Diakon
Wolfgang Hohenberger fand den Weg zurück zu Gott
Verheiratet, mit Kindern und mit normalem Beruf: Wolfgang Hohenberger ließ sein weltliches Leben hinter sich und will Priester werden.
SPITTAL (ven). Wolfgang Hohenberger fand den Weg zurück zu Gott. Nachdem er mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten war, ist er nun Anwärter für das Priesteramt. Mitte Oktober wurde Hohenberger zum Diakon geweiht und absolviert sein Diakonatsjahr nun in der Pfarre Spittal. Mit der WOCHE sprach er über die Entscheidung, dem weltlichen Leben den Rücken zu kehren.
Familie, Haus, Beruf
Hohenberger, geboren in Waiern, ist heute 59 Jahre alt, war 27 Jahre verheiratet, hat Haus gebaut und 20 Jahre in St. Georgen am Längssee mit seiner Familie, mit seinem Sohn, gelebt. Beruflich war er 31 Jahre der ausgebildeter Maschinenschlosser als Lokführer bei der ÖBB beschäftigt. "Ein weltliches Leben, ganz ohne Glaube", sagt er. Ein einschneidendes Erlebnis war der Tod seines Vaters vor über 20 Jahren. "Damals habe ich mir drei Sinnfragen gestellt: Woher kommen wir, wohin gehen wir, und warum sind wir hier?", sagt er.
Start in neues Leben
Insgesamt zehn Jahre beschäftigte ihn die Suche nach "der Wahrheit". 2003 pilgerte er am Jakobsweg, auf dem er sich selbst auch die Frage stellte, was denn er im Leben falsch mache. "Nach drei Wochen Gehzeit habe ich das Berufungserlebnis gespürt." Das war der Start in sein neues Leben, inklusive Wiedereintritt in die Kirche. "Sozusagen bin ich ja ein Exot, als ehemals verheirateter Mann", lacht er.
Weniger Egoismus
"Natürlich für alle eine Überraschung und ein großer Veränderungsprozess, auch im zwischenmenschlichen Bereich. Ich habe aber mein Leben zum Positiven verändert - für mich und für meine nächsten", sagt er. Man werde weniger egoistisch, nimmt sich zurück und versucht, für andere da zu sein.
Krisen mit Gott bewältigt
Für seine Pension hat sich Hohenberger eigentlich einen Schrebergarten vorgestellt, mit Brotbackofen und einem Bankl vor dem Haus. Doch dann kam alles anders, von seinen damaligen Wünschen "ist nix mehr übrig", lacht er. "Dass Jesus mich zum Priester beruft, war für mich selbst auch eine Überraschung. Ich war damals 54 und sollte noch ein Theologiestudium angehen?" wirft er in den Raum. Trotz aller Ängste und Bedenken gehe man den Weg. "Natürlich gibt es dazu auch viele Krisen, aber mit Gottes Führung habe ich alle bewältigt."
Zeit der Prüfung
Ob ihm am weltlichen Leben etwas fehle? "Der Gedanke des Verzichts kommt gar nicht auf. Aber die achtjährige Priesterausbildung ist eine Zeit der Prüfung. Manche stellen in der Zeit fest, dass das zölibatäre Leben doch nichts für sie ist und sie verlassen das Priesterseminar. Trotzdem war es für sie eine wertvolle Zeit im Leben", sagt er. Das Zölibat sehe er als "größere Freiheit, man hat mehr Achtsamkeit den Menschen Gegenüber und mehr Zeit für die Gemeinde. Die sexuelle Energie verwandelt sich in eine andere Kraft", erklärt er.
Viele Aufgaben
Nun bereitet er sich als Diakon auf die Priesterweihe Ende Juni 2019 vor. Zu seinen Aufgaben gehöre die Verkündigung des Evangeliums, er geht zu Armen, Kranke und Schwache in der Gemeinde, steht ihnen bei und versucht zu helfen. "Ich bin auch viel in Kindergärten und Altenheimen, helfe bei der Kommunion, Firmbetreuung, gehe auch als Nikolo von Haus zu Haus."
Mut für den Schritt
Menschen, die das selbe verspüren wie er, will er Mut machen. "Wenn ich spüre, dass jemand in der Gemeinde das Charisma hätte, dann sollte man ihn fördern, motivieren und ins Gemeindeleben auch integrieren. Aber die Entscheidung muss derjenige ohnehin selbst treffen."
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