Ärzte zur Lage in NÖ
Corona: Genesen ist nicht gleich gesund!

(v.l.n.r): Dr. Stingl, Dr. Klamminger, Dr. Pernkopf, Dr. Hörmann. | Foto: NLK Filzwieser
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  • (v.l.n.r): Dr. Stingl, Dr. Klamminger, Dr. Pernkopf, Dr. Hörmann.
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Warum es keine Covid-Spitäler mehr gibt, warum genesen nicht bedeutet, dass man gesund ist und warum eine einmalige Erkrankung nicht nachhaltig vor Corona schützt. Führende Mediziner zum derzeitigen Stand in Niederösterreich. 

Derzeitige Situation

Momentan befindet sich Niederösterreich in einer sehr sicheren Lage, so Dr. Markus Klamminger, Direktor Medizin und Pflege, NÖ Landesgesundheitsagentur. Die Intensivbetten sind kaum belegt und auch die Anzahl derer, die in Kliniken wegen Covid-19 behandelt werden, ist gering - derzeit liegt sie bei 7,7%. Als die Pandemie im April ihren Höhepunkt hatte lag dieser Wert bei 20%. Weiters konnten die Operationen, die aufgrund der Corona-Situation verschoben werden mussten, nachgeholt werden. 

Keine Spitäler, nur noch Abteilungen

In Niederösterreich hat man zu Beginn der Pandemie eigene Covid-Spitäler eingerichtet, was man nun geändert hat. Da rückblickend dies nicht der völlig richtige Weg war, gab Klamminger zu. 

Nun hat man in Niederösterreich zehn Krankenhäuser bestimmt, die jeweils eine Covid-Abteilung eingerichtet haben. Auf jeder dieser Abteilungen gibt es 10-15 Betten, die einzig für Corona-Patienten reserviert sind. 
Man hat sich für diese Variante entschieden, da man so zum einen den Regelbetrieb aufrecht erhalten kann und zum anderen um die Mitarbeiter der Spitäler zu entlasten. Da die Arbeit mit Corona-Infizierten und Verdachtsfällen sehr anstrengend ist aufgrund der Schutzkleidung. 

"Schweden nimmt ganz bewusst mehr Tote in Kauf"

Die Schweden haben bei einer Bevölkerungszahl von rund 10 Millionen Einwohnern, rund 5.800 Tote verzeichnet seit Beginn der Pandemie. Während Österreich bei acht Millionen Einwohnern nur rund 900 Tote aufweist. Der schwedische Weg ist kein Weg, den Österreich gehen wird, denn Schweden nimmt ganz bewusst mehr Tote in Kauf, meinte LHStv. Pernkopf bestimmt. 

"Genesen ist nicht gleich gesund"

Sowohl Primar Harald Stingl vom LKH Melk als auch Primar Christoph Hörmann, Abteilungsleiter der Anästhesie im Universitätsklinikum St. Pölten, warnen eindringlich davor, zu glauben, dass genesen gleichbedeutend ist mit gesund. Bei vormals corona-positiven Patienten, die ein negatives Testergebnis haben, kommt es häufig trotzdem zu Folgeschäden. 

Folgeschäden

Zu diesen Folgeschäden kommt es durch Rest-Entzündungsherde, die in der Lunge bleiben. Durch diese kommt es innerhalb der Lunge zu Narbenbildungen und diese führen wiederum zu teilweise irreparablen Veränderungen in der Lunge. Dieser Umstand äußert sich oft in Form von Atemnot oder geringerer Belastungsfähigkeit, so Stingl. 

Hierbei sind nicht ausschließlich die deklarierten Risikogruppen betroffen, sondern oft vor allem junge, fitte Menschen. Diese haben häufig keine Einschränkungen in ihrem alltäglichen Leben, sondern spüren ihre Folgeschäden bei anspruchsvollen Aktivitäten oder Tätigkeiten - wie beispielsweise tauchen. 

Zu den Antikörpern

Derzeit kann man davon ausgehen, dass jeder vormals Covid-Kranke Antikörper aufweist. Diese verschwinden aber relativ schnell wieder - abhängig von der Schwere der Erkrankung. Bei besonders leichten Verläufen können teilweise bereits nach drei bis vier Monaten keine Antikörper mehr im Körper gemessen werden. 
- Primar Hörmann. 

"Immungedächtnis"

Dies ist aber nicht die einzige Instanz in unserem Körper, die uns schützen kann. Denn selbst wenn keine Antikörper messbar sind, gibt es das sogenannte Immungedächtnis auf zellulärer Ebene. Hierbei speichern die Zellen im Körper gewisse Immunantworten. Bei einer erneuten Infektion würde das Immunsystem das Virus erkennen, was zu einem leichteren Verlauf führen würde. 
Weiters lässt sich sagen, dass es bei einer erneuten Infektion nach weniger als sechs Monaten, naheliegend ist, dass sich noch Virusreste im Körper befunden haben und es nicht zu einer wirklich Neu-Infektion gekommen ist.

Der Krankheitsverlauf

Da die Abgrenzung zu anderen Lungenerkrankungen oft schwer fällt, hat Harald Stingl vom Krankenhaus in Melk, darauf hingewiesen, dass der Krankheitsverlauf entscheidend ist dafür, ob es sich um Corona oder eine andere Krankheit handelt. 

Der Krankheitsverlauf bei Corona

  • 1. Phase: Husten - & Lungensymptome
  • 2. Phase: gefolgt von einer Verbesserung
  • 3. Phase: die Krankenhaus-Phase – Symptome: Atemnot, Fieber, hohe Infektionswerte, 

Behandlungsmöglichkeiten auf der Intensivstation

Der Leiter der Anästhesie im Universitätskrankenhaus St. Pölten Christoph Hörmann erklärt die Möglichkeiten, die derzeit bestehen, um das Atmen zu erleichtern. 

  • Erster Schritt: Sauerstoffmaske – die Sauerstoffmaske soll die gestörte Sauerstoffaufnahme lindern. 

  • Zweiter Schritt: nicht-invasives Beatmen – sollte die Sauerstoffmaske nicht mehr ausreichen, geht man über zum nicht-invasiven Beatmen, wofür eine festsitzende, abdichtende Maske verwendet wird. Hierbei trägt der Patient 20-22 Stunden pro Tag eine Maske.
  • Dritter Schritt: invasives Beatmen – beim invasiven Beatmen oder Intubation wird ein Schlauch in die Luftröhre eingeführt, die das Atmen zu einemGroßteil übernimmt. Diesen Tubus trägt der Patient 24 Stunden pro Tag. Der Patient kann zusätzlich selbständig atmen, was wichtig ist, damit die Atemmuskulatur nicht verkümmert. 
  • Vierter Schritt: Bauchlage mit Tubus – sollte ein Patient trotz Tubus weiterhin unter Atembeschwerden leiden, wird er in Bauchlage versetzt. In dieser Position kann noch leichter Sauerstoff in die Lunge transportiert werden. 
  • Fünfter Schritt: Nitric Oxide (NO) – wenn auch in der Bauchlage Beschwerden auftreten, wird dem Sauerstoff ein weiterer Stoff beigemengt, um die Aufnahme des Sauerstoffs zu erleichtern. 
  • Sechster Schritt: Extrakorporale Membranoxygenierung – hierbei wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und anschließend in das rechte Herz gepumpt. Die Funktionsweise ist ähnlich einer Herz-Lungen-Maschine. 
  • Siebenter Schritt: Antikörper-Plasma-Spende – Hierbei übernimmt die Blutbank Plasmen von einem Menschen, der eine Covid-19-Erkrankung erfolgreich überstanden hat und Antikörper gebildet hat. Diese Methode wurde bereits bei einigen Patienten angewendet.

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