Nach Dank- und Abschiedsgottesdienst
Auf Augustin folgt vorerst Augustin

Mit einem Dankgottesdienst verabschiedeten dich die Stubai- und Stanzertaler vom verunglückten Pfarrer Augustin. | Foto: Diözese/Baittrok
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  • Mit einem Dankgottesdienst verabschiedeten dich die Stubai- und Stanzertaler vom verunglückten Pfarrer Augustin.
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Viele hundert Menschen nahmen am Freitag am Dank- und Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Augustin in Neustift teil.

NEUSTIFT/STUBAI/MATREI. Es war ein langer Zug, der sich am Freitag beim Freizeitzentrum in Neustift in Bewegung setzte. Angeführt von Bischof Hermann Glettler, Generalvikar Roland Buemberger, Dekan Augustin Ortner und dem Leitungsverantwortlichen des Seelsorgeraums Stubai, Diakon Leo Hinterlechner, zogen VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, von Vereinen und Institutionen gemeinsam mit hunderten Gläubigen und Trauernden in die örtliche Pfarrkirche ein, wo der Dank- und Abschiedsgottesdienst für den Stubaier Pfarrer Augustin Kouanvih stattfand. In höchst feierlichem Rahmen wurde das Wirken von Pfarrer Augustin noch einmal gebührend gewürdigt und seiner gedacht. Was Bischof Glettler predigte, lesen Sie unter "Zur Sache" weiter unten!

So geht es weiter im SSR Stubai

Wie vergangene Woche schon kurz erwähnt, wurde Dekan Augustin Ortner aus Matrei bis auf Weiteres zum interimistischen Leiter des Seelsorgeraums Stubai bestellt. An die BEZIRKSBLATT-LeserInnen richtet er dazu folgende Zeilen: "Das Buch der Weisheit stellt die Frage: Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will? Diese Frage stellte sich mir und haben sich viele Menschen im Stubai, im Wipptal und in unserer Diözese gestellt, als wir hörten, dass Pfarrer Augustin am Abend des 22. Juli nicht heimgekommen ist – dass er von einer großen Mure mitgerissen wurde und seitdem vermisst ist. Diese Frage ist so alt, wie das Buch der Weisheit und so jung, wie dieser tragische Anlass. Unser aller Leben liegt in Gottes Hand. Er wird schon wissen, warum er unseren Pfarrer Augustin heimgeholt hat. Möge sein Sterben anderweitig Frucht bringen."


Dekan Augustin Ortner schreibt

"Unser Generalvikar Roland Buemberger hat mich bis auf Weiteres – bis zur Bestellung eines neuen Pfarrers – zum interimistischen Leiter des Seelsorgeraums Stubai und zum Pfarradministrator aller Pfarren im Seelsorgeraum bestellt. Neben dem Amt des Dekans und des Pfarrers für Matrei, Navis und Gschnitz hoffe ich, dieser Aufgabe im Stubai gerecht zu werden und gut nachzukommen. Hauptsächlich ist meine Arbeit Teilnahme bei so manchen Besprechungen, Delegieren und Unterfertigen von Dokumenten und anderes mehr. Ich hoffe, dass es mir möglich ist, so manche Gottesdienste zu feiern. Ich bedanke mich bei Vikar Bibin Xavier, dem SSR-Kurator Leo Hinterlechner, den Diakonen, den Salesianern für ihre Mithilfe, den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in den Pfarren und allen, die sich für ihre Pfarrgemeinde engagieren und ihre Dienste anbieten. So möge das kirchliche Leben im Stubai weiter wachsen – zur Ehre Gottes und zum Segen für alle Menschen im Stubai."


Zur Sache

Bischof Hermann Glettler: Trauer braucht Zeit und Diskretion
In seiner Predigt erinnerte Bischof Hermann Glettler an die biblische Gestalt des Hiob, eines Mannes, dem im Laufe seines Lebens viel Leid widerfährt. Und wie Freunde versucht hätten, ihm durch gutes Zureden beizustehen. Bischof Glettler: „All das ist richtig, wird aber in der Situation dem abgründigen Geheimnis des Lebens nicht gerecht. Trauer braucht Zeit und Diskretion. Gott tröstet durch seine stille Gegenwart.“ Ihn beeindrucke die in der Bibel überlieferte Antwort Hiobs: ‚Mein Erlöser lebt.‘“ Und Bischof Glettler weiter: „Hiob möchte, dass beide Gewissheiten in Stein gemeißelt seien: Sowohl die Erfahrung von unerklärlichem Leid als auch die Zuversicht, dem Ewigen Gott nach aller Entfremdung einst von Angesicht zu Angesicht persönlich begegnen zu können. Alles sollten es für immer wissen: Der Mensch ist nicht verloren!“
Bischof Hermann Glettler erinnert sich an persönliche Begegnungen: „Mit seiner fröhlichen Art hat Pfarrer Augustin die Herzen vieler Menschen gewonnen. Auch der Kontakt zu denen, die der Kirche fernstehen, war ihm ein Anliegen. Er hat Menschen wertgeschätzt, sich ihre Namen leicht gemerkt – vor allem jene der Kinder und Jugendlichen. Gelegentlich musste ich schmunzeln, wenn er sich nach einem Gottesdienst in langen Aufzählungen bei allen bedankte. Es kam aus seinem Herzen, vielleicht auch aus seiner Herkunftskultur."
Bischof Hermann Glettler – eingehend auf die letzten Stunden des Stubaitaler Seelsorgers: „Wie mir berichtet wurde, hat Pfarrer Augustin unmittelbar vor dem Unglück bei einer Dankesfeier im Kreis von pfarrlichen MitarbeiterInnen mehrmals gesagt: ‚Unsere Zukunft ist im Himmel!‘ Diese letzten Worte, die im Nachhinein wie eine Todesahnung klingen, sind für uns weit mehr als das – sie weiten unseren Horizont über die bedrohliche Geröllmasse von Traurigkeit und Verzagtheit hinaus. Pfarrer Augustin war als Seelsorger immer bemüht, Menschen Trost zuzusprechen. Seine fundierte Gottesbeziehung gab ihm dazu Halt und innere Sicherheit.“
Der Innsbrucker Bischof zusammenfassend: „Unsere Zukunft ist der Himmel! Das waren die letzten Worte von Pfarrer Augustin. Und noch deutlicher: Unsere Zukunft liegt in der Hand Gottes. Ewiges, mit göttlicher Liebe getränktes Leben ist unser Ziel – und ein Wiedersehen mit allen, die uns vorausgegangen sind. Diese Gewissheit lässt uns dem Leben wieder trauen. So verabschieden wir uns mit großem Dank von Pfarrer Augustin – auch von seinem schönen Lächeln.“

Kurzbiografie Pfarre Augustin Kouanvih

Pfarrer Augustin Kouanvih wurde im Dezember 1990 zum Priester geweiht und 1998 von seiner Heimatdiözese Aneho in Südtogo zum Kirchenrechtsstudium nach Innsbruck geschickt. Nach seiner Doktorarbeit zum Thema „Rechte und Würde der Frau in der südtogolesischen Gesellschaft und Kirche“ blieb er als Seelsorger in der Diözese Innsbruck. Nach einer kurzen Zeit als Pfarradministrator in Rum und Neu-Rum wurde er im Herbst 2008 Pfarrer im Seelsorgeraum „Oberes Stanzertal“. Im Herbst 2019 kam er ins Stubaital.
Der aus Togo stammende Priester gilt seit den schweren Unwettern im Stubaital in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli als vermisst. Eine Mure hatte das Auto des 60-Jährigen in jener Unglücksnacht mitgerissen, als er auf dem Nachhauseweg von einer Feier für Ehrenamtliche in Neustift war. Vom Fahrzeug konnten nur mehr Trümmerreste geborgen werden. Trotz intensiver Suche wurde der Pfarrer bis heute nicht gefunden.
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