Klinikumpersonal protestierte
"Aktuell noch keine Pflegebetten gesperrt"
Das Klinikum Schärding hat sich ebenfalls an der "5nach12"-Protestaktion der Offensive Gesundheit beteiligt.
SCHÄRDING. Im Interview spricht der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums, Franz Hamedinger, über Pflegenotstand, stark gestiegene Personalfluktuation sowie über die Zunahme von Corona-Impfdurchbrüchen.
Herr Hamedinger, wie sehen Sie die aktuelle Situation in Schärding?
Hamedinger: Im Bezirk Schärding sind aktuell noch keine Pflegebetten oder Abteilungen gesperrt, jedoch gibt es viele freie Dienstposten im Gesundheits- und Pflegebereich aufgrund fehlender Arbeitskräfte. Alle Träger von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen fischen im selben Teich, es ist ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Trägern um noch vorhandene Arbeitskräfte entstanden. Viele Ausbildungsplätze bleiben leer, weil wir zu wenig Bewerbungen dafür bekommen. Wird da jetzt nicht gegengesteuert – etwa durch mehr Geld für die Auszubildenden – kann es auch im Bezirk Schärding in naher Zukunft zum Sperren von Pflegebetten oder Abteilungen aufgrund von Personalmangel kommen.
"Wird da jetzt nicht gegengesteuert – etwa durch mehr Geld für die Auszubildenden – kann es auch im Bezirk Schärding in naher Zukunft zum Sperren von Pflegebetten oder Abteilungen aufgrund von Personalmangel kommen."
Kam es in den vergangenen Monaten zu entsprechenden Kündigungen am Klinikum?
Die Personalfluktuation ist in den letzten Jahren auch im Klinikum Schärding stark angestiegen, die Beweggründe dafür sind sehr vielfältig.
Wie ist die aktuelle Stimmung im Haus?
Die Stimmung unter den Mitarbeitern kann durchaus als angespannt bezeichnet werden. Erstens wird die Nachbesetzung von Dienstposten immer schwieriger, und zweitens steigt die Zahl an Coronapatienten gerade wieder stark an. Die Erinnerungen an die sehr schwierige und herausfordernde Arbeitssituation im letzten Winter ist uns noch gut in Erinnerung.
Corona hat die Situation verschärft, das Problem gab es ja schon vorher. Was erwarten Sie sich von der Aktion?
Die Protestaktion „5nach12“ steht nicht im Zusammenhang mit der schwierigen Situation rund um die Pandemie. Bereits seit Jahren wird von einer notwendigen Pflegereform viel gesprochen und geschrieben. Vor der Pandemie wurde schon eine „Roadmap Gesundheit“ gemeinsam mit dem damaligen Gesundheitsminister Anschober und der Offensive Gesundheit verfasst, aber wo bleiben die Taten? Wir unterstützen die Aktion der Offensive Gesundheit, weil es wichtig ist, dass die politisch Verantwortlichen in die Gänge kommen. Wir benötigen dringend eine Ausbildungsoffensive, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und eine entsprechende Entlohnung.
Waren Sie mit der Teilnehmerzahl von über 40 Personen bei der Protestaktion zufrieden?
Ich bin zufrieden, weil ja die Versorgung der Patienten für uns vorrangig und sicherzustellen ist.
"Während wir zu Herbstbeginn vorwiegend nichtgeimpfte Corona-Patienten im Klinikum Schärding behandelt haben, so nimmt die Anzahl der Impfdurchbrüche in den letzten Wochen zu."
Wie war eigentlich die Reaktion der Mitarbeiter auf die "5nach12"-Aktion?
Es kamen viele positive Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen. „Es tut gut, wenn sich da jemand für unsere Interessen einsetzt“, so zum Beispiel die Aussage einer Kollegin.
Wie stellt sich aktuell die Coronasituation dar? Interne Quellen berichten oft von anderen Zahlen, als dies offiziell passiert – etwa, was den Anteil der Geimpften an den Bettenbelegungen betrifft.
Es schmerzt, wenn infrage gestellt wird, ob unsere Zahlen bezüglich Coronapatienten stimmen. Während wir zu Herbstbeginn vorwiegend nichtgeimpfte Corona-Patienten im Klinikum Schärding behandelt haben, so nimmt die Anzahl der Impfdurchbrüche in den letzten Wochen zu. Bezüglich genauer Zahlen verweise ich an unsere Klinikleitung, welche sehr objektiv auch über Impfdurchbrüche berichtet. Die Frage ist, wie aussagekräftig Zahlen von nur einem Klinikum sind.
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