„Abwanderung ist das Problem der Landjugend“

96 Ortsgruppen zeigen mit der Aktion „Do bin i dahoam“ Besonderheiten ihrer Gemeinde auf

Mein Dorf – meine Heimat – meine Zukunft! So lautet das Motto der Jungbauernschaft/Landjugend bei ihrer landesweiten Aktion „Do bin i dahoam“. Junge Menschen sind aufgefordert sich über Werte, Kultur und Identität Gedanken zu machen und präsentieren dies der Öffentlichkeit am Wochenende vom 1. und 2. September 2012. 96 Ortsgruppen sind mit dabei. Den Auftakt bildete vergangenen Samstag eine Befragung von Passanten mitten in Innsbruck. Die Jungbauern wollen wissen, worauf jeder von uns in seiner Heimat stolz ist, was diese lebenswert macht und was einem an Tirol am besten gefällt.

„In Zeiten, wo man ‚Griaß di’ patentieren lassen kann, wo der ländliche Raum Einwohner verliert und Wohnen kaum mehr leistbar ist, müssen wir uns über unsere Zukunft Gedanken machen. Unsere Heimat hat für uns einen besonderen Mehrwert“, sind Landesleiterin Kathrin Kaltenhauser und Landesjungbauernobmann Andreas Embacher überzeugt. Die Jungbauernvertreter wollen konkret die Bedürfnisse der jungen Menschen in ländlichen Räumen aufzeigen „Do bin dahoam soll einen Schwerpunkt auf die Heimat legen“, sagt Kaltenhauser. „Wir sollen die Generation sein, die in zehn oder zwanzig Jahren in den Dörfern das Ruder in die Hand nimmt. Die Tiroler Gemeinden müssen sich Gedanken machen, wie sie uns Jungen Perspektiven geben“, umschreibt Embacher das Projekt. Er verweist auf die Zahlen der Statistik Austria. In den Randbezirken Lienz, Landeck und Reutte ein Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung bis 2035 von bis zu 17 Prozent prognostiziert. Abwanderung sei das große Thema – vor allem für die Jugend, so Embacher.
„Wohnen, Arbeitsplätze, Ausbildung, Mobilität, Infrastruktur und Ehrenamt sind unsere Themen, wenn wir die Leute in den Dörfern halten wollen. Unser Land ist lebenswert, aber unterschiedliche Lebensbedingungen in Stadt und Land setzen gerade junge Menschen unter Druck. Wir wollen unsere Vorschläge präsentieren und brauchen Leute, die mehr tun als ihre Pflicht“, sagt Jungbauernchef Andreas Embacher dazu. Deswegen wurden die Ortsgruppen aufgefordert, in innovativen Projekten ihre Vorschläge zu ihrer Heimat zu präsentieren. 96 Jungbauernschaften zeigen dies landesweit an einem Wochenende. „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was bewegt die Menschen im Land, was liegt ihnen am Herzen, worauf sind sie stolz? Auf das erste Hinschauen klingen diese Fragen leicht. Aber die Antworten sind vielfältig und herausfordernd“, sagt Landesleiterin Kathrin Kaltenhauser. Die Jungbauern legen auch ein ganz besonderes Augenmerk auf die Werte einer Gesellschaft.
Auf die Jungbauern ist Verlass, weil sie für „ihre Heimat kämpfen“ meint dazu Andreas Embacher. Kathrin Kaltenhauser ergänzt beispielhaft: „So gestaltet die Ortsgruppe Kitzbühel etwa ein Video mit den Mitgliedern und stellt die Besonderheiten ihrer Stadt vor. In Heiterwang lautet das Projekt ‚Eine kleine Gemeinde ganz auf sich selbst gestellt’. Die Jungbauern machen sich dort über die Ortsentwicklung Gedanken. In der Osttiroler Gemeinde Nussdorf-Debant werden Flyer verteilt, wo geschrieben steht, warum die Landjugendlichen auf ihr Dorf stolz sind und was sie in Zukunft bewegen wollen“.

Was sagen die Menschen von der Straße?
Zum Auftakt gehen die Jungbauern mitten in die Stadt. „Auf einem riesigen Transparent hat jeder Passant die Möglichkeit, seine Meinung kund zu tun. Wir sind da, wo die Menschen sind. Das ist gelebte direkte Demokratie“, schmunzeln die beiden Vertreter der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend. Die Jungbauern wollen auf die Leute zugehen und sie direkt nach ihrer Meinung fragen. „Das Ergebnis ist bunt. Die Leute wissen ihre Umwelt zu schätzen. Ihnen ist eine gepflegte Kulturlandschaft wichtig. Ausbildung und Freizeit sind weitere Themen. Hier fordern die Menschen ein flächendeckendes, breit gefächertes Angebot“, erklärt Kaltenhauser. Sie betont, dass die Jugendlichen sich sehr wohl Gedanken über ihre Zukunft und auch konkrete Vorschläge dafür haben. „Neu war für die meisten, dass sie nicht jeden Tag gefragt werden, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Das sollte sich die Politik zum Vorbild nehmen: Nicht jammern, sondern etwas tun“, sagt Kathrin Kaltenhauser abschließend.

Österreichweites Schwerpunkt-Wochenende
Nicht nur in Tirol sind am 1. und 2. September 2012 junge Menschen gefordert, aktiv zu werden. Tausende Jugendliche sind bei gemeinnützigen Projekten koordiniert von der Landjugend Österreich unterwegs. Die Aktionen sind sehr vielfältig und reichen von der Gestaltung von Themenwegen und Sanierung von Marterln bis hin zu sozialen Dingen wie Alten- oder Kinderbetreuung.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.