Häusliche Gewalt: "Übergriffe werden häufiger und heftiger"
Immer mehr Fälle von Gewalt in der Familie werden angezeigt. Auch Männer sind verstärkt betroffen.
BEZIRK (ebd). Eines gleich vorweg: Frauen im Bezirk Schärding sind nicht mehr, aber auch nicht weniger von häuslicher Gewalt betroffen als in anderen Bezirken Oberösterreichs. "Die Zahlen sind ähnlich wie in vergleichbaren ländlichen Bezirken", sagt der zuständige Beamte der Polizeiinspektion Schärding, Thomas Strauß, zur BezirksRundschau. Strauß ist einer von zwei ausgebildeten Gewaltschutzbeamten, die es im Bezirk gibt. Studien zufolge erlebt jede dritte bis fünfte Frau im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Gewalt in der Familie. Die meisten Fälle passieren in den eigenen vier Wänden.
"In Schärding werden jährlich 20 bis 30 Fälle angezeigt", weiß Strauß. "Die angezeigten Fälle sind mit Sicherheit aber nur die Spitze des Eisbergs. Gerade in ländlichen Gegenden, wo persönliche Beziehungen eine große Rolle spielen, wird Gewalt in der Familie oft noch als 'Privatsache' gesehen." Über 90 Prozent der Opfer sind Frauen. "Kinder sind oft sekundär von diesen Vorfällen betroffen. Oft werden Frauen über Jahre hinweg von ihren Ehemännern oder Lebenspartnern geschlagen, gedemütigt und erniedrigt. Die Übergriffe werden im Laufe der Zeit häufiger und heftiger."
Auf die Frage, ob Frauen mit Migrationshintergrund im Bezirk mehr oder weniger von Übergriffen betroffen sind, meinte Strauß: "Im gleichen Maße wie Inländerinnen. Die Hemmschwelle für eine Anzeige ist hier jedoch ungleich höher, da diese Frauen oft schlecht Deutsch sprechen und patriarchalische Familienstrukturen als selbstverständlich hinnehmen."
Männer ebenfalls Opfer
Nimmt häusliche Gewalt generell zu? "Ich denke nicht. Allerdings steigen die angezeigten Fälle. Grund dafür ist das um vieles bessere Hilfsangebot der Polizei. Aber auch die verbesserte Hilfestellung anderer Opferschutzeinrichtungen." Was laut Strauß auffällt ist, dass zunehmend Fälle von "Stalking" angezeigt werden. "Opfer sind hier jedoch oft auch Männer. Fast immer sind einseitig beendete Beziehungen der Grund für dieses strafbare Verhalten." Und wie wird in solchen Fällen vorgegangen? "Eine besonders wirkungsvolle Maßnahme sind die nach Einsätzen bei Gewalt in der Familie geführten Gespräche mit den Tätern. Hier wird von geschulten Beamten versucht, die Täter von Folgetaten abzuhalten. Dies gelingt im hohen Ausmaß und wird sowohl von Tätern, als auch von Opfern positiv angenommen."
Präventive Maßnahme
Eine besonders wirkungsvolle präventive Maßnahme sind die nach Einsätzen bei Gewalt in der Familie von Polizeibeamten geführten Gespräche mit den Tätern. Hier wird von besonders geschulten Präventionsbeamten im Rahmen der sogenannten „präventiven Rechtsaufklärung“ versucht, die Täter von Folgetaten abzuhalten. Dies gelingt in einem sehr hohen Ausmaß und wird sowohl von Tätern als auch von Opfern sehr positiv angenommen.
Zur Sache
Im Bezirk Schärding gibt es dazu zwei ausgebildete Gewaltschutzbeamte. Abteilungsinspektor Gerhard Gierlinger von der Polizeiinspektion Münzkirchen und Gruppeninspektor Thomas Strauß von der Polizeiinspektion Schärding. Beide Beamte sind gerne Ansprechpartner für Opfer, Täter, aber auch Zeugen die vertrauliche Hinweise geben möchten. Lassen Sie sich helfen. Die Polizei ist rund um die Uhr für sie da. Opferschutzeinrichtungen bieten kostenlos und anonym Unterstützung an.
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