Ternberger übernachtete am Hohen Nock
Biwak unterm Sternenhimmel

Thomas Lamplmair übernachtete mit Flugsportler-Freunden auf dem Gipfel des Hohen Nock auf 1963 Metern Höhe und mit einem beeindruckenden Rundumblick. | Foto: Lamplmair
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  • Thomas Lamplmair übernachtete mit Flugsportler-Freunden auf dem Gipfel des Hohen Nock auf 1963 Metern Höhe und mit einem beeindruckenden Rundumblick.
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„Gleich unterhalb der Milchstraße“: Der Ternberger Thomas Lamplmair übernachtete am Hohen Nock. Als sich Lamplmair mit Freunden im hinteren Rettenbachtal am Fuße des Hohen Nock traf, war das Ziel klar: Aufsteigen, am Gipfelplateau unter freiem Himmel übernachten, um mit den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages mit den Gleitschirmen ins Ta

Foto: Lamplmair

l zu fliegen. Jeder hatte neben dem üblichen Bergsteigerequipment noch die Flug- sowie eine Biwak-Ausrüstung im Gepäck.

TERNBERG. Das gesamte Reisetagebuch des Ternbergers lesen Sie hier:
Ich sitze hier, im ruhigen hinteren Rettenbachtal in einer Wiese neben dem Parkplatz, am Fuße des Hohen Nock. Mit ein paar meiner Freunde habe ich mich heute hier verabredet zu einer ganz besonderen Tour. Der Rettenbach plätschert neben mir vor sich hin, es ist angenehm warm und ich beobachte die Bienen bei ihrer Arbeit. Ich kann mir wahrlich unangenehmeres Warten vorstellen. Nach und nach trudeln meine Freunde ein.

Foto: Lamplmair

Es ist später Nachmittag und eigentlich ist der Tag schon zu weit fortgeschritten um noch zu einer Tages-Tour auf den Hohen Nock aufzubrechen. Doch wir haben heute etwas Außergewöhnliches vor. Wir möchten heute auf den Hohen Nock, die Höchste Erhebung des Sensengebirges aufsteigen, am Gipfelplateau unter freiem Himmel übernachten und mit dem ersten Licht der aufgehenden Sonnen am darauffolgenden Tag mit unseren Gleitschirmen ins Tal fliegen….
So wäre zumindest unser Plan….
In der heutigen Nacht ist Neumond und mit viel Glück wird sich uns heute ein atemberaubender Sternenhimmel darbieten.

Foto: Lamplmair

Als alle meine Freunde eingetroffen sind, machen wir eine kurze Lagebesprechung. Der Flugwetterbericht für kommenden Tag wird nochmal kurz besprochen. Die Prognosen lassen etwas Spielraum zu. Der derzeitige (zu) starke Westwind sollte sich legen. Gut so. eindeutig ist die Prognose aber nicht.
Wir schultern unsere Rücksäcke und machen uns auf den Weg. Ein jeder von uns hat neben dem üblichen Bergsteigerequipment noch seine persönliche Flugausrüstung und eine Biwak-Ausrüstung mit im Gepäck. Auch sämtliche Verpflegung die wir benötigen, wie Essen und Trinken müssen wir mitnehmen, denn es gibt keine Schutzhütte in die wir einkehren könnten. Gute 20 kg hat ein jeder der Rucksäcke…

Foto: Lamplmair

Einsamer Berg im OÖ Sensengebirge

Den Hohen Nock haben wir aus ganz bestimmten Gründen zu unserm Ziel auserkoren. Zum einen kann man auf seinem Gipfelplateau gut mit dem Gleitschirm starten, das ist mal Grundvoraussetzung gewesen, zum anderen, ist es ein sehr einsamer Berg. Er ist die höchste Erhebung des oberösterreichischen Sensengebirges. Mit seinen nicht einmal 2000m ist es nicht das Höchste und auch Flächenmässig ist es nicht das ausgedehnteste Gebirge. Das Sensengebirge kann mit einer Besonderheit ganz anderer Art aufwarten. Es ist einsam, sehr einsam und bietet Natur pur!!! Seilbahnen sucht man hier vergeblich, auch bewirtschaftete Hütten im klassischem Sinn wird man hier nicht finden. Massentourismus ist hier ein Fremdwort. Dafür findet man hier eine beeindruckende Fauna und Flora die ihres Gleichen sucht.

Ort mit geringer Lichtverschmutzung

Einen weiteren Grund gibt es auch noch für die Wahl unseres Zieles, das mag jetzt ein bisschen eigen klingen, aber die Nächte sind hier besonders dunkel. Im Osten grenzt das Reichramminger Hintergebirge an und das zählt zu den Gebieten mit der geringsten Lichtverschmutzung in ganz Österreich. Gespräche und Verhandlungen sind im Gange um hier einen „Starpark“ einzurichten, denn hier sind die Bedinungen für´s Sterne beobachten ganz besonders gut. Sterne beobachten wollen wir ja auch, zwar ohne Teleskop nur mit blosem Auge, aber da heute Neumond ist sollte die Milchstraße ganz besonders gut zu sehen sein. Vielleicht sehen wir ja auch die ein oder andere Sternschnuppe über das Firmament huschen….

Unser Weg führt uns gleich mal ansteigend durch zuerst dichte Wälder, die sich aber rasch lichten, immer etwas über dem sogenannten Budergraben. Je mehr Höhe wir gewinnen umso mehr wird der Wald von Krummholz und Latschen ersetzt. Der Weg wird zusehend felsiger, technisch aber nie wirklich schwierig. Im Kessel weiter oben treffen wir auf die ersten Altschneefelder. Zum ersten Mal auf unserer Tour ist uns der Blick auf das heutige Ziel gewährt, den Gipfel des Hohen Nock. Der Weg schlängelt sich durch die Latschenkieferfelder und wir kommen am „Brünndel“ vorbei. Dort gibt es eine willkommene kleine Quelle, die einlädt eine kurze Rast zu machen. Wir füllen hier auch die Wasserreserven für unsere Biwaknacht auf.

Am Gipfel auf 1963 Metern Höhe

Kurz nach dem Brünndel erreichen wir den langgezogenen Grat der uns zum Gipfel führen wird. Hier bekommt man atemberaubende Tiefblicke in die Nordabbrüche des Sensengebirges.
Nur der letzte Aufschwung zum Gipfel ist etwas steiler und felsig. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Zum einen sind wir alle schon etwas müde, nach den gut 3h Aufstieg und zum anderen haben wir viel Gewicht auf unseren Rücken.
Als wir den 1963m hohen Gipfel erreichen, bläst uns gleich ein strammer Westwind ins Gesicht, auf der Windabgewandten Seite auf der wir aufgestiegen sind, ist dieser kaum zu merken gewesen.
Ein beeindruckender Rundumblick eröffnet sich uns. Vom Traunstein im Westen, im Norden das ganze Voralpenland, Ötscher im Osten, weiter das Gesäuse, Pyhrgas und Bosruck. Im Süden dann das ganze Tote Gebirge. Atemberaubend ist es hier oben.

Langsam geht die Sonne unter ...

Wir suchen uns einen geeigneten Platz und richten unser spärliches Biwak ein. Ein paar letzte Tagesgäste sind noch hier und machen sich für den Abstieg bereit. Dann sind wir alleine und es wird einsam. Wir essen und trinken eine Kleinigkeit und lassen wortkarg die Stimmung auf uns einwirken.
Die Sonne geht langsam unter und bringt den Horizont im Westen zum Glühen. Die Bergflanken reflektieren das Licht der untergehenden Sonne und beginnen zu leuchten. Berge in Flammen. Alle paar Minuten verändert sich die Lichtstimmung. Es ist beeindruckend und faszinierend.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist wird es auf einen Schlag kälter. Der anhaltende Wind trägt auch noch seinen Teil dazu bei.

Wir hocken noch ein bisschen zusammen, machen ein bisschen Smalltalk und erzählen Berg und Fliegeranekdoten. Mit zunehmender Dunkelheit verkriecht sich einer nach dem anderen in seinen Schlafsack. Ich stelle meinen Wecker auf 0:30. Denn wie vorher schon erwähnt möchte ich mir die Milchstraße anschauen. Ab ca. 1:00 sollte sie gut sichtbar über dem Horizont stehen und von SO über S wandern, bis der Morgen dämmert. Der Wetterbericht prognostizierte, dass der Wind „einschlafen“ sollte und der Himmel aufklart. Ich hoffe das Beste!

Foto: Lamplmair

Nacht unter Sternenhimmel

Geschlafen habe ich kaum, eher gedöst. Mein Wecker läutet und das erste was ich mache ich werfe ungläubig einen Blick auf die Uhr. Der Wind bläst noch beachtlich obwohl es laut Wetterbericht fast windstill sein sollte!!!! naja, der stimmt halt nicht immer.
Ich sollte mich jetzt aus meinem warmen Schlafsack schälen, will ich das wirklich. In die Kälte raus? Ich werfe mal vorsichtig einen Blick in Richtung SO und da erstreckt sie sich über mir. Die Milchstraße im vollen Bogen über das ganze Firmament gespannt.
Unsere Heimatgalaxie mit ihren schier unendlich vielen Sternen. Da bleibt einem wirklich der Mund offen stehen. Ich baue mein Fotoequipment auf, da ich dieses Schauspiel gerne festhalten möchte. In den kommenden Stunden während ich meine Bilder mache und den Himmel beobachte, ist es mit auch vergönnt, die ein oder andere Sternschnuppe zu erblicken.
Der Wunsch, dass sich der Wind endlich legt und sich Flugbedinnungen für kommenden Morgen einstellen würden, vielleicht wird er sich ja erfüllen….

Foto: Lamplmair

Der Himmel wird langsam, kaum merkbar wieder heller und heller. Im Tal beginnen sich die Lichter zu regen. Am Horizont erscheint ein zartes violett, das zusehend in ein Rot und dann Orange übergeht. Bis sich das Rund der Sonne über den Horizont im Osten schiebt und der Tag beginnt. Langsam kriechen auch meine Freunde aus ihren Schlafsäcken. Mein Fotoequipment habe ich wieder verstaut und wir bereiten uns ein spärliches Frühstück.

„Die Nase in den Wind“ halten

Abwechselnd hält ein jeder von uns „die Nase in den Wind“, zupft ein paar Grashalme ab und wirft sie skeptisch hoch. Der Wind bläst sie sogleich fast waagrecht fort. Wir wissen was das bedeutet. Es sieht nicht gut aus. Sollte der Wind nicht weniger werden, ist an ein Fliegen mit dem Gleitschirm nicht zu denken. So ein Risiko will keiner von uns eingehen.
Wir packen unser Equipment zusammen, verstauen die Schlafsäcke und rollen die Isomatten zusammen.
Während wir unser Biwak räumen, lässt der Wind etwas nach. Das Wünschen in der Nacht hat ja doch etwas geholfen. Der Wind ist zwar immer noch „sportlich“ aber es sollte start- und fliegbar sein.

Foto: Lamplmair

Und.... Abflug!

Grashalme fliegen wieder in die Luft und ein kleines Lächeln zaubert es auf unsere Lippen.
Ein jeder von uns legt seinen Schirm aus, sortieren arkribisch die Leinen, denn ein Fehler könnte hier fatale Folgen haben. Den Wind noch ein letztes mal prüfen und….
Ein kurzer Startimpuls und der Schirm wird alleine vom Wind über unsere Köpfe gehoben.
Bei schwachen Wind oder windstille muss man, um mit dem Gleitschirm zu Starten mehr oder weniger schnell bzw. weit laufen, bei starkem Wind genügen hingegen 3 Schritte.

Foto: Lamplmair

Airborne… Ich bin in der Luft und fliege. Das schwere Gepäck, das am Startplatz noch an meinen Schultern zerrte wird nun vom Schirm getragen. Ich bin leicht wie eine Feder, so kommt es mir zumindest vor. Mein Schirm nimmt Fahrt auf, ich begebe mich in Flugposition und genieße. Ich genieße den Ausblick, den Fahrtwind in meinem Gesicht, das in der Luft turnen mit meinem Schirm und natürlich auch, dass ich meinen schweren Rucksack nicht runter ins Tal tragen muss…. Ich gleite ins Tal - Fliegen ist einfach schön.

Thomas Lamplmair aus Ternberg. | Foto: Lamplmair
  • Thomas Lamplmair aus Ternberg.
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Boden unter den Füßen

Da es noch früh am Morgen ist, hat die Sonne noch zu wenig Kraft um thermische Aufwinde zu erzeugen. Es wird also ein kurzer Flug. Nach einer viertel Stunde ist alles vorbei. Ich habe wieder Boden unter meinen Füßen.

Und wie Tags zuvor warte ich wieder auf meine Freunde, die einer nach dem anderen „eintrudeln“, ein jeder mit einem breitem Grinser im Gesicht….. Schön war es und unvergesslich unser „Biwak unterm Sternenhimmel“.
Von Thomas Lamplmair

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