„Harnverlust ist kein Schicksal“

Primar Hermann Enzelsberger, Leiter der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an den LKH Steyr und Kirchdorf an der Krems. | Foto: gespag
  • Primar Hermann Enzelsberger, Leiter der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an den LKH Steyr und Kirchdorf an der Krems.
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STEYR. Rund 850.000 Frauen sind in Österreich von Inkontinenz (Harnverlust) betroffen. „Obwohl die Erkrankung gut behandelbar, ist sie ein Tabuthema“, weiß Hermann Enzelsberger, Leiter der Gynäkologie-Abteilung im LKH Steyr. Dabei sei Inkontinenz kein Schicksal, das man hinnehmen muss und auch keine Frage des Alters, betont er.

Stress-Inkontinenz
Schwere Formen von Blasenschwäche, wie Inkontinenz umgangssprachlich genannt wird, kann die Lebensqualität enorm einschränken. Man unterscheidet zwei Typen beim plötzlichen Harnverlust. Stress-Inkontinenz: In der Altersgruppe der 50- bis 70- jährigen Frauen leiden 30 bis 40 Prozent an Inkontinenz. In zirka 40 Prozent der Fälle spricht man von einer reinen Stress-Inkontinenz (Belastungsinkontinenz). Dabei kommt es etwa beim Niesen und Husten zu Harnverlust. Schreitet die Krankheit fort, kommt es auch beim Gehen oder im Liegen zu Harnverlust.

Drang-Inkontinenz
Bei rund dreißig Prozent der Fälle handelt es sich um eine so genannte Drang-Inkontinenz (mehrmaliges Aufstehen während der Nacht zum Urinieren, Probleme beim Zurückhalten des Harns). Bei weiteren 30 Prozent liegt eine „Mischinkontinenz“ vor. „Die Ursache der Stressinkontinenz ist ein Versagen des Verschlussmechanismus der weiblichen Harnröhre infolge einer Muskelschwäche, die etwa durch Geburten, schwere körperliche Arbeit, Übergewicht und Raucherbronchitis begünstigt wird“, sagt Enzelsberger.

Lebensqualität ist beeinträchtigt
Erkrankte ziehen sich zurück, verlieren ihr Selbstbewusstsein, ihre Lebensfreude, schränken sogar ihre sozialen Kontakte (Ausflüge, Theaterbesuche etc.) ein. „Nur fünf bis zehn Prozent der betroffenen Frauen konsultieren einen Arzt“, sagt Enzelsberger, „dabei gibt es sehr gute Behandlungsmethoden.“ Am Beckenbodenzentrum an der Abteilung für Frauenheilkunde im LKH Steyr arbeiten verschiedene Fachrichtungen wie Chirurgie, Urologie, Neurologie, Physiotherapie, Diätberatung und Psychosoziale Beratung zusammen.

Exakte Untersuchung
Voraussetzung für die ideale Therapie ist eine exakte gynäkologische und urologische Abklärung. Bei der Therapie gibt es – je nach Typ und Schweregrad des unkontrollierten Harnabgangs – verschiedene Ansätze. Neben Verhaltens-, Toiletten- und Beckenbodentraining stehen auch medikamentöse Methoden wie zum Beispiel Anticholinergika oder Östrogene zur Verfügung. „Bringen diese konservativen Maßnahmen keinen Erfolg, muss meist eine Operation erfolgen, um ein gutes Ergebnis der Behandlung zu erzielen“, sagt Enzelsberger.

Innovative Operationsmethoden
Besonders bewährt haben sich in den vergangenen Jahren bei den operativen Eingriffen so genannte „suburethrale Schlingen“. „Die Operationen sind für die Frauen immer weniger belastend. Bei der neuesten Methode wird ein kurzes Netzband bei einem minimal invasiven Eingriff unter die Harnröhre gelegt“, sagt der Gynäkologe. Das Band unterstützt bei plötzlicher Belastung des Beckenbodens (Husten, Niesen, Pressen, Springen oder Heben von Lasten) die weibliche Harnröhre so, dass kein Harn mehr abgeht. Mehr als 70 Prozent der Patientinnen können durch diesen Eingriff geheilt werden. Bei weiteren 20 Prozent tritt eine deutliche Besserung ein.

Zertifizierung wird angestrebt
„Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Landes-Krankenhaus Steyr beschäftigten sich schon in der Vergangenheit besonders intensiv mit den Erkrankungen rund um den Beckenboden. „Mit der angestrebten Zertifizierung zum Beckenbodenzentrum werden wir den Schwerpunkt darauf künftig noch weiter ausbauen. „Es ist uns ein Anliegen, den vielen Frauen zu helfen, die unter Beckenbodenerkrankungen, wie einer Harninkontinenz, leiden. Weil es viele geeignete Behandlungsmöglichkeiten gibt, die diesen Frauen eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität bringen können“, betont Enzelsberger.

Kontakt: Beckenbodenzentrum

Ambulanzzeiten im LKH Steyr:
Donnerstag von 9 bis 14 Uhr, nach Terminvereinbarung, Tel. 05-055-466-23730, E-Mail: gynaekologie.sr@gespag.at

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