"Ich bin offener als Köfer"

Bürgermeister Gerhard Pirih (SPÖ) im WOCHE-Gespräch
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SPITTAL (ven). Die WOCHE traf sich mit dem wiedergewählten Bürgermeister Gerhard Pirih und sprach mit ihm über die Entwicklung der Stadt.

WOCHE: Wollten Sie immer schon in die Politik?
PIRIH: Ich war als Betriebsrat ja schon politisch engagiert. Hasslacher ist immer größer geworden und die brauchten einen Mentor für die Mitarbeiter. Dann kam die Gewerkschaftsschule dazu.

War das Bürgermeisteramt das erklärte Ziel?
Ich war nur zwei Jahre Gemeinderat, das Amt war nicht mein Ziel. Es wäre vermessen zu sagen, dass man mit nur einem Jahr als Gemeinderat Bürgermeister werden will. So überheblich bin ich nicht.

Warum hat es Sie zur Sozialdemokratie hingezogen?
Durch die Arbeiterbewegung. Das erste Mal hab ich als Teenager mit einem Streik zu tun gehabt. Mein Vater war bei Gösser und hat damals gestreikt.

Muss man als Bürgermeister ein Tausendsassa sein?
Auf alle Fälle kein Hans Dampf in allen Gassen und nicht immer auf Zuruf reagieren. Da muss man überlegen. Man ist wirklich 24 Stunden lang Bürgermeister. Wenn ich einkaufen gehe, heißt es oft "Herr Bürgermeister, nur eine Minute...". Wenn ich das nicht wollen würde, würde ich meine Frau einkaufen schicken. Der Kontakt ist wichtig. Es gibt Dinge, die die Bürger wochenlang beschäftigen und mit ein, zwei Sätzen ist das oft auch erledigt. Der Sprechtag ist also täglich vor Ort.

Was machen Sie anders/besser als ihr Vorgänger Gerhard Köfer?
Ich gehe davon aus, dass ich ein Arbeiter bin, ich erarbeite meine Dinge und ich bin am öftesten im Rathaus anwesend. Ich mach es gerne. Ich hab aus der Bevölkerung gehört, dass ich zugänglich und offener sein soll. Ich sei auch sehr gut erreichbar und man müsse auf einen Termin nicht lange warten.

Wie ist das persönliche Verhältnis zu Gerhard Köfer der ja auch bei der letzten Gemeinderatssitzung anwesend war?
So wie mit jedem Gemeinderat würde ich sagen. Ein respektvolles Gegenüber in Augenhöhe. Er hat als Landesrat große Aufgaben zu erledigen und dafür wünsche ich ihm alles Gute.

Sie wollten ursprünglich auch zum Team Stronach wechseln. Warum? Und warum die Umkehr?
Da gab es eine ominöse Sitzung am 12. August 2012 im Rathaus. Da hieß es, wir sollten alle unterschreiben und die Liste weitergeben, bis sie wieder beim Bürgermeister landete. Er fragte mich, warum ich nicht unterschreibe. Ich musste noch eine Nacht drüber schlafen. Ich wurde ja zum Sektionsobmann von der Sektion Rothenthurn-Molzbichl gewählt. Und die hätten dann in der Stadt keine Vertretung mehr gehabt. Das hätten sie mir nie verziehen.

Das neue SPÖ-Team besteht großteils aus jungen Newcomern. Erfahrene Kräfte wurden nicht mehr aufgestellt. Dies sorgte ja auch für Wirbel...
Wir sind nun das beste Team seit allen Zeiten. Alle stehen mit beiden Beinen fest im Leben und sind beruflich verankert. Alle haben genug Erfahrung in ihren Bereichen. Von der Qualität her haben wir uns enorm verbessert und sind sehr breit aufgestellt. Das war auch der Wunsch von mir. Macht auch Spaß, wenn alle mitmachen. Vorher waren wir acht Gemeinderäte, nun sind wir 15. Alles haben wir nicht falsch gemacht. Die Sektionen wurden bisschen vernachlässigt und arbeiten jetzt daran. Georg Mathiesl wollten wir einen wählbaren Platz anbieten. Er hätte mit Roland dann tauschen müssen, weil er weiter vorgereiht werden wollte. Dann lehnte er ganz ab und eine Woche später stand er auf einer anderen Liste. Da habe ich die Fantasie verloren.

Welche Projekte brennen Ihnen unter den Nägeln? Was ist Ihnen ein persönliches Anliegen?
Das Budget für 2016 vorbereiten, das wird fürchterlich schwierig. Die finanziellen Mittel vom Land lassen sehr zu wünschen übrig. Jede Gemeinde ist da immer im Wettbewerb mit anderen Gemeinden. Den jungen Leuten muss man auch die Möglichkeit geben, mit dem Projekt Co-Working-Space und Otelo erfolgreich zu sein. Es wäre ein Wunsch, gute junge Leute mit Ideen hierzubehalten. Verkehr ist auch eine große Thematik. Die wird nur gemeinsam zu erledigen sein, da wird es Gespräche mit Landesrat Ragger geben müssen. Ich glaube, dass uns Christoph Staudacher da auch unterstützt.

Mit der nunmehrigen Schließung des Café Gabriel droht der Hauptplatz nun total zu verwaisen, welche Schritte kann die Stadt hier setzen?
Die Immobilien gehören leider nicht uns. Die Immobilien, die uns gehören in der Brückenstraße, dort sind wir wirklich dahinter. Mit Oskar Januschke aus Lienz haben wir uns das angesehen und wir haben dort mit den Eigentümern Partner, die uns unterstützen. Januschke hat aber in Lienz vor 23 Jahren mit der Stadtentwicklung begonnen.

Thema „Schaumrolle“: Bis wann wird die Gemeinde alle geforderten Punkte des Bundesrechnungshofes umgesetzt haben?
Die Punkte sind bis zum Herbst umgesetzt. Ein Punkt bezüglich einer Zusatzvereinbarung mit den Investoren ist spannend. Die Investoren werden das nicht unterschreiben.

Warum gibt es das Salamancafest nicht alle Jahre als Fixevent und Spittaler Aushängeschild wie viele Feste in anderen Bezirksstädten?
Der Aufwand für jedes Jahr ist zu groß. Wenn man es vernünftig macht, hat man vier bis fünf Monate Vorbereitungszeit. Da wäre man ein halbes Jahr nur mit dem Salamancafest beschäftigt. 2016 findet das nächste statt.

Gerhard Köfer hat versucht, Spittal als Sportstadt zu positionieren. Haben Sie als ehemaliger "semiprofessioneller" Fußballer keine Fortsetzung dieser Philosophie geplant?
Schulstadt, Sportstadt, Kinderstadt, Familienstadt - von allem ein bisschen wäre wichtig. Die Möglichkeiten sind natürlich die besten in Spittal mit dem Stadion und auch der Drautalperle.

Im Lurnfeld spricht man von einem interkommunalen Wirtschaftspark, das Projekt ist derzeit im Stillstand. Wäre das nicht auch eine Chance für Spittal? Besonders in punkto Arbeitsplatzschaffung.
Wir haben in der Vorstadt ja auch 20.000 Quadratmeter Gewerbegründe. Warum der Standort im Lurnfeld gewählt wurde, weiß ich nicht. Da sind noch einige Gespräche zu führen. Vier Gemeinden wollten nicht mitmachen, aber dann wurde es doch fallengelassen. Der Aufteilungsschlüssel von damals wäre nicht von Vorteil für die Stadt gewesen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Gemeinderat? Die Besetzung ist jetzt mit sechs Fraktionen doch sehr bunt....ist es nicht schwierig, hier einen Konsens zu finden?
Vorher waren auch SPÖ, BZÖ, ÖVP, FPÖ, Team Stronach und ein Grüner. Das waren auch sechs Fraktionen. Im Stadtrat haben wir auch vier Fraktionen. Es gibt sehr konstruktive Gespräche. Bei den Grünen und den Neos gibt es einen guten positiven Geist, den man zum Schluss schon bei vielen vermisst hat. Es gibt eine Aufbruchstimmung. Es sind ja auch von jeder Fraktion ganz eigene Charaktere im Gemeinderat.

Als Bürgermeister sollte man sich ja überall blicken lassen. Haben Sie noch Zeit für die Familie und Hobbies?
Meine Frau geht auch oft mit. Natürlich muss sie auf viel verzichten. Wenn wirklich mal Zeit ist, dann gehört diese zu hundert Prozent der Familie. Ich bin sehr froh, dass ich sie habe. Ohne ihr Einverständnis und ohne ihren Willen, mich zu unterstützen, ginge es nicht. Ich muss auf wenig verzichten, weil sie zuhause die Chefin ist. Alles außerhalb, Rasenmähen und Auto - von Ortstafel zu Ortstafel - gehört mir.

Sie gingen vor Kurzem noch auf Krücken - Verletzung ausgeheilt und wobei denn eigentlich zugezogen?
Ich habe 25 Jahre Fußball gespielt und bin bereits fünf Mal an den Knien operiert worden. Habe einen lädierten Meniskus. Soll jetzt wenig fußballspielen, viel radfahren und schwimmen und fünf Kilo abnehmen.

Warum haben Sie sich unserem WOCHE Benefizlauf mit Dominik Pacher von SP - Heiligenblut nicht als "Sponsor" angeschlossen wie andere Kollegen? Das wäre sicher gute PR gewesen.
Das Geld war für einen Mölltaler und wir haben in Spittal auch sehr viele, die ich unterstützen wollte und deshalb habe ich abgelehnt. Beim Porcialauf war ich mit Pacher zusammen und habe etwas in den Topf geworfen.

Ich habe erfahren, dass Sie italienische Vorfahren haben. Sprechen Sie italienisch?
Mein Vater war Italiener. Ich spreche kein Italienisch. Mein Großvater war Slowene, die Großmutter eine Deutsche, mein Vater ist in Udine geboren. Meine Mutter wurde auf Stralsund auf Rügen geboren und sie haben sich in Spittal kennengelernt. Mein Vater hat mir erzählt, bei der Flucht damals in den 40er Jahren hat mein Großvater gesagt "Und jetzt wird Deutsch gesprochen". Das war ein kanaltaler Slang, ein Mix aus Slowenisch und Italienisch. Meine Schwester war zwei Jahre lang in Rom und spricht perfekt Italienisch.

Ihr Lieblingsurlaubsland?
Ich war mit dem Motorrad in der Toskana, das war wunderschön. Im Sommer bleibe ich am liebsten zuhause. Meiner Frau muss ich noch einen Wunsch erfüllen, die möchte einmal nach Griechenland.

Wordrap:

Buch oder Laptop? Handy
Steak oder Spinat-Lasagne? Steak
Volksmusik oder Heavy Metal? Volksmusik
Berg oder See? Beides
Faulenzen oder Aktivität? Aktivität
Auto oder Flugzeug? Fahrrad
Sport oder Churchill? Sport
Fußball oder Golf? Fußball

Zur Person:

Name: Gerhard Pirih
Geburtstag: 28. Oktober 1968 in Villach
Familie: Verheiratet, ein Sohn (22)
Beruf: Maschinenschlosser
Werdegang: Lehre bei Fa. Lindner, Monteur bei Lindner und viel im Ausland unterwegs, Firma Hasslacher vom Maschinenschlosser bis zum Leiter der Instandhaltung seit 22 Jahren, bis vor zwei Wochen dort karenziert, aber darf gerne zurückkommen
Politischer Werdegang: Gewerkschaftsschule, Betriebsrat, sei 1991 Gewerkschaftsmitglied, seit 2006 SPÖ-Mitglied (Sektion Olsach-Rothenthurn-Molzbichl), Ersatzgemeinderat 2009, Gemeinderat von 2010 bis 2013
Bürgermeister seit: 25. Juli 2013
Hobbies: Motorrad, Radfahren, Wandern, Fußball (zurzeit wenig)
Motto: Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist einer zu sein. Und man sollte jeden gleich viel wertschätzen.
Vorbilder: Wurde sehr von meinen Eltern geprägt
Ziele: Gesund bleiben, weiter mit Anstand und Hausverstand das Amt des Bürgermeisters ausüben

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