"Jedes Kind verdient diesen Zauber"
Wie wichtig ist der Glaube ans Christkind für Kinder? Die BezirksRundschau hat sich umgehört.
BEZIRK (ska). Alles ist dunkel. Die Kleinen versuchen durch einen Spalt in der Wohnzimmertür einen Blick auf das Geschehen erhaschen. Aber erst als das Glöckchen läutet, dürfen sie rein. Der Christbaum erstrahlt im Kerzenschein und darunter warten bereits die Geschenke. Denn: "Das Christkind war da".
"Jedes Kind verdient, den Zauber der Weihnacht zu erleben", meint Doris Streicher, Leiterin der Kinderfreunde Schärding. Sie weiß: Beim Thema Aufklärung über die Existenz des Christkinds scheiden sich die Geister. "Solche Erlebnisse und Geschichten sind Rituale, die den Kindern Sicherheit geben. Sie gehören zu einer glücklichen Kindheit einfach dazu", sagt sie. "Ab einem gewissen Alter würden die Kinder dann selbst verstehen, dass es das Christkind nicht gibt. Es aber trotzdem der Grund dafür ist, dass wir Jahr für Jahr schöne, besinnliche Weihnachten feiern."
Ähnlich sieht das Rene Drenik, Jugendleiter im Pfarrdekanat Schärding. Er hält es für seltsam, etwa einer Dreijährigen zu erklären, dass die Eltern die Geschenke kaufen. "Damit lasse ich sie in einem Zustand ohne nachvollziehbares Erklärungsmodell zurück", sagt er. Zum anderen sei es unglaubwürdig, einem 14-Jährigen zu erzählen, das Christkind hätte den Weihnachtsbaum geschmückt. Deshalb ist sich Drenik sicher: "Wir Erwachsenen können uns glücklich schätzen, wenn wir uns diesen kindlichen Zauber bis zu einem gewissen Grad bewahrt haben."
Und wie schaffen es Eltern, ihren Kindern den wahren Sinn des Weihnachtsfestes zu vermitteln? "Meine Gedanken dazu wären, dass sich jeder immer wieder neu bewusst macht, was Weihnachten für ihn bedeutet", rät Drenik. Sei es das Gefühl der Gemeinschaft in der Familie, das Teilen – immer geht es auch um andere. Ihm zufolge verbinden die Menschen mit dem Christkind den Wunsch, dass überall Glück und Frieden vorherrscht – "denn dieser steckt tief in uns."
Umfrage zum Thema: Kinder über das Christkind aufklären – Ja oder Nein?
Maria Schlöglmann, Taufkirchen: "Ich weiß von meinen Kindern, dass man ihnen die Freude so lange lassen sollte, wie es geht."
Elke Pöckersdorfer, Kopfing: "Nein, mir ist das vorgelebt worden, deswegen möchte ich das an meine Kinder weitergeben.
Cornelia Lehner, Enzenkirchen: "Ich finde, den Kindern den Glauben ans Christkind zu lassen, ist eine sehr schöne Tradition."
Thomas Stöckl, Brunnenthal: "Das Christkind an Heiligabend gehört zur Tradition, genauso wie der Nikolaus am 6. Dezember."
Patrick Nagl, Raab: "Bevor sie es irgendwo erfahren, würde ich es sagen. Damit die Enttäuschung nicht zu groß ist."
Bernd Lauterbach, St. Florian: "Nein, absolut nicht. Sie sollen sich so lange wie möglich das Kindliche behalten."
Kommentar zum Thema: Es ist ein Zauber, der eigentlich nie vergeht
von Kathrin Schwendinger
Wie bin ich damals am Fensterbrett gehangen. Gefiebert hab' ich und den Brief ans Christkind, der draußen lag, nicht aus den Augen gelassen. Nicht einmal, dass der Papa still und heimlich aus dem Wohnzimmer geschlichen ist und die Mama mich abgelenkt hat, hat mich misstrauisch gemacht. Und auch jetzt ist die Erinnerung daran nicht minder schön. Auch, wenn alles nur ein Spiel war. Denn dass der Zauber der Weihnacht Kinderaugen zum Leuchten bringt, ist nicht nur so daher gesagt. Aber es ist wie's ist: Irgendwann kommen die Eltern einfach nicht mehr drumherum, mit den Kindern Klartext zu reden. Zu viel werden sie beeinflusst von Umwelt und Medien. Schade wäre nur, wenn es bei der Frage ums Christkind nur darum geht, wer die Geschenke bringt. Denn Weihnachten und das Christkind als Symbol sind viel mehr als das.
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