Nach Unfall in St. Pölten: Alko-Lenker wegen versuchter Nötigung vor Gericht
ST. PÖLTEN (ip). Mit rückgerechnet etwa ein Promille Alkohol verursachte ein 60-jähriger Pensionist aus der Landeshauptstadt am 19. September 2015 einen Verkehrsunfall. Nach einer St. Pöltner Lokaltour mit einem Bekannten kam er nachts in einer Rechtskurve zu weit nach links und kollidierte in der Folge mit dem Pkw einer 38-jährigen Angestellten, die dabei verletzt wurde.
"Eingestiegen und auf mich zugefahren"
„Das, was viel schlimmer war: Der ist noch einmal eingestiegen und auf mich zugefahren“, schilderte die Frau am Landesgericht die schockierende Situation. Unmittelbar nach der Kollision seien der Lenker und sein Beifahrer ausgestiegen und zu ihr gekommen. Sie habe darauf bestanden, die Polizei zu rufen. Da sei der Lenker des weißen Pkw´s wieder in sein Auto gestiegen und auf sie, die seitlich ihres Autos stand, zugefahren. Sie habe ihm auf die Motorhaube geschlagen und sei zurück gesprungen. Da sie sich massiv bedroht gefühlt habe, rief sie ein zweites Mal bei der Polizei an. Anwalt Wolfgang Krempl forderte für seine Mandantin vorerst Schmerzensgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Angeklagte bekannte sich "teilweise schuldig"
„Teilweise schuldig“, bekannte sich der Angeklagte zu den Vorwürfen von Staatsanwalt Karl Wurzer, der dem Alko-Lenker nicht nur fahrlässige Körperverletzung, versuchte Nötigung und Gefährdung der Sicherheit seines Beifahrers zur Last legte, sondern ihm darüber hinaus seinen heftigen Widerstand gegen seine Festnahme durch zwei Polizeibeamte vorwarf.
Er könne sich nur an den Unfall erinnern und dann erst daran wieder, dass er in einer Zelle aufgewacht war, so der Beschuldigte, der stark bezweifelte, dass er nach dem Unfall noch auf das Opfer zugefahren sei. Sein Mechaniker habe geäußert, dass das Fahrzeug nach der Kollision fahruntauglich gewesen sei. Dem widersprach die übereinstimmende Aussage eines Ehepaars, das schon einige Zeit hinter dem Alko-Lenker gefahren war und den Unfall beobachtet hatte. Demnach habe der weiße Pkw unmittelbar nach der Kollision im Rückwärtsgang noch einige Zentimeter zurückgesetzt.
Zwei Gutachten beantragt
„Was wollt ihr von mir, ihr scheiß Kieberer“, habe der sichtbar Alkoholisierte die beiden Beamten empfangen. Als er sich weigerte, seinen Führerschein vorzuzeigen, den Alko-Test zurückwies, schimpfte und randalierte, nahmen ihn die Beamten trotz heftigen Widerstands fest.
Richterin Doris Wais-Pfeffer vertagte den Prozess, nachdem der Staatsanwalt zwei Gutachten beantragte. Eines, um den Grad der Körperverletzung der Frau, die immerhin zwei Monate in Krankenstand war, abzuklären, ein weiteres Gutachten, um die Zurechnungsfähigkeit des Pensionisten zum Unfallzeitpunkt festzustellen, nachdem dieser erst im Prozess angegeben hatte, dass er nicht nur Alkohol sondern auch Medikamente zu sich genommen hatte.
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