Alpengasthof Bacher
"Würde heute nicht mehr in Betten investieren"

Familie Kerschhaggl betreibt den auf 1.720 Metern Höhe gelegenen Alpengasthof Bacher am Katschberg | Foto: Kerschhaggl/Holitzky
  • Familie Kerschhaggl betreibt den auf 1.720 Metern Höhe gelegenen Alpengasthof Bacher am Katschberg
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KATSCHBERG. Personal im Tourismus wird anfangs jeder Saison händeringend gesucht. Die WOCHE sprach mit Familie Kerschhaggl, Gastwirte des Alpengasthofes Bacher am Katschberg, woran es oft scheitert, wenn es um tüchtiges Personal in der Gastronomie und Tourismus geht.

WOCHE: In Gastronomie und Tourismus werden immer wieder händeringend Kräfte gesucht.. wo ist derzeit das Problem? Wieso findet sich niemand?
THERESIA KERSCHHAGGL: Ich denke dass sich die Mitarbeiter mehrere Jobs mit Verträgen und Unterschrift aneignen, und dann die wählen, die für sie am besten sind, ohne den anderen abzusagen. Das ist eigentlich nicht fair den Arbeitgebern und anderen Mitarbeitern der Betriebe gegenüber.

Einige Bewerber wird es wohl geben.. woran scheitert es hier meistens?
Ich kann nicht sagen, woran es scheitert – früher hat der Arbeitgeber gesagt, wieviel er bezahlt – heute wird eh der Bewerber schon gefragt, was er sich vorstellt und jeder versucht, dem gerecht zu werden. Wir haben neue Personal-Einzelzimmer mit Dusche/WC und TV. Um jeden auch noch etwas Privatsphäre zu bieten. Freie Kost und Logis auch an freien Tag. Selbstverständlich auch mit freiem Wlan-Zugang.

Was war das bisher enttäuschendste Erlebnis in Sachen Personal?
Unser langjähriger Koch - ein wirklich guter Koch – ist einfach nicht mehr gekommen, obwohl wir noch eine Woche zuvor telefoniert hatten und alles ok war. Obwohl wir ihm auch im Laufe der Jahre privat aus der Patsche geholfen haben. Es ist einfach traurig, dass man nicht ehrlich sagen kann 'ich komme nicht mehr', dann ist alles ok und fair. Am gleichen Tag sollten wir einen Koch in Spittal am Bahnhof abholen, er ist aber leider nicht aufgetaucht und war telefonisch nicht erreichbar. Als wir mit einer anderen Handynummer angerufen haben, ist er sofort rangegangen und hat uns erklärt, dass er in dieser Woche leider nicht anreisen kann, weil er eine Zahnoperation hatte. Wir wurden aber in keinster Weise im Vorfeld informiert. Es ist unfair, denn andere Menschen arbeiten dafür, dass solche Menschen - beim AMS gemeldet - zuhause bleiben können. Und genau da muss sich etwas ändern! Wir hatten auch schon Mitarbeiter, die mitten in der Saison gegangen sind, haben sich arbeitlos gemeldet, sind dann in Krankenstand gegangen und waren somit für die restliche Saison nicht mehr vermittelbar.

Thema Bezahlung: Ist das nach wie vor ein Thema, das Bewerber abhält, sich zu bewerben?
Nein, das glaube ich nicht, da eh schon übertariflich bezahlt wird und es wird auch immer mehr versucht, den Forderungen des Arbeitnehmers gerecht zu werden. 

Können Arbeitszeiten im Tourismus/Gastro eigentlich attraktiv sein?
Die Arbeitszeiten sind nicht mehr so wie früher, heute werden Fünf- oder Sechstagewochen angeboten. Darum benötigt man ja auch mehr Personal, damit die Stunden und die freien Tage abgedeckt werden. Wenn wir kein „Pensionsbetrieb“ wären, würden wir sofort ein bis zwei Ruhetage pro Woche machen. Nur mit Hausgästen ist das leider nicht möglich. Ich verstehe, dass es sogar auch Skihütten gibt, die mit dem Gedanken spielen, einen Ruhetag zu machen. Die derzeitigen Schwierigkeiten dürfen auf keinen Fall auf Kosten von den Urlaubsgästen gehen, da sonst der Tourismus in Österreich eventuell zusammenbricht.

Was könnte eine Lösung für das Problem sein?
Eine Gesetzeslockerung, damit auch wieder Fachkräfte aus Drittstaaten hier arbeiten dürfen. Denn die meisten Menschen wollen ja auch arbeiten, da sie in ihrer Heimat sehr wenig verdienen. Menschen, die arbeiten wollen, darf man nicht daran hindern. 

Ausblick?
Unser großes Glück ist, dass wir eine tolle Familie im Hintergrund haben, die uns den Rücken stärkt und alle, inklusive unserer Seniorchefin, hinter uns stehen. Aber aus heutiger Sicht würde ich nicht mehr in Betten und Betriebsvergrößerungen investieren, sondern eine Betriebsgröße wählen, die man mit wenig Fremdpersonal stemmen kann.

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