und bebaute, wird 2014 wieder an OÖ „zurückgegeben“. Davon betroffen ist auch eine Touristenattraktion am Gletscher – der Eispalast.

Obwohl eine exakte GPS-Vermessung zur Neuziehung der Grenze erst im Sommer 2014 stattfindet, gab die Gemeinde Ramsau das Gebiet am Hunerkogel vor wenigen Wochen an Obertraun „zurück“.
Offiziell stimmte der Gemeinderat einer „Mappenberichtigung“ zu – und verpflichtet sich deren Folgen anzuerkennen. Bereits im Vorhinein legten die Vermessungsexperten der Bundesforste jedoch klar, wohin die Reise gehen werde. Das Grundstück am Gletscher wird das Bundesland wechseln.

„Ja, das weiß man jetzt schon. Die Experten der Bundesforste waren im Gemeinderat anwesend und haben dies klar dargelegt“, sagt der Ramsauer Bürgermeister Rainer Angerer. Die Bundesforste sind übrigens auch Besitzer des Grundstücks am Berg.

Eipalast gehört ab 2014 zu OÖ
Wichtigste Veränderung am Gletscher: Der Eispalast gehört ab 2014 zu Oberösterreich. Dies ist eine zirka 500.000 Euro teure Touristenattraktion, in der neben Eisskulpturen auch eine 40 Meter lange, mit 600.000 Litern Wasser gefüllte Gletscherspalte zu sehen ist. Ebenso betroffen ist der Zugang zur „Treppe ins Nichts“, die erst im Sommer 2013 fertiggestellt wurde.

Somit haben Land Steiermark, Planai-Bahnen und Gemeinde Ramsau die Baugenehmigung erteilt und die Rechnung bezahlt – für ein Projekt, das in OÖ errichtet wurde. Die Kommunalsteuer, die die Planai-Bahnen aus den Eispalast-Eintritten erwirtschaften, wird separat abgerechnet und in Zukunft nach Obertraun fließen, meint Angerer. Randnotiz: 2012 schafften es Skywalk und Eispalast mit 202.762 Besuchern auf Platz vier der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in der Steiermark.

„Erwarte Waffengleichheit“
In Obertraun fühlt man sich durch den Beschluss bestätigt. „Wir haben deswegen jahrelang einen Kampf geführt – diesen aber nicht an die große Glocke gehängt“, sagt Bürgermeister Egon Höll. Nachsatz: „Wenn solche Bauten auf oberösterreichischem Gebiet möglich sind, erwarten wir uns, dass in Zukunft auch anderswo gewisse Maßnahmen möglich sind“. So hofft man, dass der Eispalast ein Präzedenzfall für touristische Infrastruktur im Dachsteingebiet sein könnte. „Was wir wollen, ist Waffengleichheit“, sagt Höll.

Wussten die Landespolitiker in OÖ und STMK von "falscher Grenze"?

„Der Eispalast unterstreicht die Alleinstellung des Dachsteins. Und das macht uns als Steirer schon sehr stolz“, meinte Tourismuslandesrat Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zu dessen Eröffnung 2007.

Etwas weniger stolz dürften die Landespolitiker wohl sein, wenn sich bewahrheitet, dass sie seit Jahren über die „Grenzverletzung“ am Gletscher informiert waren – und untätig blieben. Im Raum steht, dass man bereits beim Bau des Eispalastes wusste, oder zumindest ahnte, dass dieser auf OÖ-Gebiet steht. „Wir haben schon seit Jahren in persönlichen Gesprächen darauf hingewiesen – aber das hat jeder ignoriert“, kritisiert der Obertrauner Bürgermeister Höll.

Aus dem Büro des zuständigen Naturschutzlandesrates Manfred Haimbucher (FPÖ) heißt es dazu: „An uns wurde von externer Seite nichts herangetragen“. Im Büro von Umweltlandesrat Rudi Anschober bestätigt man zwar grundsätzlich, über die Grenzproblematik im Bild gewesen zu sein: „Ja, der Landesrat wusste darüber Bescheid“. Mehr wollte man allerdings auf Anfrage der BezirksRundschau zu der heiklen Materie nicht sagen.

Das Naturschutzressort kündigte jetzt an, sich die Situation genau anzuschauen. „Einem weiteren Ausbau des Eispalastes stehen wir sicher kritisch gegenüber“, so Haimbuchner-Sprecher Andreas Steindl. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Bau in OÖ, wegen der strengeren Naturschutzauflagen, wohl niemals genehmigt worden wäre.

Berichte über die exklusive Eispalast- und Grenz-Story der BezirksRundschau

Es freut uns natürlich, dass zahlreiche andere Medien auf unsere Story aufmerksam wurden – anbei ein kleiner Auszug der Berichte (die Red.,Anm):

• Zeit im Bild 1, 21. November
• OÖ heute, 21. November
• Steiermark heute, 21. November

Das Youtube-Video von Lyubomir Klingbeil zeigt den Eispalast am Dachstein, der ab 2014 offiziell auf OÖ-Gebiet liegen wird.

Zur Sache: Eispalast (Quelle: Wikipedia)
Der Eispalast wurde 2007 in das Eis des Schladminger Gletschers geschlagen. Er umfasst mehrere Räume, wie etwa den Thronsaal, den Kristalldom oder den blauen Salon. Die Säulen des Thronsaals und einige Verzierungen wurden zur Eröffnung von chinesischen Eisschnitzern per Hand aus dem Eis gearbeitet. Im Zuge der Arbeiten stieß man auf eine Gletscherspalte, die man durch eine Sichtluke besichtigen kann.

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