Oberkärntner sorgen sich um medizinische Versorgung
Eine Umfrage ergab, dass lange Anfahrtswege eine hohe Belastung darstellen würden.
BEZIRK (ven). Die Oberkärntner Bevölkerung sorgt sich um die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Bezirk. Dies zeigen die Ergebnisse einer Umfrage, die von der Wirtchaftskammer in Auftrag gegeben wurde.
Anfahrt als Belastung
Insgesamt 222 Personen aus dem gesamten Bezirk wurden dazu angerufen. Die Ergebnisse spiegeln die Sorgen der Oberkärntner wieder. Konkret ging es um die Angst einer Verschlechterung der persönlichen medizinischen Versorgung. Besonders Personen ab 65 Jahre (57 Prozent) gaben hier ihre Bedenken zum Ausdruck. Ein weiterer Aspekt seien auch die Anfahrtswege in das nächstgelegene Krankenhaus Villach. Für 63 Prozent der 30- bis 49-Jährigen, für 69 Prozent der 50- bis 64-Jährigen und für 68 Prozent der über 65-Jährigen wäre die Anfahrt eine sehr hohe Belastung.
Ambulanz muss bleiben
Für knapp 90 Prozent der befragten wäre es außerdem nicht vertretbar, wenn die Ambulanz im Krankenhaus Spittal in der Nacht geschlossen wird, sollte dies durch das Krankenhaus nicht mehr finanzierbar sein. Wirtschaftskammer-Obmann Siegfried Arztmann dazu: "Die Menschen müssen wach werden und auf die Straße gehen. Im schlimmsten Fall bedeutet es, dass ein Mensch bei geschlossener Ambulanz den Tod finden kann. Es geht hier aber auch um die Arbeitsplätze, auch in den anderen bettengekürzten Stationen", sagt er zur WOCHE. Er sieht darin wieder einen Mosaikstein in der Abwanderung - "dieses Mal aber von hochqualifizierten Jobs mit guter Bezahlung und das tut im Hinblick darauf, dass die Gehälter meistens wieder bei den lokalen Händlern investiert werten, doppelt weh."
Die langen Anfahrtswege in andere Krankenhäuser bedeuten laut Arztmann auch vermehrte Kosten für Unternehmer und Arbeitnehmer. "Im Unternehmen durch höhere Fehlzeiten, den Arbeitnehmer natürlich auch Fahrtkosten."
Je älter, desto wichtiger
Die Leistungen des Krankenhauses wird für die Region als sehr wichtig eingeschätzt, dies gaben im Durchschnitt 85 Prozent der Befragten an. Auch nach der Wichtigkeit der Fachabteilungen wurde gefragt, die Teilnehmer der Studie führten die Unfallchirurgie vor der Ambulanz mit der höchsten Wichtigkeit an. Die Bedeutung der Fachabteilungen ist ebenfalls Thema, "erwartungsgemäss steigt die Bedeutung der medizinischen Einrichtungen mit dem Alter deutlich an, wobei in den Gruppen der 30- bis 64-Jährigen die höchste Wichtigkeit festzustellen ist", so das Ergebnis.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für über 80 Prozent der Bevölkerung wichtig ist, die aktuellen Leistungen des Krankenhauses Spittal beizubehalten. 68 Prozent können sich die gleiche Finanzierung wie bei den landeseigenen Krankenhäusern vorstellen.
Keine Auswirkungen
Der Bürgermeister der Bezirksstadt Gerhard Pirih sieht sich durch persönliche Gespräche mit Gesundheitsreferentin Beate Prettner und Verwaltungsdirektorin Andrea Samonigg-Mahrer auf einer Ebene, „wo vernünftig an einem Tisch diskutiert wird. Ich werde alles Erdenkliche unternehmen, damit die Einsparungen, die vorgenommen werden müssen, nur so weit gehen, dass das Krankenhaus Spittal betriebswirtschaftlich arbeiten kann und die Einschnitte keine Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben", so Pirih. Bereits im Juni sandte er einen Brief an Landeshauptmann Peter Kaiser, in dem er eine Reduktion von zwölf Prozent der Betten als "unverhältnismäßig hoch" kritisiert.
Zur Umfrage
Thema: Medizinische Versorgung in Oberkärnten, speziell spitalsärztliche Versorgung im Raum Spittal/Drau
Auftraggeber: Wirtschaftskammer
Durchführung: Telemarketing Wien
Teilnehmer: 222 Personen, Männer und Frauen ab 18 Jahren
Davon: 108 Männer, 114 Frauen
Erhebungszeitraum: 16. bis 27. November 2015
Erhebungsart: Telefonische Interviews
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