Bergrettung Lieser-/Maltatal feiert Geburtstag
Seit 70 Jahren suchen die Mitglieder ehrenamtlich nach Verschütteten und helfen Menschen in Bergnot. Am Sonntag, den 15. Juni, folgt ein Rückblick bei einem Fest.
GMÜND (ven). Sie sind Idealisten, sind gerne in der Natur und voller Liebe zu den heimischen Bergen. Die Kameraden der Bergrettung Lieser-/Maltatal blicken bereits auf eine 70-jährige Geschichte voller schöner, aber auch trauriger Momente zurück.
Ehrenamtlich und freiwillig riskieren sie teilweise ihr eigenes Leben, um Menschen zu helfen. Sei es die Bergung nach einer Verletzung oder die Suche nach einem Vermissten mitten in der Nacht bei Wind und Wetter.
Eine Art Vorgänger des heutigen organisierten Rettungsdienstes war bereits ab den Jahr 1902 von Idealisten ins Leben gerufen worden. Damals noch eine lose Verbindung von Gleichgesinnten erfüllten sie dennoch den Zweck, Menschen in Bergnot zu helfen. Leiter war damals der Gmündner Gastwirt Franz Kohlmaier und es wurden einige alpine Unfallmeldestellen eingerichtet.
Der 1. Weltkrieg zog ins Land und unterbrach die Tätigkeiten abrupt. Nach Kriegsende begann mit dem zaghaften Aufkommen des Tourismus auch wieder der Alpinismus, der die Menschen in die Berge zog. "Am 11. August 1926 stürzte der Berliner Richard Heubach beim Abstieg von der Hochalmspitze und erfror in einem Schneesturm. Die Absturzstelle ist heute noch als Heubachwandl bekannt", erzählt Hans Jury, langjähriges Mitglied der Ortsstelle, eine Anekdote aus der Geschichte. Die eigentliche Gründung des organisierten Bergrettungsdienstes kam 1944 zustande, damals unter der Leitung von Herbert Wagner, der dieses Amt bis 1950 ausübte. Von 1950 bis 1957 war Hubert Sonnberger, von 1958 bis 1976 Sepp Öhler die Leiter der Ortsstelle Gmünd.
"Im Jahr 1976 übernahm ich die Ortsstelle. Mit nichts weiter als einem Plastiksack und 92 Schilling Bargeld in der Kassa", erzählt Wilfried Niedermüller, der anschließend fast 30 Jahre lang die Geschicke der Ortsstelle leitete. "Es war keine geeignete Ausrüstung vorhanden und wir hatten auch keine Unterkunft, also mussten wir von vorne beginnen", erzählt der nunmehrige Ehrenobmann. Für ihn begann die harte Arbeit in Form von Bittgängen und Schreiben an die Gemeinden, an die Bevölkerung, sowie Spendern und Sponsoren. "Ohne deren Geld hätten wir keine adäquaten Rettungsgeräte sowie Funkgeräte kaufen können", erinnert sich Niedermüller. Die Bergrettung bekommt heute zwar Förderungen vom Land, dennoch kommt ein Großteil der Finanzierung von freiwilligen Spenden.
Auf der Suche nach einer Unterkunft stellte die Gemeinde Gmünd im Amtsgebäude einen Raum zur Verfügung. Da dieser aber bald zu klein wurde, zog die Gruppe 1986 in den Dachboden des Feuerwehrhauses. Dieser wurde in Eigenregie der Bergretter ausgebaut, das Baumaterial musste wieder von Spendern organisiert werden.
Die Ausrüstung war nun vorhanden, nun mussten die Bergretter noch lernen, richtig damit umzugehen. Die Kameraden werden auf Winterkurse, Fels- und Eiskurse geschickt, die jeweils eine Woche dauern und mit einer Prüfung enden. "Die Männer opfern für diese Ausbildungen den privaten Urlaub. Auch bei Einsätzen verlassen sie oft ihren Dienstort oder geben ihre Freizeit dafür her", erklärt Niedermüller.
Doch die Rettung von Menschen ist nicht die einzige Aufgabe der Bergrettungsmänner. Sie stellen unter anderem bei diversen Schirennen den Pistendienst und haben 1980 am Bartlmann und 1990 gemeinsam mit der Ortsstelle Hofgastein auf der Hochalmspitze ein neues Gipfelkreuz aufgestellt. Seit sechs Jahren wird in Zusammenarbeit mit dem Alpenverein und dem Wintersportverein der Tourenlauf am Stubeck veranstaltet.
Das heute unter der Leitung von Johannes Stoxreiter zu betreuende Gebiet misst 696 Quadratkilometer und besteht aus den Gemeindegebieten von Gmünd, Malta, Rennweg am Katschberg, Trebesing und Krems. Die Region besteht zu einem großen Teil aus Hochgebirge mit der Ankogel-, der Hochalmspitz-, Hafner- und Reißeckgruppe sowie den Nockbergen. Die Ortsstelle besteht aus derzeit 43 Mitgliedern, rund 25 davon sind aktiv im Einsatz verfügbar. 2013 mussten die Männer nur fünf Mal ausrücken. Davon gingen sie drei Mal auf die Suche nach Vermissten, und führten je eine Bergung am Fallbach-Klettersteig und im alpinen Gelände durch. "Ein großes Problem ist immer noch die ungenügende Ausrüstung der Berggeher", schließt Niedermüller.
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