"Die Flüchtlingsthematik wird uns weiter massiv beschäftigen"
Die Flüchtlingskrise bringt Schärdinger Polizei an ihre Belastungsrenzen – schrekliche Erlebnisse inklusive.
SCHÄRDING. Bezirkspolizeikommandant Matthias Osterkorn spricht über Flüchtlingskrise, erschreckende Erlebnisse und seine Wünsche für 2016.
BezirksRundschau: Wie sehr belastet das Flüchtlingsthema die Polizei im Bezirk?
Osterkorn: Für die Polizeikräfte des Bezirkes Schärding stellt das Flüchtlingsthema seit den frühen Sommermonaten eine nicht unerhebliche Belastung dar.
Wie viel Aufwand wurde dafür in den vergangenen Monaten betrieben?
Da die Flüchtlingslage in den letzten Wochen eine ständige Anpassung erforderte, besteht die Gefahr durch die Angabe von geleisteten Stunden bzw. den Einsatz von Polizeikräften ein nicht aussagekräftiges Bild darzustellen. Aktuell sind im Transitquartier Schärding täglich elf Bedienstete eingesetzt, wobei wir auch Unterstützung aus nicht beziehungsweise weniger belasteten Bezirken erfahren.
Leidet unter der Flüchtlingsthematik in irgendeiner Weise die übliche Polizeiarbeit?
Die Einsatztaktik des Bezirkes ist ständig darauf ausgerichtet, dass das „normale“ Tagesgeschäft im erforderlichen Ausmaß sichergestellt werden kann.
Wie lange wird uns in Schärding die Flüchtlingsthematik noch beschäftigen?
Die Flüchtlingsthematik wird die Staaten der EU und in weiterer Konsequenz auch den Bezirk Schärding weiterhin massiv beschäftigen. Alles entscheidende Frage wird sein, schafft die EU eine Gesamtlösung, welche von allen Nationalstaaten mitgetragen wird.
Was war für Sie die bisher erschreckendste Begebenheit in der Flüchtlings-Causa?
Im Laufe der Wochen erlangt man natürlich über viele tragische Einzelschicksale Kenntnis. Ein irakischer Staatsbürger wurde im Transitquartier Schärding vorstellig, er wolle umgehend wieder in den Irak zurück, weil sein Vater gerade von der IS ermordet wurde.
Viele Polizisten äußern sich im privaten Kreis sehr negativ über die Flüchtlinge und das viel der Öffentlichkeit verschwiegen wird. Was sagen Sie dazu?
Grundsätzlich erwarte ich mir von meinen Mitarbeitern, dass sie ihren Beruf in professioneller Art und Weise abwickeln, einer dieser Aufgabenbereiche ist nun mal das Fremdenwesen. Den Vorwurf des Verschweigens gegenüber der Öffentlichkeit kann ich absolut nicht nachvollziehen, da in dieser Frage völlige Transparenz geübt wird.
Ihre Wünsche für 2016?
Eine gesamteuropäische Lösung in der Migrationslage, welche alle Staaten und damit die Bevölkerung gleichmäßig belastet. Ein wenig mehr Zeit für meine Familie, speziell für meine erste Enkelin Marie Valentina. Ich hoffe, dass meine Wünsche nicht allzu rasch wieder den realen Gegebenheiten weichen müssen.
Wie wird Matthias Osterkorn den Jahreswechsel verbringen?
Darüber habe ich noch nicht wirklich nachgedacht, vermutlich ein gemütliches, entspanntes Silvesteressen im Freundeskreis.
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