Tief verwurzelt, und doch fremd: Die Invasion der Pflanzenexoten
Problemkind Neophyt: Straßenmeistereien bemühen sich um wirksame Schädlingsbekämpfung.
BEZIRK. „Neophyten“? Eine Krankheit, etwas Neues, Unbekanntes? Ach nein, es sind nur Einwanderungspflanzen, die sich in den letzten Jahren beziehungsweise Jahrzehnten zu stark ausgebreitet haben. „Nur“ stimmt in diesem Fall nicht ganz. Denn was viele nicht wissen: Neophyten verursachen entlang und auf den Straßen erheblichen Schaden. Manchmal gleichen ihre Spuren einer Invasion. In der Steiermark beispielsweise ließ im Vorjahr das Bundesheer aufhorchen, als es mit Umweltschützern gegen diese sogenannten Neophyten ankämpfte. Dabei handelt es sich um eingeschleppte Pflanzenarten, wie etwa der Staudenknöterich. Die invasive Pflanze verdrängt laut Experten heimische Pflanzen- und Tierarten. "In den letzten Jahren rücken die Probleme mit dem Staudenknöterich im Straßenbereich und an Bahndämmen verstärkt in den Blickpunkt", sagt Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner. "Umgangssprachlich wird er auch als die ,pflanzliche Pest’ des Jahrhunderts bezeichnet", so Steinkellner weiter.
Im Jahr 1825 eingeschleppt
Der Staudenknöterich stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde um 1825 als Zierpflanze nach England gebracht. Erfolgversprechend könne nur oftmaliges Abmähen oder eine intensive, regelmäßige Beweidung sein. Wichtig sei außerdem, das Mähgut in Müllverbrennungsanlagen oder Biogasanlagen mit entsprechend hohen Temperaturen zu entsorgen, da sogar noch kleinste Sprossteile wieder austreiben könnten.
Im Handel erhältlich
Nicht nur das Knöterichgewächs ist ein Problem, unter den Neophyten finden sich noch einige, bei uns doch recht gängige Pflanzen, wie Kräuter- und Pflanzenexpertin Rita Lackinger aus Bad Hall weiß: "Es gibt viele Neophyten, die man sogar im Fachhandel jederzeit kaufen kann, wie Kirschlorbeer, Schmetterlingsstrauch oder die Kanadische Goldrute. Man sollte aber einiges beachten.“
Bis zu 30 Jahre alt
Der Sommerflieder oder Schmettelingsstrauch zeichnet sich durch seine Blühfähigkeit aus. Außerdem bringt er jede Menge Insekten in den Garten, vor allem Schmetterlinge. Unheimlich: Die Pflanze kann bis zu 30 Jahre alt werden und hält Temperaturen bis -20° Celsius stand. „Der Sommerflieder verdrängt an Bachufern die Weiden, die eine besondere Rolle für die Frühjahrs-Nektarversorgung darstellen. Daher sollte man die verblühten Blüten immer gleich wegschneiden, damit keine Samen entstehen“, so die Bad Hallerin. Der Kirschlorbeer ist heute eine beliebte Heckenpflanze – schnellwachsend, immergrün und ein Neophyt. Ursprünglich kommt er aus dem Kaukasusgebiet. Was viele nicht wissen: Kirschlorbeer ist sehr giftig. „Nicht einmal die Mikroorganismen im Kompost wollen ihn zersetzen“, so Lackinger. Der Samen ist besonders gefährlich: Bereits ab zehn Stück besteht bereits Lebensgefahr durch Atemstillstand oder Herzversagen.
Die Beeren schmecken süß mit bitterem Nachgeschmack. In der Türkei verkocht man sie zu Marmeladen, dabei verschwindet die Blausäure.
Pflanzen- und Kräuterwanderungen mit Rita Lackinger
Immer freitags unternimmt Rita Lackinger Kräuterwanderungen im Kurparkin Bad Hall. Jeden Freitag um 15 Uhr ist der Treffpunkt beim Tourismusbüro im Kurpark, gegenüber des Springbrunnens. Die Wanderung kostet 6 Euro pro Person, es gibt Kräutertopfen mit Brot und verschiedene Säfte zum Verkosten.
Die Kräuterwanderung dauert etwa zwei Stunden. Auch für Personen mit Beeinträchtigungen ist sie geeignet. Die Wanderungen richten sich in erster Linie nach den Bedürfnissen der Teilnehmer.
Neophyten, wie der Staudenknöterich, verbreiten sich über Wurzelgeflechte. Eine chemische Bekämpfung kommt meist nicht in Frage. Der Einsatz ist auf Straßenbegleitflächen, gemäß Oö. Bodenschutzgesetz, verboten. Die Herbizide schädigen lediglich die Blätter, kommen aber nicht bis in die Wurzeln.
Neophyten – was tun?
Erfolgsversprechend könnten nur regelmäßiges Abmähen (8 bis 10 Mal pro Jahr) oder eine intensive Beweidung sein. Wichtig ist, dass das Mähgut mit entsprechend hohen Temperaturen entsorgt wird. Selbst kleinste Sprossteile können zu neuem Wachstum führen.
Als Maßnahme im Bereich der Straßenerhaltung und –pflege findet seitens des Landes eine zentrale Registrierung aller Staudenknöterich-Standorte an oö. Straßen statt.
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