KÖNIGSKERZE. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene - Teil 43

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Heuer beschäftigt mich eine Pflanze ganz besonders - die Königskerze. Ihre Blüten sind als Mittel gegen hartnäckigen Dauerhusten bekannt. Pfarrer Kneipp empfahl sie als Herzstärkendes Kraut. In Öl getunkt wurde sie früher als Fackel verwendet. Die große Königskerze trägt auch den Beinamen "Zepter der Muttergottes".

Die Situationen in denen Sie heuer in meinem Leben auftauchte, schienen diesem Namen gerecht zu werden: Als meine Taufpaten zu Sommerbeginn ihre goldene Hochzeit feierten, zeigte sich genau an der Rückwand der kleinen gotischen Kirche in der die Messe stattfand eine große Königskerze in voller Pracht - es hattte fast den Anschein, als würde sie die Gäste begrüßen wollen. Sozusagen ein Hochzeitslader aus dem Pflanzenreich von Mutter Natur persönlich geschickt. Sofort griff ich zur Kamera, dann ich hatte ja schon meine nächste Geschichte im Sinn.

Zwei Wochen später bekam diese Pflanze für mich eine völlig neue Bedeutung. Mein Patenonkel erlitt einen schweren Schlaganfall. Mittlerweile ist er auf dem Weg der Besserung und es ist anzunehmen, dass er wieder beinah "der Alte" werden wird. Diese Köngiskerze aber wurde für mich zum Symbol dafür, dass es auch in den schwierigsten Situationen irgendwo da oben eine Hand geben muss die uns durch das Schlimmste hindurchsteuert, uns Beistand leistet. Von diesem Zepter der Mutter Gottes handelt auch meine heutige Geschichte:

Vom himmlischen Zepter der Gottesmutter…

Nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, lebte die Jungfrau Maria noch lange inmitten der Apostel und ihrer Nachfolger. Sie freute sich, als sie die Verbreitung der Kirche Christi in der ganzen Welt sah, ihr Herz frohlockte darüber, dass der Ruhm ihres Sohnes bis an die Grenzen der entlegensten Länder drang.

Eines Tages aber war der Zeitpunkt kommen, um zu Gott zu gehen. Endlich würde sie wieder mit ihrem Sohn, Jesus Christus vereint sein. Viel zu lange war sie schon vom brennenden Wunsch erfüllt, wieder das Antlitz ihres Sohnes zu schauen.

Begleitet von den Chören der Engel, den himmlischen Fanfahren und Blumen streuenden Cherubim, bestieg sie als Gottesmutter den Himmelsthron. Als Zepter wurde ihr die Königskerze übergeben. Doch irgendwie war die Jungfrau Maria an diesem Tag nicht richtig bei der Sache. In ihrem inneren Ohr hörte sie ständig ein quälendes metallisches Husten und eine Stimme die ihr vertraut vorkam. Da fiel ihr plötzlich die Nacht damals im Stall zu Bethlehem wieder ein, als sie ihrem Jesuskindlein das Leben schenkte. Damals war auch ein kleines Mädchen namens Madelon gekommen, um der Heiligen Familie zu huldigen. Sie hatte ihnen die Christrose zum Geschenk gemacht.

Der Jungfrau Maria fiel es wie schuppen von den Augen. Der quälende Husten kam von Madelon. Kurzerhand bat die Gottesmutter den verdutzten Schöpfer samt himmlischer Heerscharen, die Zeremonie noch etwas zu verschieben. Sie wollte sich aufmachen um ihrer Freundin zu helfen. „Warte, Mutter!“, besänftigte sie der Herr. „Hier oben im Himmel funktioniert das jetzt etwas anders. Besteige in Ruhe den Himmelsthron, denn hier hast du die Möglichkeit, ihr mit deinen bloßen Gedanken zu helfen“. Also beschlossen sie, die Königskerze – das himmlische Zepter der Gottesmutter, auch vor Madelons Hütte wachsen zu lassen und die Husten lindernden Eigenschaften der Pflanze durch ein himmlisches Wunder um ein Vielfaches zu verstärken.

Unten auf der Erde herrschte ein sonniger Tag und Madelon beschloss, den steifen Rücken an die warme Bretterwand ihrer Hütte zu pressen, und ihren kalten, mageren Körper in der Sonne zu wärmen. „Wer weiß wie oft ich es überhaupt noch vor die Türe schaffe“, sinnierte die Kranke. „Wenn sich nicht bald ein Mittel gegen meinen quälenden Husten findet, werde ich es wohl nicht mehr lange machen!“

Da bemerkte sie plötzlich eine hohe Pflanze neben der Hausbank. Sie musste wohl an die 2 Meter hoch gewesen sein, sah aus wie eine Fackel und besaß unzählige sonnengelbe Blüten. „Eigenartig! Die ist vorher noch nicht dagewesen – hoffentlich fange ich jetzt nicht auch noch an zu fantasieren!“ Weil ihr aber die wunderschönen Blüten so gut gefielen, zupfte sie einige ab und legte sie auf den Herdkranz, um sich auch noch im Inneren ihrer dunklen Hütte an ihnen zu erfreuen. In der Nacht hatte sie einen seltsamen Traum. Sie sah sich wieder als junges Mädchen, als sie Gottesmutter und Jesukindlein im Stall zu Bethlehem die Schneerose überreichte. Doch dann änderte sich das Bild. Wie aus der Vogelperspektive sah sie sich auf ihrem Krankenlager liegen. Neben ihr kniete die Gottesmutter selbst und bereitete ihr Tee aus den gelben Blüten zu. „Pflücke jeden Tag eine Hand voll Blüten, Madelon, trockne sie und bereite Tee daraus. Wenn du täglich drei Tassen davon trinkst, wirst du bald wieder gesund sein! Behalte dein Heilwissen aber nicht für dich, sondern geh hinaus und heile auch andere mit den wunderbaren Blüten der Großen Königskerze“. So sprach die Gottesmutter in Madelons Traum und Madelon, die den göttlichen Rat befolgte wurde bald wieder völlig gesund.

Die Himmelskönigin hatte Madelon durch ihre Hilfe nicht nur das Leben gerettet, sie hatte ihr auch eine neue Perspektive für die Zukunft geschenkt. Als Madelon, die Heilerin, durfte sie noch viele Jahre das Wissen um die göttliche Heilkraft der Königskerze an die Menschen weitergeben.

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Foto: Cityfoto
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