Dietach ist beliebtester Wohnort
Steyr hat in den vergangenen zehn Jahren Einwohner verloren, Steyr-Land gewonnen
Steyr kämpft mit der Abwanderung. Seit 2002 ist die Einwohnerzahl um 2,8 Prozent auf 38.313 gesunken. Überlegener Sieger der aktuellen Bevölkerungsstatistik ist die Gemeinde Dietach.
STEYR, STEYR-LAND (sth). Steyr ist laut Bevölkerungsstatistik die einzige der drei oberösterreichischen Statutarstädte, die Einwohnerverluste hinnehmen musste. Vor zehn Jahren gab es in der Bezirkshauptstadt noch über 39.000 Bewohner – rund tausend mehr als heute.
1000 Arbeitsplätze in Dietach
Bürgermeister Gerald Hackl (SP) ortet die Ursachen vorwiegend in den günstigeren Wohnungs- und Grundstückspreisen der Umlandgemeinden. „Steyr ist und bleibt eine attraktive Wohn- und Arbeitsstadt“, versichert er, räumt aber ein: „Wir könnten noch mehr Baugrundstücke brauchen.“ Überlegt wird, den alten Wirtschaftshof nahe der HTL für die Bebauung zu nutzen.
Einen Zuwachs von knapp zwei Prozent verzeichnete Steyr-Land. Der Bezirk zählt derzeit rund 59.000 Einwohner. Am kräftigsten zugelegt hat die Gemeinde Dietach. Das Wachstum betrug von 2002 bis 2011 satte 19,1 Prozent, das entspricht rund 500 Einwohnern von derzeit rund 3000.
Für Bürgermeister Johannes Kampenhuber (VP) liegen die Gründe für die Beliebtheit seiner Wohngemeinde auf der Hand. „Zum einen ist es die gute geografische Lage, die Nähe zur Stadt Steyr und zur Westautobahn. Zum anderen ist das gute Angebot der Gemeinde und Vereine ausschlaggebend, der Naherholungswert und die Lebensqualität sind sehr hoch.“ Entscheidend sei auch, dass Dietach
mehr als 1000 Arbeitsplätze zu bieten habe. „Viele ziehen der Arbeit nach“, weiß Kampenhuber, „die Zuzügler kommen vorwiegend aus Steyr, dem Ennstal und dem Bezirk Linz-Land.“ Baugründe stehen genug zur Verfügung, der Wohnbau floriert.
Die gute Lage im Drei-Bezirke-eck kommt auch Rohr zugute. Die zweitkleinste Gemeinde (nach Einwohnern, derzeit rund 1300) hatte den zweitgrößten Zuwachs im Bezirk in den vergangenen zehn Jahren.
Weniger rosig sieht es im Ennstal aus: Je rund hundert Einwohner haben Reichraming und Losenstein seit 2002 eingebüßt, Weyer sogar 400. Rund 4300 Einwohner sind derzeit in Weyer, der flächenmäßig größten Gemeinde des Bezirks, gemeldet.
Strukturproblem im Ennstal
Bürgermeister Gerhard Klaffner (SP): „Wir sind uns der Problematik bewusst und arbeiten alle daran, über Parteigrenzen hinweg.“ Es gebe viele Initiativen, wie „Liebenswertes Weyer“ und das Bürgerbeteiligungsprojekt „Ortsteilbeiräte“ in Kleinreifling und Unterlaussa. Ohne die Hilfe der hohen Politik werde man aber nicht auskommen. „In Kleinreifling sind Investitionen in die Infrastruktur notwendig“, sagt Klaffner.
Weyer hat trotz Abwanderung viele Vorzüge zu bieten. Die Gemeinde konnte sich als Schulstandort („Von der Krabbelstube bis zur Matura“) etablieren, das Vereinsleben ist intakt, die Baugründe sind preiswert (30-60 Euro/m2).
Klaffner sieht die Ursache in einem Strukturproblem im Enns-
tal. „Zur Autobahn fährt man von Weyer eine Dreiviertel Stunde, gut bezahlte Spitzenarbeitsplätze sind rar.“ Im Kampf gegen die Abwanderung haben die sieben Ennstal-Gemeinden schon vor einigen Jahren den regionalen Wirtschaftsverband gegründet.
Bevölkerungs-Statistik 2002-2011
• Der stärkste Zuwachs seit 2002:
1. Dietach (+ 19,1%)
2. Rohr im Kremstal (+ 10,9 %)
3. Adlwang (+ 6,6 %)
4. Sierning (+ 5,9 %
5. Wolfern (+ 5,4%)
6. Aschach (+ 3 %)
7. Pfarrkirchen (+ 3 %)
8. Garsten (+ 2,8 %)
• Die größte Abwanderung:
1. Weyer (-8,9 %)
2. Reichraming (-5,6 %)
3. Losenstein (-5,4 %)
4. Laussa (-4,5 %)
5. Großraming (-2,9 %)
6. Steyr (-2,8 %)
7. Schiedlberg (-1,3 %)
8. Maria Neustift (-1,3 %)
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