Wenn Tiere leiden
Qualzucht ist Problem in der Tierwelt (mit Umfrage)
"Menschen kaufen Schmerz und Leid": Immer öfter finden sich Tiere aus einer Qualzucht in dem Tierheim St. Pölten wieder.
ST. PÖLTEN. "Diese Tiere kommen mit Schmerzen auf die Welt und leiden bis zu ihrem Tod", erzählt Davor Stojanovic vom Tierheim St. Pölten. Bei diesen Worten zerreißt es einem das Herz.
Das Problem mit der Qualzucht
Qualzucht findet man so gut wie in jeder Tierart: Englische Widderkaninchen, die mit extra langen Schlappohren, Sphynx-Katzen (Nackthaar), die ohne Schnurrhaare gezüchtet werden, die beliebte Französiche Bulldogge ist ebenfalls eine Qualzucht. Der deutsche Schäferhund, der ursprünglich als „Hütehund“ eingesetzt wurde, bekam einen derart stark abfallenden Rücken „angezüchtet“, dass einige Tiere kaum mehr laufen können, ebenfalls eine Qualzucht.
Qualzuchten im Tierheim
"Warum züchtet man das?", stellt sich Stojanovic im Gespräch mit den BezirksBlättern die Frage. "Und jeder, der eine Rasse aus einer Qualzucht kauft, unterstützt diese Qual", betont er. "Wir haben aktuell drei Mastino Napoletano bei uns. Eine Mutter mit ihren beiden Söhnen. Sie wiegen bis zu 60 Kilo. Sie kommen aus einer schlechten Zucht und einer schlechten Haltung", erzählt Davor. Mastino Napoletano stammt vom römischen Kriegshund, dem Molosser, ab. Sie wurden bei Feldzügen und bei Kämpfen gegen Menschen eingesetzt. Später wurde der Mastino Napoletano zum Wach- und Schutzhund (Anm.: In Vorarlberg und Wien gilt diese Rasse als Listenhund). Das macht die Rasse nicht nur von der Haltung her zu einem schwierigen Hund, sondern auch gesundheitlich.
Ein Zuhause finden
"In den falschen Händen werden diese Hunde schnell aggressiv. Außerdem haben sie zu viel Haut und das enorme Gewicht ist nicht für ihre Knochen bestimmt. Die Gelenke und die Hüfte werden kaputt, sie bekommen X-Beine", beschreibt Stojanovic die Probleme. In dem Fall der im Tierheim aufgenommenen Mastino Napoletano handelt es sich um drei kranke Tiere, die täglich Medikamente und ein spezielles Futter brauchen. Eventuelle Operationen kosten viel Geld. Alle drei sind auf der Suche nach einem Zuhause, das ihnen ein artgerechtes und liebevolles Heim bis zu ihrem Tod schenkt. "Künftige Besitzer müssen bereit sein, halbkranke Tiere bei sich aufzunehmen", so Davor.
Wenn das Leben zur Qual wird
"Mitten im Zentrum von St. Pölten wurden mehrere Schottische Faltohrkatzen gefunden", erzählt Davor. Woher die Katzen kommen, weiß man leider nicht. Auch hierbei handelt es sich um Qualzucht. Die Zucht, die Haltung und die Weitergabe dieser Rasse ist in Österreich verboten. "Sie kommen durch die Veränderung mit geknickten Ohren zur Welt, und haben dadurch große Kommunikationsprobleme, haben von Geburt an starke Schmerzen und sind von unheilbaren Krankheiten betroffen", bedauert Stojanovic. Ein Rat vom Tierheimleiter an künftige Tierbesitzer: "Man sollte Qualzuchten nicht mit einem Kauf unterstützen."
Beispiele für Qualzucht
Hunde: Basset, Mops, Dalmatiner, Englische Bulldogge;
Katzen: Minskin Katze, Perserkatze, Sphynx-Katze;
Kleintiere: Zwergwidder, Sheltie (Meerschweinchen);
Quelle: vier-pfoten.at
Wie ist die Gesetzeslage?
In Österreich verbietet das Tierschutzgesetz Züchtungen, „die für das Tier oder dessen Nachkommen mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder mit schwerer Angst verbunden sind.“ Die Zucht als auch der Import, Erwerb, die Weitergabe und die Ausstellung sind verboten. Folgende Merkmale zur Erkennung untersagter Züchtungen: Atemnot, Bewegungsanomalien, Lahmheiten, Hautentzündungen, Haarlosigkeit, Entzündungen der Lidbindehaut und/oder der Hornhaut, Blindheit, Exophthalmus, Taubheit, Neurologische Symptome, Fehlbildungen des Gebisses, Missbildungen der Schädeldecke, Körperformen, bei denen mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden muss, dass natürliche Geburten nicht möglich sind.
Zur Sache
Bei Interesse an einem Mastino Napoletano: 02742/77272. Um die Versorgung der kranken Tiere zu gewährleisten, bittet das Tierheim um eine Spende:
Sparkasse NÖ Mitte West AG
IBAN: AT52 2025 6000 0002 4208
BIC: SPSPAT21XXX
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