Hauptschüler: Nur zehn Prozent machen Lehre
Bezirksschulinspektor Karl Hauer regt regelmäßigen Austausch zwischen Schule und Betrieben an.
BEZIRK. Im Interview spricht Hauer über Zielsetzung, wie und wo Schüler ihre Berufsentscheidungen treffen und was Schule und Firmen gut tun würde.
BezirksRundschau: Die Neuen Mittelschulen sind ja bekannt dafür, Jugendliche aufs Berufsleben vorzubereiten. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein, wie viele Schüler der elf Neuen Mittelschulen im Bezirk ergreifen wirklich einen Lehrberuf?
Hauer: Die Neuen Mittelschulen und auch die jetzt auslaufenden Hauptschulen setzen sich zum Ziel, den Schülern zu einer möglichst optimalen Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu verhelfen. Die Bildungsmöglichkeiten nach der Neue Mittelschule/Hauptschule sind sehr vielfältig: Besuch weiterführender Schulen, Übertritt in die Polytechnische Schule und so weiter. Für Abgänger der Hauptschulen steht daher nicht eine Lehre im Mittelpunkt. Im Schnitt begannen in den letzten zehn Jahren etwa zehn Prozent der jeweiligen HS-Abgänger mit einer Lehre.
Welche Ansätze auf Bezirksebene gibt es, um den Schülern die Lehre schmackhafter zu machen?
Grundsätzlich wird den Schülern in der Berufsorientierung ein Überblick über das breite Spektrum an Möglichkeiten gegeben. In dem Spannungsfeld Interesse und Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen sowie dem Angebot auf dem Arbeitsmarkt oder Bildungssektor, fällt dann die Entscheidung für die weitere Bildungslaufbahn.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben im Bezirk beurteilen.
Die Kooperation zwischen den Betrieben und den Schulen funktioniert – soweit ich das beurteilen kann – recht gut.
Wo ließen sich noch Verbesserungen erzielen?
Für beide Seiten könnte es sicher von Vorteil sein, wenn es regelmäßig zu einem Austausch über die gegenseitigen konkreten Erwartungen käme.
Was gehört Ihrer Meinung nach verbessert im Zusammenspiel zwischen den Neuen Mittelschulen im Bezirk und den Unternehmen?
Wie schon gesagt, kann der gegenseitige Informationsaustausch nicht dicht genug sein. Es müssten nur Formen gefunden werden, die effektiv sind.
Einige Unternehmen im Bezirk findet heuer angeblich kaum noch Lehrlinge. Sind hier nicht auch die Schulen gefordert?
Warum es in bestimmten Sektoren zu wenige Lehrlinge gibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab (Prestige des Sektors, Bezahlung, Verkehrsanbindung des Betriebes). Aufgabe der Schule ist es, den Schüler möglichst gut zu qualifizieren und auf das vorhandene Arbeitsangebot mit seinen unterschiedlichen Anforderungen aufmerksam zu machen. Entscheidend ist jedoch letztlich das Interesse der Jugendlichen, das auch vom Elternhaus mitgeprägt wird. Die Schulen sehe ich nicht in der unmittelbaren Verantwortung, dass bestimmte Firmen ausreichend Lehrlinge bekommen.
Wenn Sie zu diesem Thema einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Dass die Jugendlichen einen Beruf finden, den sie mit Freude ausüben und in dem sie sich entfalten können.
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