Steyrer bildet in Rumänien Bäcker-Lehrlinge aus

STEYR. Der gebürtige Steyrer Andreas Resch (28) engagiert sich in Rumänien für Jugendliche, die keine Perspektive haben. Resch arbeitete ab April 2006 als Zivildiener in Pater Sporschills Concordia-Sozialprojekte in Rumänien. 2007 baute er dort eine Bäckerlehre für Jugendliche auf.
Im Juli 2008 kehrte er nach Wien zurück, um sein Studium fortzusetzen. Ein Jahr später zog es ihn wieder nach Rumänien. Bis 2010 leitete er die „Farm für Kinder“, ein Haus, in dem Kinder und Jugendliche betreut werden.

2010 schlossen die ersten drei Jugendlichen ihre Lehre mit einem staatlich anerkannten Bäckerdiplom ab. Ab Sommer 2010 baute Andreas Resch in Ploiesti (nahe der Hauptstadt Bukarest) eine neue Bäckerei auf, die Anfang 2011 eröffnet wurde. Sie bietet 24 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz für die Berufe Bäcker, Patissier und Konditor.

Die Ausbildung dauert je nach Umfang 12 bis 24 Monate. Halbjährlich schließen sechs bis zehn Jugendliche die Ausbildung mit einem Diplom ab. Es gibt verschiedene Kooperationsprojekte, mitteleuropäische Spezialisten bringen sich ein, und drei Jugendliche absolvieren ein Praktikum in einer Bäckerei in Wien.
Seit 2011 trägt Andreas Resch auch zum Aufbau von Concordia Development, dem Verkaufszweig der Bäckerei, bei.

BEZIRKSRUNDSCHAU STEYR: Sie kamen als Auslandszivildiener 2006 zum Projekt Concordia. Ist Rumänien Ihr neuer Lebensmittelpunkt?
ANDREAS RESCH: Ja, ich habe die ersten fünf Jahre in einem Projekt von Concordia, der „Farm für Kinder“, mitgelebt und im Juni 2011 geheiratet. Seither wohne ich mit meiner Frau im Dorf Aricestii-Rahtivani, achtzig Kilometer nördlich von Bukarest.

Wie sieht Ihr Alltag aus?
Ich bin für die Concordia-Bäckerei zuständig, die aus drei Teilen besteht: der Berufsschule für 24 Lehrlinge (ehemalige Straßen- und Heimkinder), dem Verkaufszweig inklusive Filiale in Bukarest und dem wöchentlichen Workshop „Kleine Konditoren“ für Kinder.

Wie groß ist Ihr Team? Wie viele Lehrlinge haben Sie bereits ausgebildet?
Momentan betreue ich 24 Schüler und drei Lehrer in der Schule. Im Social-Business-Projekt, in dem wir das Brot verkaufen, habe ich 15 Mitarbeiter. Insgesamt haben bereits über fünfzig Jugendliche die Bäckerlehre erfolgreich abgeschlossen.

Wie kommen Sie mit den Lehrlingen zurecht, wo liegen die größten Schwierigkeiten?
Die Sprache ist kein Problem mehr, die habe ich schon in den ersten paar Monaten gelernt. Der Job ist täglich aufs Neue herausfordernd. Die größte Schwierigkeit stellt nicht die Wissensvermittlung, sondern die Arbeit mit den Jugendlichen dar, die eine besonders schwierige Vergangenheit hatten.

Was ist Ihre Motivation bzw. das Schöne an Ihrer Tätigkeit für die Sozialorganisation?
Es handelt sich um junge Leute voll Energie, voll Tatendrang und mit großen Träumen. Es ist sehr erfüllend, die positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu sehen. Bevor sie auf Concordia getroffen sind, hatten sie eigentlich keine Hoffnung. Heute bekomme ich Anrufe und Besuche von ehemaligen Straßenkindern, die bei mir die Ausbildung gemacht haben und seit Monaten einen stabilen Arbeitsplatz haben, teilweise sogar eine Familie gegründet haben. Manchmal ist es nur ein einfaches Danke oder eine Umarmung von einem jungen Menschen, der sich bis vor kurzem von Gott und der Welt verlassen gefühlt hat. Das macht mir aufs Neue bewusst, warum ich hier bin.

Welche Ausbildung haben Sie selbst absolviert?
Ich habe die Volks- und Hauptschule in Steyr, die Hotelfachschule in Weyer und anschließend in Wien eine Patisserieschule und einen Aufbaulehrgang für Tourismusmanagement besucht. Mittlerweile habe ich neben der Arbeit den Bachelor in Betriebswirtschaft gemacht.

Wie oft kommen Sie „nach Hause"?
Leider nur etwa drei Mal pro Jahr.

Gibt es Zukunftspläne?
Irgendwann werde ich nach Steyr zurückkehren, so Gott will, und hoffentlich meiner eigenen Familie mehr Aufmerksamkeit schenken können.

http://www.concordia.or.at