Was in der Donau alles herumschwimmt
Von den Deutschen wird weniger Müll angeschwemmt – und: Biber ist fleißigster Treibgutproduzent.
ENGELHARTSZELL, UNTERGRIESBACH (ska). Unmengen an Treibgut und Müll werden täglich am Kraftwerk in Jochenstein aus dem Wasser gefischt. Rund 840 Kubikmeter – das sind etwa 700 Tonnen – waren es im Vorjahr. Kraftwerksleiter Karl Maresch sagt allerdings: "Das ist ein auffallend geringer Anfall. Der langjährige Durchschnitt ist drei Mal so hoch."
Denn: Der Anteil an Kunststoffen, Autoreifen und sonstigem Müll sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Damit nimmt das Kraftwerk Jochenstein eine Ausnahmesituation ein. "In den anderen Kraftwerken an der österreichisch-bayerischen Grenze wird deutlich mehr angeschwemmt", berichtet Maresch. Und warum ist das so? "Der Müll, der in Jochenstein aus der Donau gefischt wird, kommt größtenteils aus Deutschland", erklärt der Kraftwerksleiter. "Und das deutsche Pfandsystem bei Kunststoffverpackungen wirkt sich nun positiv aus." Zum Vergleich: In Kufstein verläuft parallel zum Inn die Autobahn. "Da bilden sich zeitweise richtige Teppiche aus PET-Flaschen vor den Turbinenrechen", schildert Maresch.
In Jochenstein werde vor allem Holz angeschwemmt, sowohl Schnittholz als auch naturbelassene Zweige und Äste. "Der Biber ist unser fleißigster Treibgutproduzent", sagt Maresch mit einem Augenzwinkern.
Eine eigene Leichenkammer
"Praktisch jede Wasserleiche taucht bei einem Kraftwerk auf", sagt Verbund-Pressesprecher Florian Seidl. Ein solcher Fund sei aber heute selten. Ein großes Thema waren treibende Tote in den 50er-Jahren, als es noch wenige Kraftwerke gab. "Da hat man in Jochenstein sogar eine Leichenkammer gebaut", erzählt Maresch. Dieser werde aber seit vielen Jahren nicht mehr benutzt. Wird eine Leiche angeschwemmt, muss diese nicht das Kraftwerkspersonal bergen, wie Maresch sagt. "Es wird sofort die Polizei verständigt und diese beauftragt, eingewiesene Bestatter, die Leiche aus dem Fluss zu holen", erklärt der Kraftwerksleiter.
Die Menge an Müll, die angeschwemmt wird, hängt mit dem Wasserstand zusammen, wie Seidl erklärt. Ist dieser hoch, werde auch vieles, das am Ufer liegt, ins Wasser geschwemmt.
2015 hatte die Donau laut Seidl eine schwache Wasserführung. In Österreich wurden von Verbund-Kraftwerken 10.900 Tonnen Treibgut herausgefischt. Im Hochwasserjahr 2013 waren es 37.000 Tonnen. Eine Flut beschert den Kraftwerksmitarbeitern oft kuriose Funde. So wurde etwa 2005 eine Lkw-Ladung Alu-Bierfässer angeschwemmt.
An der Flusssohle bleibe kaum etwas liegen. "Nur gelegentlich eine Autofelge oder Blechteile von Haushaltsgeräten", sagt Seidl. "Die Donau hat ein anständiges Gefälle, am Grund wandert alles. Sogar schwere Plastikteile oder Autowracks werden zerrieben."
Das geborgene Treibzeug wird vorsortiert und von einer Fachfirma zur weiteren Verwertung übernommen. "Aufgrund des moderaten Anteils an Verunreinigungen kann das Treibgut aus Jochenstein sogar als Wertstoff für Biomasse-Heizanlagen und Kompostierungen verwertet werden", berichtet Maresch.
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