Tiergestützte Therapie
Flauschige Partner als Co-Therapeuten
Hund und Pferd im Einsatz: Experten aus der Region erklären, was hinter einer tiergestützten Therapie steckt.
STEYR, STEYR-LAND. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Therapiehunde das körperliche und seelische Wohlbefinden verbessern. Beim Streicheln wird das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet, welches stresshemmend, beruhigend und antidepressiv wirkt“, weiß die geprüfte Therapiebegleithundeführerin Margit Baumgartner. Bereits seit zehn Jahren ist die Steyrerin selbstständig und bietet mit ihren zwei Therapiehunden Ayko und Sina tiergestützte Aktivitäten an. Baumgartner arbeitet mit älteren, mit geistig und körperlich beeinträchtigten sowie psychisch kranken Menschen zusammen. Sie ist auch ein gern gesehener Gast in Kindergärten und Schulen, wo sie Kindern den richtigen Umgang mit Hunden beibringt.
„Hunde werten nicht“
Einmal pro Woche besucht Baumgartner mit Collierüde Ayko das Pflegeheim in Wolfern. Die Heimleitung ist von dieser Therapieform überzeugt und setzt dafür bereitstehende Mittel aus dem Budget ein – eine seltene Ausnahme. „Die Therapie mit Hund wird leider nicht von der Krankenkasse finanziert, weshalb viele Einrichtungen darauf verzichten“, ärgert sich Baumgartner. Dabei ist die Stimmung der Bewohner gleich viel positiver, wenn sie mit ihren tierischen Co-Therapeuten den Raum betritt.
„Das liegt daran, dass Hunde nicht werten. Sie haben keine Erwartungshaltung gegenüber den älteren Menschen und vermitteln mit ihrer Lebendigkeit pure Lebensfreude.“ Während der 45-minütigen Einheiten werden verschiedene Leckerli-Spiele gespielt – immer mit Einbindung des Hundes. „Egal ob wir einen Würfel werfen, einen ABC-Turm mit Klopapierrollen bauen und wieder umstoßen oder Leckerlis in Wäscheklupperl verstecken: Ziel dieser Übungen ist es, die Grob- und Feinmotorik sowie das Gedächtnis auf spielerische Art und Weise zu trainieren.“ Wie gut die Therapie wirkt, sieht man am Ende: „Die Leute haben stets ein Lächeln auf den Lippen“, so Baumgartner.
Seit rund 15 Jahren setzt Physiotherapeut Wolfgang Nestler auf die tierische Unterstützung seiner speziell ausgebildeten Therapiepferde. „Bei der Hippotherapie geht es darum, die Bewegung am Pferderücken auszunutzen. Der Patient muss auf diese Bewegungen reagieren, wodurch Gleichgewicht, Koordination und Motorik trainiert werden“, erzählt der Sierninger Physiotherapeut.
„Spielerischer Ablauf“
Diese Form der Physiotherapie eignet sich vor allem für Menschen, die durch Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Stütz- und Bewegungsapparates oder durch Stoffwechselerkrankungen körperlich beeinträchtigt sind. „Besonders Kinder sind durch die Arbeit mit dem Pferd viel motivierter und aufmerksamer, da die Übungen spielerisch ablaufen. Es ist für sie dann keine Therapie, sondern einfach Reiten“, so Nestler. Die Therapieeinheiten dauern rund 30 Minuten und werden am Hof in Neuzeug in Zusammenarbeit mit einem Pferdeführer durchgeführt. Hatice nimmt das Angebot seit rund einem Jahr in Anspruch. Das Mädchen ist körperlich beeinträchtigt, hört nicht sehr gut und spricht deswegen undeutlich. Durch die Therapie hat sich ihre Haltung verbessert, sie ist lockerer und singt während des Reitens sogar. „Das gefällt mir so an meinem Job: Ein positiver Teil im Leben meiner Patienten zu sein“, sagt Nestler.
„Kinder profitieren von Haustieren“
Der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal ist der Ansicht, dass Kinder, die mit Tieren aufwachsen, empathischere und klügere Erwachsene werden. „Kinder lernen durch Haustiere, Verantwortung zu übernehmen. Durch das Eingehen auf das Tier werden soziale Fähigkeiten gestärkt und es entsteht eine größere emotionale Intelligenz. Haustiere fördern außerdem die Selbstkontrolle und Selbstsicherheit bei Kindern“, bestätigt Psychotherapeutin Sigrid Urban-Moser aus Steyr. „Nebenbei hat der Umgang mit Tieren auch eine stressreduzierende Wirkung, was sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit auswirkt.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.