Unerwünschte Nebenwirkung
Corona befeuert psychische Probleme

- Viele sind in den letzten Monaten an den Rand ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit gekommen.
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Die Corona-Pandemie hat bei zahlreichen Menschen Angst, Unsicherheit und ein Gefühl der Hilflosigkeit verursacht. Das Land OÖ und die Spitäler – darunter das Klinikum Schärding – starten nun eine gemeinsame Info-Offensive.
SCHÄRDING. Viele sind in den letzten Monaten an den Rand ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit gekommen. Neben Kindern und Jugendlichen sind laut Studien besonders Erwachsene unter 35 Jahren, Frauen, Singles und Menschen ohne Arbeit von psychischen Belastungen betroffen. „Zu den häufigsten Symptomen zählen Schlafstörungen, ständiges Grübeln und verstärkte Antriebslosigkeit“, erklärt Michaela Heckmann, Standortleiterin der Tagesklinik für Psychische Gesundheit am Klinikum Schärding. Besteht eines dieser Alarmzeichen über einen längeren Zeitraum hinweg, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
„Zu den häufigsten Symptomen zählen Schlafstörungen, ständiges Grübeln und verstärkte Antriebslosigkeit“
Viele Menschen, die schon vor der Pandemie psychisch erkrankt waren, haben vermehrt Probleme, den Alltag zu bewältigen. Bei ihnen haben sich depressive Symptome verstärkt. Psychische Veränderungen und Verhaltensweisen können darauf hinweisen, dass eine Person über einen Suizid nachdenken könnte. Was können Angehörige, Freunden oder Arbeitskollegen tun, wenn sich ein Mensch zurückzieht, Kontakte reduziert, Interessen vernachlässigt oder verstärkt Alkohol beziehungsweise Drogen konsumiert?
Depressive Symptome verstärkt
„Sagen Sie offen, dass Sie sich Sorgen machen. Oft ist es für Betroffene hilfreich, wenn sie mit ihnen gemeinsam den Hausarzt, psychologische Beratungsstellen oder Akutambulanzen aufsuchen“, empfiehlt die Medizinerin und fügt hinzu: „Angehörige können auch unterstützen, indem sie eine festgelegte Tagesstruktur einhalten oder regelmäßige gemeinschaftliche Aktivitäten wie Spazierengehen oder gemeinsame Mahlzeiten organisieren.“ Trotz Einschränkungen ist es wichtig, Dinge zu tun, die Freude bereiten, und die Zeit sinnvoll zu nutzen, etwa mit einem neuen Hobby. „Wenn jemand Symptome einer psychischen Belastung feststellt, sollten die Beratungsangebote angenommen werden. Wenn ein Spitalsaufenthalt empfohlen wird, diesem Rat folgen. Alle Kliniken haben umfangreiche und strenge Hygiene- und Schutzmaßnahmen ergriffen, sodass das Ansteckungsrisiko minimal gehalten wird“, informiert die Oberärztin.
Ansprechpersonen bei seelischen Beschwerden
Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle bei psychischen Beschwerden wie Schlafstörungen oder wenn bereits eine psychische Erkrankung diagnostiziert ist. Zudem stehen bei gesundheitlichen Beschwerden die geschulten Fachkräfte der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 rund um die Uhr zur Verfügung. Über die jeweils richtige Anlaufstelle im Gesundheitssystem wird zudem hier näher informiert. Bei finanziellen Sorgen können Gespräche mit der Schuldnerberatung oder mit der Bank die Situation erleichtern. Die Krisenhilfe OÖ ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0732/2177 erreichbar. Viele psychosoziale Beratungsstellen bieten auch Online- und Telefonberatungen an. „Wichtig ist es, Hilfe anzunehmen. Nicht immer ist dabei unbedingt persönlicher Kontakt notwendig“, so Heckmann.


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