OFFENER BRIEF
AN ALLE MITGLIEDER DES GEMEINDERATES UND ALLE BEWOHNERINNEN UND BEWOHNER VON BAD ISCHL

Was ist "neu"-geplant in Bad Ischl?

Immer wieder haben Kaltenbacherinnen und Kaltenbacher die Gemeinde auf die Wasserproblematik (Überschwemmungen, Hochwasser) und die sensible geologische Lage hingewiesen und sich gegen weitere Verbauungspläne zur Wehr gesetzt. Mehr als 850 Unterschriften wurden gesammelt. 2021 – kurz vor der Gemeinderatswahl - wurde ein Teil der Dumbastraße von der Wildwasser- und Lawinenverbauung (WLV) zur gelben Zone erklärt. D.h. auf Grund von Hochwassergefahr darf hier nur mehr mit bestimmten Auflagen gebaut werden.

Statt die Baupläne nach Ausrufung zum Neuplanungsgebiet zu redimensionieren, wurden die Ischler und Ischlerinnen bei einer Infoveranstaltung im September 2022 mit einer „Neuplanung“ überrascht, die noch mehr Hochhäuser mit noch mehr PKW-Stellflächen vorsieht. Insgesamt vier 4-6-geschossige Wohnbauten, mit mehr als 110 Wohneinheiten mit mindestens ebenso vielen - wie gesetzlich vorgeschriebenen - Carports und PKW-Abstellflächen.

Neu sind die in der Infoveranstaltung vorgestellten Retentionsmaßnahmen, die seit Jahren aufgeschoben wurden. Man glaubt, mit diesen in Aussicht gestellten Sanierungen freie Hand für dieses unsensible Bauen zu haben. Unsensibel deshalb, weil laut Bebauungsplan auf den jeweiligen Grundflächen unverhältnismäßig groß dimensioniert sowie mit wenig Abstand zu den großen Nachbarbauten Bebauung zugelassen wird. Dies geht gänzlich an den brennenden Problemen, die uns die Natur schon längst aufzeigt und spüren lässt, vorbei.

Klimawandel wird ignoriert!

Es wird also seitens der Baubehörde genehmigt, als ob es noch immer kein Klimaproblem gäbe und nach wie vor Städte für Autos errichtet werden; ohne Bedarfsanalyse (Wie viel Leerstand gibt es in Ischl? Wie viele Wohnungen wurden schon in Reiterndorf und anderswo errichtet?) und ohne Verkehrskonzept (die Dumbastraße ist ein Nadelöhr zu Ischls Herzberg).

Denn das Problem ist ein Vielfaches: Erstens besteht in dieser Zone bereits eine bebaute Dichte, die keine weiteren Großbauten sowie die dazugehörige Verasphaltierung durch Parkplätze zulässt. Zweitens handelt es sich bei der Zone um Lebensräume für streng geschützte Amphibien. Drittens bedeutet diese Verdichtung auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, dem die derzeitige Straßengröße eindeutig nicht gewachsen ist.

Die Mär vom leistbaren Wohnen auf des Steuerzahlers Kosten

Nur ein Wohnblock von vier geplanten soll leistbaren Wohnraum schaffen, bei allen anderen Bauwerbern weiß man gar nicht, für welche Zielgruppe. Es könnten also auch wieder teure Zweitwohnungen herauskommen. Und auch bei dem Bauvorhaben der GBSG fragt man sich, ob hier wirklich günstige Wohnungen geschaffen werden können. Denn damit überhaupt so viele Wohneinheiten gebaut werden können, muss zunächst das gesamte Gebiet hinsichtlich der Wasserproblematik saniert werden. Die WLV hat schon ein entsprechendes Konzept erarbeitet, die öffentliche Hand - also wir alle – nimmt dafür viel Geld in die Hand. Auch die GBSG muss Auflagen erfüllen, die Geld kosten. Der „Bauherr“ Siedlungsgenossenschaft verweist darauf, seit 75 Jahren zu bauen - wird hier jedoch auch wirklich günstig, nachhaltig und qualitätsvoll gebaut? Die Zauberworte „verdichtetes Bauen“ und „leistbares Wohnen“ werden in diesem Fall zu einem fragwürdigen Versprechen, das spätestens dann endet, wenn man wie hier die Verdichtung ins Extrem treibt – zum Verlust von Lebens- und Wohnqualität und zur Zerstörung von Boden. Denn dieser verliert seine Funktionen als natürlicher Wasserspeicher, als Lebensraum für gefährdete Arten und als Mikroklima-Regler.

Was also bietet man den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern bei einer Realisierung der derzeitigen Planung?

Wohnungen, die zu 90% von Asphalt und Autos umgeben sind in einem Ortsteil, der praktisch schon „mitten am Land“ liegt. Das gesamte Areal ist als „grüne Lunge“ und Puffer für überschüssiges Wasser für immer verloren. Ein ganzer Ortsteil wird bei der derzeit geplanten Bebauung in Betonklötze und Parkplätze verwandelt.

Sollen alle Klima-Anstrengungen und qualitativen Wohnansprüche vor der Ortstafel von Bad Ischl enden, nur weil hier noch immer einzelne Baulobbies das Sagen haben? Sie – liebe Gemeinderäte aller Parteien - als politisch Verantwortliche könnten gemeinsam, ohne sich gegenseitig „alter Fehler“ zu beschuldigen, Entscheidungen neu fällen.

Fragen an die Gemeinderäte:

  • -Wie hoch ist der Wohnungsbedarf in Ischl wirklich?
  • -Warum wird für die GBSG kein geeigneteres Grundstück gesucht, das nicht von vornherein kostenintensiv mit Steuergeldern finanziert und ohne Erfolgsgarantie saniert werden muss?
  • -Warum wird nicht versucht, bereits versiegelte Grundstücke (Parkflächen etc.) zu nutzen oder mehrfach zu nutzen?
  • -Warum liegt für Kaltenbach kein Verkehrskonzept vor, wenn hier so viele Wohnungen für mehrere hundert Menschen entstehen sollen und genehmigt werden?
  • -Warum gibt es keine Vorgaben ausreichend Grünflächen und Platz für Spielplätze (ist gesetzlich vorgeschrieben) frei zu halten?
  • -Warum hören Sie nicht auf die Bewohnerinnen und Bewohner sondern auf die Bauwerber?
  • -Ist es nicht auch für die Ischler Baubehörde Zeit, dem Klimawandel entsprechend neue und gemeinwohlorientierte Politik zu betreiben?

Niemand übernimmt eine Garantie dafür, ob die geplanten Retentionsmaßnahmen überhaupt für so viele hundert Wohneinheiten ausreichend sind. Oder tun Sie – als gewählte Gemeinderäte - das?
Wir informieren Sie im Vorfeld über die Probleme hier in Kaltenbach, wir werden Sie nach Ihrer Zustimmung im Gemeinderat, wenn Probleme auftreten, zu diesen überdimensionierten Bauvorhaben zur Verantwortung ziehen.

Als Europäische Kulturhauptstadt2024 hat Bad Ischl sowohl die Chance als auch die Verpflichtung, die dringend notwendige Klimawandel-Anpassungen auch in der Baukultur sowie in der politischen Kultur umzusetzen: über parteipolitische Grenzen hinweg, gemeinsam mit der Bevölkerung. Klima ist immer auch sozial und politisch.

Verein LebensKultUR Kaltenbach
Der Vorstand

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