„Verantwortung steht vor Ehrgeiz“

- hochgeladen von Barbara Schießling
Die erste Nanga Parbat-Expedition von Daniel Kopp scheiterte. Der 8.000er Traum lebt weiter.
Am 21. Mai startete der wagemutige Bergsteiger Daniel Kopp und seine Weggefährten zu ihrer Expedition auf den Nanga Parbat. Doch Magenschmerzen und Darmgrippe zerstörten die Hoffnung auf ihren ersten 8.000er. Im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN blickt Daniel auf seine Reise zurück.
MAYRHOFEN (bs). Vor Erfolg strotzende Augen sehen anders aus. Die Enttäuschung über das Scheitern seiner Nanga Parbat-Expedition ist dem 27-jährigen Bergführer Daniel Kopp anzumerken. Fünf Kilogramm an Gewicht hat er in den drei Wochen, die er in Pakistan war verloren.
BEZIRKSBLATT: Warum ist eure Expedition auf den Nanga Parbat gescheitert?
DANIEL KOPP: „Uns ging es körperlich sehr schlecht. Ich fühlte mich schwach und hatte starke Magenschmerzen. Jede Bewegung war überaus anstrengend. Ein Aufstieg in diesem Zustand wäre unmöglich gewesen.“
BB: Was war der Grund für den gesundheitlichen Zustand?
KOPP: „Am ersten Tag als wir vom Basislager auf 4.200 Meter auf 5.000 stiegen, haben wir Essen gemacht und das ist uns nicht bekommen – das Wasser aus dem Schnee zu wenig gekocht. Als ich später den Schnee genauer betrachtet hatte, habe ich einige ganz kleine Würmer darin entdeckt.“
BB: Habt ihr noch abgewartet oder seid ihr sofort die Heimreise angetreten?
KOPP: „Matthias und ich konnten fünf Tage lang nichts essen und trinken, weil es uns so schlecht ging. So schlecht habe ich mich noch nie gefühlt. Zwei Ärzte im Basislager haben uns geraten sofort abzureisen, da man sich in der Höhe nicht mehr erholt. Wir mussten sieben Stunden bis ins nächste Dorf gehen. Dort blieben wir zwei Nächte um es eventuell noch einmal zu versuchen. Aber es ist immer schlimmer geworden, also sind wir weiter abgestiegen. Seit drei Wochen bin ich wieder zu Hause, aber erst seit etwa vier Tagen geht es mir wieder besser.“
BB: Bereust du es, dass ihr es nicht geschafft habt?
KOPP: „Zuerst habe ich es nicht bereut, jetzt schon ein bisschen. Auch nach dieser Erfahrung lebt mein Traum einen 8.000er zu besteigen weiter. Wenn man nichts riskiert, kommt man zu gar nichts. Aber das Verantwortungsgefühl steht bei mir noch immer über dem Ehrgeiz.“
BB: Warum ausgerechnet der Nanga Parbat und nicht der Mount Everest oder K2?
KOPP: „Zum einen weil der Nanga Parbat nicht so teuer ist wie der Mount Everest. Beim Everest zahlt man etwa 10.000 Euro pro Person an „Perment“ (Regierung verlangt Geld, dass man den Gipfel überhaupt erst besteigen darf, Anm. d. Red.). Da ist aber die Ausrüstung und Verpflegung noch nicht dabei. Der Nanga Parbat kostet von Pakistan aus weniger, etwa die Hälfte für sieben Personen. Außerdem ist der Berg für unser Niveau technisch nicht so schwer. Da aber weniger los ist, muss man sich alle Fixseile selbst einhängen. Am Everest ist viel los. Da hängen alle Fixseile und die Spuren sind schon vorgetreten. Der K2 ist technisch anspruchsvolller. Für den ersten 8.000er wär das zuviel.“
BB: Wann wirst du einen weiteren Versuch wagen?
DANIEL KOPP: „Heuer und nächstes Jahr nicht. Das waren zuviele Kopfschmerzen. Es ist sehr viel Aufwand eine solche Expedition zu organisieren. Schwierig und anstrengend ist vor allem die Sponsorensuche.“
BB: Was wirst du dann anders machen?
KOPP: „Vorher mehr essen. Für solche Expeditionen müsste ich 10 kg mehr haben. Ich würde auch mehr und bessere Verpflegung für die Reise mitnehmen.“
BB: Was ist dein nächstes Ziel?
KOPP: „Ich möchte mich im Sommer wieder auf das Sportklettern konzentrieren. Das habe ich den ganzen Winter ausgelassen, da ich nur meine Kondition für die Reise trainiert habe. Es gibt auch noch genügend Projekte wie die Kletterroute am Olperer fertig machen und die Reichenspitze will ich frei klettern.“
In den Sommermonaten werden im Zuge der "Sommergespräche" die Bezirksblätter Personen interviewen, die sonst weniger zur Sprache kommen.



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