DER STERN VON BETHLEHEM. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 69

Die Zeit zwischen den Raunächten - von der Wintersonnenwende bis zur Heiligen Drei Königsnacht - galt bei unseren Vorfahren, den Kelten, nicht nur als die finsterste Zeit im Jahr. Sie war auch die Zeit der Ruhe und Wiedergeburt. Die Zeit, in der sich alles ausruhen und erneuern durfte, bevor es im Frühling zu neuem Leben erwachte. Leider ist diese Zeit der Ruhe und Regeneration bei uns Menschen in vergessenheit geraten. Anstatt uns neu auszurichten und uns zu besinnen, ob wir eigentlich noch auf dem Weg sind, den wir uns tief drinnen irgend wann einmal vorgenommen haben, zerrinnt die Zeit vor Weihnachten in unseren gestressten Fingern. Das Fest selbst droht, durch zu hohe Erwartungen und Perfektionismus, zum familiären Horrortripp zu werden. Geschichten und Erinnerungen aufzuschreiben, kann zum finden der inneren Ruhe beitragen. Als ich in der Nacht auf den 24. Dezember um 4 Uhr Früh aus dem Fenster schaute, weil ich nicht schlafen konnte, blieb mein Blick an einem hellen Stern hängen, den ich insgeheim"Weihnachtsstern" nannte. Dabei musste ich an eine Geschichte denken, die viele Jahre zurücklag...

DER STERN VON BETHLEHEM

Als Kind hatte Weihnachten für mich eine ganz besondere Magie, denn an jenem Tag wurde nicht nur der Geburtstag des Jesukindleins gefeiert, sondern auch meiner. Und immer, wenn ich den Adventkranz binde, kehren auch die Bilder und Erinnerungen von damals völlig unverblasst in meine Gedanken zurück.

Zum einen war da das alte Kripperl, oder eigentlich nur ein paar abgeschlagene alte Gipsfiguren, die wir Jahr für Jahr zwischen Innenfenster und "Winterfenster" in der Küche aufbauten, der schlichte Adventkranz aus Fichtenreisig, der immer viel zu früh seine Nadeln verlor und der Christbaum - ebenfalls eine Fichte, die wir uns meist aus dem Wald meines Onkels holten, und dessen Statur eher an "Maßnahme zur Dickungspflege" erinnerte als an "Christbaum aus Kultur". Nachdem ich genügend Tränen vergossen hatte, nahmen sich dann meist meine Mutter und mein Großvater ein Herz und bohrten noch einige Äste ins Bäumchen, damit es nicht gar so mickrig wirkte.

Der 24. selbst, war wie auch heute noch, von vielem vielem Warten durchzogen. Trotzdem waren es die Rituale, die Dinge, die Jahr für Jahr gleich waren, an die ich mich heute noch am Liebsten erinnere. Nachdem mein Großvater mit der Stallarbeit fertig war, wusch er sich und kam bald darauf in Anzug und weißem Hemd in die Stube, was für mich immer etwas Feierliches an sich hatte. Auf den Lippen hatte er ein Lied. Da wusste ich, dass die Heilige Nacht wirklich schon ganz ganz nahe war.

Im Fernsehen lief auch damals schon "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Dieses weihnachtlichste aller Märchen feierte übrigens im vergangenen Jahr sein 40-jähirges Jubiläum - war also genau so alt wie ich. Wen wunderts daher, dass es auch heute noch mein Lieblingsmärchen ist, und mir durch seine kindliche Magie durch so manche Lebenskrise geholfen hat.

Aber leider war das Märchen viel zu schnell vorebei - und dann begann sie, die lange lange Warterei aufs Christkind.

Weil ich ein sehr aufgewecktes Kind war, damals, wurde ich schon am Nachmittag zu Onkel und Tante verfrachtet, damit meine Mutter irgendwann doch noch eine Chance hatte, den Christbaum zu schmücken. Wir feierten den Heiligen Abend traditionsgemäß gemeinsam, da kam's auf ein paar Stunden mehr wohl nicht mehr an. In der Küche meiner Tante, roch es nach Sauerkraut und Tannenreisig, eine eigenartige - aber doch nur zu vertraute Mischung. Die Tür zur Stube war fest verschlossen.

"Geh raus und such den Stern von Bethlehem!" riet mir mein Onkel, als ich von einem Bein aufs andere zappelte, und zum x-ten Mal ein lautes "Mir is fad!" von mir gab. "Den Stern von Bethlehem? Was ist denn das?" Und so erzählte er mir von dem Kometen, der die Heiligen Drei Könige zum Kindlein in der Krippe geführt hatte. Nachdem ich meine, vor lauter Staunen herunterhängende Kinnlade wieder zugeklappt hatte, machte ich kehrt und rannte so schnell ich konnte vors Haus um nach dem Stern mit dem Schweif zu suchen. Aber irgendwas stimmte da nicht. Ich lief nacht rechts und nach links, vors Haus und hinters Haus, von einem Hauseck zum nächsten. Von einem Kometen war aber weit und breit keine Spur. "Es ist wohl noch nicht finster genug..." dachte ich und ging wieder hinein in die Küche. Als es jedoch ganz finster geworden war, war wieder nichts zu sehen. "Vielleicht kann man ihn wegen der Wolken nicht sehen?" schlug mein Onkel vor. Und ich musste den Vorschlag Wohl oder Übel annehmen. Denn da läutete schon das Glöckchen. Und mein "Radar" war nun vollends auf "Geschenke" fixiert. Auch wenn's diese erst nach den Bratwürsteln gab und meine Verwandtschaft alle Hände voll zu tun hatte, mich während des Essens im Zaum zu halten.

Im Jahr darauf war ich zwar ein Jahr älter, das Warten fiel mir trotzdem so schwer wie eh und je und so landete ich wieder bei Onkel und Tante auf dem nahen Bauernhof. "Kannst dich noch erinnern?" fragte mein Onkel wieder (dass er dabei verschmitzt lächelte ist mir damals zwar geflissentlich entgangen, heute aber glaube ich, mich an dieses Detail wieder ziemlich genau erinnern zu können) - "Heut kommt er wieder, der Stern von Bethlehem!" "Ja! Stimmt!" jubelte ich aufgeregt. "Voriges Jahr waren zu viele Wolken!" "Dann lauf schnell hinaus uns schau! Heuer siehst ihn bestimmt!"

Und wieder kam das alte Spiel: Ich lief raus, suchte den Himmel ab, lief wieder rein und fragte meinen Onkel, woran der Fehler liegen könnte: "Zu nebelig!" meinte er (sein Grinser war mit Sicherheit noch breiter, das weiß ich bestimmt!). Also wartete ich wieder ab, und rannte alle fünf Minuten vors Haus um nachzusehen, ob sich der Nebel schon gelichtet hatte. "Wieder kein Stern!" sagte ich traurig. Doch da läutete auch in diesem Jahr wieder das Glöckchen.

Wie oft sich dieses Spiel wiederholte, kann ich heute nicht mehr genau sagen. Ich weiß nur mehr, dass ich am Schluss schon zu glauben anfing, nur ich könne den Stern nicht sehen, oder war er etwa doch allein für die Heiligen Drei Könige bestimmt?

Als ich mich kürzlich wieder an diese Geschichte erinnerte und begann, sie aufzuschreiben, da hatte ich am Schluss allerdings einen kleinen Geistesblitz. Denn - obwohl ich den Stern von Bethlehem bis zum heutigen Tag vergeblich gesucht habe, egal wie sehr ich mich auch abgemüht habe ihn zu finden - bilde ich mir ein, dass da vielleicht ab und zu im Leben ein klitzekleiner "Blitzer" war - und zwar immer dann, wenn es mich beinah aus der Spur geworfen hätte, wenn ich drohte, vom - für mich - "richtigen Weg" abzukommen.

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