Häusliche Gewalt geht uns alle an
Ausstellung "Hinter der Fassade" zeigt, wie alltäglich häusliche Gewalt ist und die Chancen für den Ausstieg.
BEZIRK. „Jede dritte bis fünfte Frau wird einmal im Laufe ihres Lebens Opfer männlicher Gewalt, davon geschehen zwei Drittel der Übergriffe im sozialen Nahraum durch Ehemänner, Lebensgefährten, Väter, Stiefväter, etc.“, weiß Gabriele Sillipp, die Geschäftsführerin des Frauenhauses Steyr.
Häusliche Gewalt stellt immer eine Form psychischer Gewalt gegen Kinder dar. Obwohl diese nicht immer direkten Übergriffen ausgesetzt sind, hat auch miterlebte Gewalt traumatisierende Folgen. „Mitzuerleben, wie die Mutter bedroht, beschimpft und geschlagen wird, ist sehr belastend. Gewalt in der Familie zählt in unserer Gesellschaft zu den Tabuthemen. Wege aus der Gewalt sind erst möglich, wenn das Schweigen gebrochen wird“, sagt Sillipp.
Zu den internationalen Tagen gegen Gewalt zeigt das Frauenhaus Steyr in Zusammenarbeit mit dem Bündnis 8. März die Ausstellung „Hinter der Fassade“ im 3. Stock des Steyrer Amtsgebäudes Reithoffer. Anhand einer nachgebauten und begehbaren Wohnung wird in vier Wohnräumen mit modernen Medien das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven aufgearbeitet. Am Dienstag, 25. November, dem internationalen Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen, ist ab 18 Uhr auch eine Veranstaltung geplant.
Hilfe von außen
„Wir freuen uns, dass wir diese tolle Ausstellung in Steyr zeigen können und die Bevölkerung dieses Angebot zur Information rege in Anspruch nimmt! Gerade bei einem so heiklen Thema ist es wichtig, dass die Menschen im Umfeld aufmerksam sind und den Mut haben, jemanden auf seine private Situation anzusprechen. Es gibt viele Möglichkeiten zur Unterstützung, um diese Gewaltdynamik zu unterbrechen und der Frau und ihren Kindern ein selbstständiges, gewaltfreies Leben zu eröffnen“, so Sillipp. "Neben dem Wohnangebot für betroffene Frauen und ihre Kinder bieten wir ambulante Beratungen für Frauen an, die nicht bei uns wohnen müssen. Auch rechtliche Informationen durch eine Juristin können in Anspruch genommen werden. Die Beratungen sind kostenlos und auf Wunsch anonym“, umreißt Sillipp das Angebot des Frauenhauses.
Die Ausstellung ist bis 5. Dezember aufgebaut und kann ohne Voranmeldung jeden Montag von 8 Uhr bis 11.30 Uhr und jeden Donnerstag von 17 Uhr bis 21.30 Uhr besucht werden. Das Frauenhaus organisiert individuell auf eine Gruppe abgestimmte Begleitungen durch die Ausstellung. Terminvereinbarung unter: office@frauenhaus-steyr.at oder Tel. 07252/87700
Daten & Fakten
212 Frauen und 199 Kinder wohnten 2013 in 5 Frauenhäusern in OÖ. In rund 83 Prozent der Fälle war der Ehemann, Ex-Mann oder Lebensgefährte der Täter.
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