BEIFUSS. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene – Teil 31

Die Grillsaison hat begonnen, und somit geistert auch vielen wieder die Überlegung durch den Kopf, wie sich das Fett aus Schopf und Schweinebauch am besten verdauen lässt. Die Version mit dem Schnapserl danach ist zumindest für die Autofahrer nicht ratsam. Tee und Magenbitter werfen geschmacklich nicht gerade vom Hocker.

Eine recht schlaue Lösung hatten die Wickinger auf diesem Gebiet parat. Sie füllten ihren Fisch, der im Lehmofen gegart wurde, lediglich mit Beifuß, der ein natürlicher Fettspalter sein soll und überdies leicht pfeffrig schmeckt.

Der Beifuss besitzt auch sonst einige recht interessante Eigenschaften. Sein Geruch hält Hunde fern. Als Räucherkraut steht er für Kraft, Fruchtbarkeit und Schutz. Und um genau diese Werte, geht es in meiner heutigen Geschichte.

Wirbel im Reich der Götter

Es geschah zu Anbeginn der Zeit, als selbst die Götter erst nach und nach alle Geheimnisse der Pflanzen und Kräuter herausfanden und sich zu eigen machten, als der mächtige Donnergott Thor das Geheimnis vom Beifuß entdeckte und sich sogleich zu Nutzen machte.

Der Beifuß war damals eine stolze Pflanze, die aufrecht am Wegesrand stand und mit seinen silbrig schimmernden Blättern jedermann ins Auge stach. Hochmütig und eitel war er und auch seine Pflanzenbotschaft lautete „MACHT“. Du bist die perfekte Pflanze für mich!“, entfuhr es dem mächtigen Donnergott, als er sie aufrecht und stolz in der Sonne glänzen sah. Wenn du mir dienst und dich mir, dem mächtigen Thor, weihen lässt, so mache ich dich zur ersten und mächtigsten Pflanze im Pflanzenreich. Keiner wird dich übersehen, jeder wird dich fürchten und alle, das sei dir gewiss, alle werden sie dich haben wollen, das verspreche ich dir!“

Dem eitlen Beifuß schmeichelte Thors Angebot und so beschloss er, auf den Handel einzugehen und ihm sein letztes Geheimnis zu enthüllen: „Ich willige ein, mächtiger Donnergott! Flechte einen Gürtel aus meinen Blättern und gib ihm den Namen „Megingjardr“. Wenn du ihn trägst, wird sich deine Macht verdoppeln! Meine Bedingung ist, dass du ihn schon beim Weiheritual trägst, dass mich an dich binden soll. Alle sollen sehen, dass die große Macht das Thor von mir, dem Beifuß, herrührt.“

Doch schon beim Weiheritual schien etwas mit den anderen Göttern zu passieren. Die Gottheiten, die doch sonst so umgänglich und fröhlich waren, wie Menschen kleine Ränke schmiedeten, ab und an einmal zankten, sich aber im Großen und Ganzen wieder gut vertrugen, schienen auf einmal von Missgunst und Neid erfüllt. Anstatt des Frohsinns und der Heiterkeit, die sonst ob eines solchen Festes herrschte spürte man Zank, Eifersucht und in manchen Ecken gar blanken Hass. Sonst war es nur Loki, dessen Taten oft böswillig entgleisten. Nun schien viel schlimmeres ins Haus zu stehen.

Durch die doppelte Macht eines einzigen Gottes, war das Universum ins Ungleichgewicht gekommen. Die Kräfte hatten sich verschoben; ja hätte man die Schwingungen im göttlichen Eichenhain damals schon messen können, sie wären doppelt so schnell als sonst gewesen.

Über den Göttern gab es allerdings noch eine Instanz. Und ihm – dem Schöpfer des Himmels und der Erde – gefiel das ganze ganz und gar nicht. Aber sollte er jetzt schon eingreifen? War es nicht zu früh? Und so beschloss er, das Geschehen noch einige Tage zu beobachten. Doch es wurde nur noch schlimmer. Die Götter stritten und raubten, verletzten sich – und wären sie nicht unsterblich gewesen, sie hätten sich gegenseitig umgebracht. Nun ging es auch noch den Pflanzen an den Kragen, denn sie wollten eine finden, die dem Beifuß ebenbürtig war. Sobald sie jedoch herausfanden, dass diese Pflanze nicht machtgebunden war, wurde sie achtlos ausgerissen und zertreten.

Am siebenten Tag wurde es dem Schöpfer endgültig zu bunt. „Ich soll heute noch den Menschen erschaffen, und ihr habt nichts anderes zu tun als dieses unbändige Chaos zu stiften?! Amen ich sage euch, vom heutigen Tag an, wird jedes Volk seine eigenen Gottheiten verehren. Im Großen und Ganzen sollt ihr zwar alle die selben Eigenschaften haben. Doch ich werde euch lieber künftig vor zu großer Macht bewahren, denn damit könnt ihr, wie ihr eben bewiesen habt, absolut nicht umgehen!“ Und so kam es, dass Zeus vom Olymp aus über die Götter der Griechen herrschte, Jupiter wurde der Göttervater der Römer genannt. Beide befehligten sie auch den Donner – gerade so wie Thor, der weiterhin von Asgard aus, für den Donner bei den Nordischen Völkern der Germanen zuständig war. Auf dem Kontinent führte wiederum der Germanengott Donar das Regiment über den Donner. Zur Sicherheit besetzte der Schöpfer allerdings den Posten der germanischen Götterväter mit Wodan und Odin, um die Macht nur ja gut zu verteilen. Ein gutes Hausmittel, das der Weltengott auch später beim Turmbau zu Babel noch einmal einsetzen sollte.

Was den Beifuß anbelangt, so konnte er nicht anders, als ihn einmal kräftig an den stolzen Pflanzenohren zu ziehen. „Deinen Hochmut werde ich dir austreiben! Ich werde dich zwar an demselben Platze lassen, an dem du von Anbeginn warst, allerdings wird dich niemand mehr beachten. Dabei wird dir auch dein wunderschöner Silberglanz nicht helfen. Ich will dir zwar deine Zauberkräfte nicht nehmen, aber allein der Eingeweihte und Kräuterkundige soll deine Wundergaben sehen und sich zu nutzte machen können. Um mich nicht zu vergessen, wird ein Teil von dir in der Küche landen. Dort sollst du den Menschen helfen, fettes Fleisch besser zu vertragen und sollst in zerriebener Form sogar in die Wurst kommen – was eine Wurst ist, wirst du bald genug herausfinden.“

„Und morgen weihe ich dich der Göttin Artemis – Artemisia werden dich die Leute nennen. Dein neues Hauptaufgabengebiet wird sein, Frauen in allen Bereichen der Fruchtbarkeit und Empfängnis zu helfen. Dein Rauch soll das Zimmer von Mutter und Neugeborenem reinigen und desinfizieren, deine ätherischen Öle die Geburt erleichtern. Und ein Tee aus deinen Blättern soll helfen, damit sich der Kinderwunsch leichter einstellt. Du wirst Schutz bieten und reinigen, zu Johanni wirst du dann im Feuer verbrannt und geläutert.“

„Um dich deine kriegerischen Ränke nicht vergessen zu lassen, werden deine Blätter in den Schuhen römischer Soldaten landen, um den vom langen Marsch schmerzenden Füßen Linderung zu verschaffen.“

„Zu eng wird deine Freundschaft mit Tieren, Menschen und Göttern nicht mehr sein. Die Menschen sollen in Zukunft einen respektvollen Sicherheitsabstand zu dir wahren und dich – sofern sie dich sehen – fast ein bisserl fürchten. Hunde werden vor deinem Geruch flüchten!“

„So soll es sein!“, sprach der Herr. Und so ist es bis zum heutigen Tag. Der Beifuß fügte sich in sein Schicksal - fast zumindest, denn in letzter Zeit kommt er verdächtiger Weise wieder mehr und mehr in Mode.

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