Brauchtum der Fastenzeit
Brauchtum: Beugel, Fastenbrezen, Beichtspalten und Eierbäume
Trotz strengem Fastengebot gab es in der 40-tägigen Fastenzeit auch Höhepunkte und Festzeiten. Chroniken und Erzählungen von Zeitzeugen berichten aus Waldneukirchen von interessanten Begebenheiten und Bräuchen.
„Nach dem Essen am Faschingsdienstag sollen Messer und Gabel geputzt und sechs Wochen lang nicht angeschaut werden“, so lautet ein alter Ausspruch, der auf die 40-tägige Fastenzeit hinweist. Mit Ausnahme der Sonntage soll auf Fleisch gänzlich verzichtet werden. Fisch aus den früher fischreichen Bächen und Flüssen und Bier als „Gerstensaft“ waren die richtigen Fastenspeisen. Fastenbrezen, deren Form möglicherweise auf die gekreuzten Arme der Mönche und Nonnen zurückgeht und Fastenbeugel wurden gegessen. Für „Zahnlose“ in der Einbrennsuppe „eingebrockt“. Der Liebstattsonntag am 4. Fastensonntag ist in Gmunden Tradition, bei uns waren die Beichttage ein „Baunfeichta“ (Feiertag für die bäuerliche Bevölkerung).
Die Beichttage
„Am ersten Tag kamen die ledigen Burschen, am nächsten die ledigen Mädchen, dann die Eheleute und schließlich die Kinder zum Beichttag“, berichten die Wochenzettel der Pfarren.
Eingeleitet wurde der Beichttag mit der „Beichtlehr“, wo vom Pfarrer alle Gebote genau durchgegangen wurden. „Nach der Beichte durften wir ins Wirtshaus gehen und dort ging es oft recht lustig zu. Wurden daheim die Beichtzettel vorgelegt, gab es Beichtspalten (Pofesen) oder Krapfen“, erzählte eine Bäuerin.
Der Palmbuschen
Der Tradition nach soll ein Palmbuschen aus sieben oder neun verschiedenen Zweigen bestehen. „Alles, was sticht, nimmt die Weihe an, sie sind Symbole der Dornenkrone“, berichten erfahrene Bäuerinnen. Haselnusszweige verhindern, dass der Blitz ins Haus einschlägt, denn die „Himmelmutter“ suchte einst Zuflucht unter diesem Strauch. Vom Wacholder wird wegen seiner Heilkraft ganz ehrfürchtig gesprochen, ebenso vom Lebensbaum (Thuje). Der volkstümliche Ausdruck „alle Neune“ kommt vielleicht von seiner Symbolik als „Zahl der Vollendung“ und findet sich nicht nur beim „Palm“, sondern auch in der Anzahl der Bestandteile vom Kletzenbrot. Früher gab man in den Palmbuschen auch kleine Sackerl mit Hühnerfutter hinein, die nach der Weihe verfüttert wurden, um besonders viele Eier für Ostern zu bekommen.
„Am Palmsonntag esse man ein Palmkätzchen, damit man nicht Halsweh bekomme. Drei geweihte Palmkätzchen werfe man in die Hauslacke, damit niemand ertrinke“, schrieb Volksschuldirektor Schmiedhuber aus Waldneukirchen auf.
Osterstrauch
Schon in der Fastenzeit sind heute ganz neue Bräuche üblich. Festlich geschmückte, farbenprächtige Ostersträuche zieren die Stuben, Vorzimmer und Wohnräume. Ab den 1960er Jahren ist dieser Brauch üblich. Draußen auf Plätzen und Vorgärten verschönern bunte Eierbäume öffentliche Anlagen, was besonders oft von den Goldhaubenfrauen oder anderen Gruppen initiiert und seit Jahren durchgeführt wird.
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