Ministerin Tanner kämpferisch
Gefecht um das Kommando am größten Übungsplatz Österreichs
Der Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig leitet den größten Schießplatz des Bundesheeres seit über drei Jahren interimistisch. Ein Blick hinter die Kulissen.
NÖ/ALLENTSTEIG. Blasmusik, Gulaschkanone, Fahnenzeremonie und ein Aufmarsch zukünftiger Bundesheer-Diener. Das sind Zutaten für eine sehr beliebte, immer wiederkehrende Heeresveranstaltung, die Angelobung. In Niederösterreich ist bei vielen dieser Veranstaltungen auch Herbert Gaugusch, Leiter des Truppenübungsplatzes Allentsteig, vor Ort. Einzig, er leitet den größten Schießplatz Österreichs seit über drei Jahren nur interimistisch. Im Hintergrund wird von Seiten des Verteidigungsministeriums (BMLV) eifrig versucht, bei der anstehenden Neuausschreibung das Portfolio ideal an die Kompetenzen Gauguschs anzupassen.
Tauziehen zwischen Ministerien
Doch die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die an Gaugusch unbedingt festhalten möchte, kann dies nicht alleine entscheiden. Denn hier kommt das Ministerium für öffentlichen Dienst (BMKÖS) ins Spiel. Und dieses würde gerne ein abgeschlossenes Studium in der Stellenausschreibung sehen:
"Eine Beantragung einer Neubewertung des betreffenden Arbeitsplatzes erfolgte Ende November 2022"
, so Sprecherin Timea Zawodsky. Seit der ersten Beantragung hat das BMKÖS dem BMLV mehrmals rückgemeldet, dass für die Position der Leitung des Truppenübungsplatzes Allentsteig ein Offiziersgrad wie auch ein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaft bzw. Betriebswirtschaft adäquat sei. "Ein weiterer, darauf aufbauend abgeänderter Antrag des BMLV ist bisher nicht im BMKÖS eingegangen", so Zawodsky.
Allentsteig im Verteidigungsmodus
Am Truppenübungsplatz Allentsteig selbst geht man unterdessen in den Verteidigungsmodus. Auf Anfrage bestätigt Sprecher Dietmar Butschell lediglich:
"Gaugusch wurde neben zwei weiteren Mitbewerbern von einer unabhängigen Bewertungskommission als 'im höchsten Ausmaß geeignet' für diese Funktion beurteilt."
Ob Gaugusch der Anforderung eines Studiums nachkommen könnte beantwortet Butschell so: "Nachdem die Neubewertung eines Arbeitsplatzes in Verhandlungen zwischen der ausschreibenden Stelle Bundesministerium für Landesverteidigung und dem Bundesministerium für öffentlichen Dienst erfolgt, ist uns der aktuelle Stand der Bearbeitung nicht bekannt."
Bundespräsidentschaftskanzlei in Deckung
In der Bundespräsidentschaftskanzlei, dem Büro des Oberbefehlshabers des Bundesheeres, sieht man die Scharmützel gelassen:
"Wir warten die Einigung der beiden Ministerien ab und werden die Entscheidung zur Kenntnis nehmen"
, so Sprecher Stephan Götz-Bruha.
Ob dann überhaupt noch eine Unterschrift des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen notwendig sein wird, ist offen. Bislang hat er sein Autogramm unter der Bestellung Gauguschs verweigert.
Warum die Zeit für die offizielle Ernennung von Herbert Gaugusch drängt, ist unumstritten. Denn nach der nächsten Nationalratswahl könnte ein etwaiger neuer Verteidigungsminister einen interimistischen Kommandanten sofort abberufen.
Aus dem Verteidigungsministerium wurde keine Stellungnahme abgegeben.
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