Nase zu und durch

Ich dufte den gefilterten Klärschlamm, der wieder rückgeführt wird, inspizieren.
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STRASS (dk). Viele denken gar nicht drüber nach, weil es zur Selbstverständlichkeit des Alltags geworden ist. Doch die Kläranlage ist ein unverzichtbarer Teil der Infrastruktur im Land und ohne sie wäre ein normaler Fortlauf des Tages nicht möglich. Welche technische und bio-logische Raffinesse hinter der Abwasserklärung steckt, durfte ich kürzlich beim Abwasserverband Achental-Inntal-Zillertal (AIZ) in Strass im Zillertal selbst erfahren.

Bakterien sind der Freund

Das AIZ wurde 1989 gegründet und beschäftigt mittlerweile 17 Mitarbeiter. Diese Kläranlage verarbeitet das Abwasser aus 32 Gemeinden. Dadurch ist es eines der größten Werke in ganz Österreich. Von außen kaum einzusehen, verbirgt sich hinter dem Gürtel aus Bäumen und Hecken eine riesige Anlage, die auf dem neuesten Stand der Technik ist. Betriebsleiter Christian Fimml führt mich den ersten Teil durch das Zentralgebäude. "Wir arbeiten mit der Universität Innsbruck zusammen und haben gemeinsam ein einzigartiges Verfahren erfunden, für das wir internationale Aufmerksamkeit erhalten, das sogenannte Demon-Verfahren", erklärt er. Mit speziell angereicherten Bakterien wird der Klärschlamm erzeugt. Nach vielen Prozessen entsteht aus dem dreckigen Abwasser so sauberes Wasser, dass es in den Inn geleitet wird. Ich darf einige Zeit im hausinternen Labor mit Josef Brandacher verbringen. Hier werden täglich sämtliche Werte aus den verschiedensten Verfahrensstufen und dem Klärschlamm bestimmt.

Kuriose Funde

Das AIZ erhält sowohl die Abwässer aus den Kanaleinläufen auf den Straßen, als auch aus Haushalten und Industrie. Wie beim Grobrechen und der Sortierstelle unschwer zu erkennen ist, werfen die Menschen immer noch zu viele Sachen in die Toilette, die gar nicht dorthin gehören. Von Wattestäbchen bis hin zu Geldtaschen, Schlüsseln und Ausweisen ist alles dabei. "Das Kurioseste, das wir jemals herausgefischt haben, war ein kompletter Kuhmagen mit Gedärmen. Wie das überhaupt in den Kanal kam, ist mir ein Rätsel", erzählt Fimml.

Riesige Dimensionen

Die eigentlichen Ausmaße des Klärwerkes in Strass werden mir erst klar, als mich Christian Flatscher, der Hauptdienst des Tages, auf den Faulturm hinauf mitnimmt. Von dort aus sieht man die markanten runden Klärbecken, den Grüngürtel und den neu angelegten Teich. "Der Grüngürtel besteht seit der Erbauung. Das wurde damals so vereinbart wegen der Geruchsbelästigung. Wir reinigen die Luft zusätzlich noch mit bewässertem Heidekraut, das auf dem Abluftschacht liegt. Wir haben kaum Beschwerden hier", erklärt Flatscher stolz. Der Faulturm selbst sorgt dafür, dass das AIZ zu 100 % energieautark ist und sogar noch so einiges exportieren kann. Die Biogas-Tankstelle in Schlitters wird zu einem Großteil aus der Kläranlage gespeist.
Ich war beeindruckt von der technischen und wissenschaftlichen Leistung, die hier erbracht wird. Und auch der Geruch war weit weniger schlimm, als landläufig angenommen wird.

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