Stubai-Wipptal
Bitte um Vorsicht: Kröten und Frösche wieder unterwegs

Amphibienzäune als "Lenkungsmaßnahme" in Neustift – Nicole Staudenherz, Christina Prechtl und Carmen Stern packten an. | Foto: Pernsteiner
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  • Amphibienzäune als "Lenkungsmaßnahme" in Neustift – Nicole Staudenherz, Christina Prechtl und Carmen Stern packten an.
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Speziell in Neustift und Trins gibt es Hotspots, wo Vorsicht geboten ist.

STUBAI/WIPPTAL. Sobald die Temperaturen im Frühjahr steigen, zieht es Frösche, Kröten und auch Molche wieder zu ihren Laichplätzen. Alle Mitglieder einer Population machen sich gemeinsam auf den Weg. So wandern oft hunderte Frösche und Kröten auf einmal aus ihren Winterlebensräumen, aus Wäldern und Bächen, zu nahen Tümpeln und Weihern. Erdkröten-Weibchen haben es besonders schwer, denn die - zum Glück – deutlich kleineren Männchen lassen sich von ihnen zu den Gewässern tragen.

Amphibien setzen auf Masse

Vor allem Kröten zieht es immer wieder zu den Gewässern, in denen sie selbst geschlüpft sind. Frösche sind nicht so wählerisch. Sobald das feuchte Nass erreicht ist, kommen teils wilde Paarungs- und Eifersuchtsszenen in Gang. Die Männchen sind beim Streit um die Weibchen nicht zimperlich. Sie befruchten die Eier unmittelbar nach der Ablage. Erdkröten-Weibchen produzieren lange Schnüre, in denen die Eier wie auf einer Perlschnur aneinandergereiht sind. Das können pro Weibchen bis zu 8000 Stück sein. Frosch-Weibchen hinterlassen große Laichballen mit bis zu 4000 Eiern. Innerhalb einer Population ist das anstrengende Laichgeschäft meist nach ein bis drei Nächten erledigt. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen unzählige Kaulquappen aus den Eiern. Man sieht schon: diese Tiere setzen auf Masse.

Vielfältige Gefahren lauern

Denn die Gefahren für den unbeaufsichtigten Nachwuchs sind vielfältig. Libellenlarven, andere Wasserinsekten und vor allem Fische stellen ihnen nach. Die Kaulquappen selber sind wahre Fressmaschinen. Ist die Nahrung knapp, vergreifen sie sich auch an ihren Artgenossen - nach dem Motto: lieber wenige gut Genährte als viele Halbverhungerte. Nach rund zwei Monaten verlässt der inzwischen zu Mini-Fröschen und –Kröten verwandelte Nachwuchs die Gewässer. Auch das geschieht gleichzeitig. Und ein wahrer „Froschregen“ ergießt sich dann in die umgebende Landschaft. Von diesen Tausenden kehren nach einigen Jahren nur relativ Wenige zurück, um sich ihrerseits fortzupflanzen.

Streng geschützt

Die Amphibien Tirols – insgesamt handelt es sich um 13 Arten – sind allesamt gefährdet. Gefahrvolle Laichwanderungen, Lebensraumverlust, Klimawandel und seit einigen Jahren eine aus Ostasien eingeschleppte Pilzerkrankung bedrohen sie nicht nur hier, sondern weltweit. Die Tiere selbst und all ihre Lebensräume sind deshalb streng geschützt. Man darf sie, um etwa die Pilzerkrankung nicht weiter zu verbreiten, nicht in andere Gewässer umsetzen. Auch Fischeintrag in Amphibiengewässer bedroht ihre Existenz massiv. Anfassen sollte man sie, wenn überhaupt, nur mit nassen Händen oder Handschuhen, um ihre empfindliche Haut nicht zu verletzen. Weitere Informationen bei der Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen-Wipptal, kalkkoegel@tiroler-schutzgebiete.at

Hotspots der Wanderungen

Neustift auf der Bundesstraße ab dem Spar-Markt in Kampl bis Ortseingang Neder, vor allem im Bereich des Kampler Sees, auf der Straße ins Pinnistal zwischen dem alten Volksschul-Gebäude und der Brücke bei der Pizzeria;
Trins zwischen Pirchet und Wipptaler Hof, auf den Straßen rund um den Krötenweiher und den Landschaftsteich, auf der Bundesstraße zwischen dem Parkplatz Waldfest und der Bushaltestelle Galtschein;

Wann ist Vorsicht geboten?

Generell im Frühjahr von März bis April, aber vor allem nachts, bei Regen und Temperaturen ab sechs Grad. Was heißt Vorsicht? In Bereichen, in denen Wanderungen stattfinden bitte sehr langsam fahren. Bei Fahrgeschwindigkeiten über 30 km/h übersieht man die Tiere. Es werden aber auch Tiere, die nicht überfahren werden, ab dieser Geschwindigkeit bereits durch den Luftdruck getötet. Was tun, um sie zu retten? Auf wenig und langsam befahrenen Straßen können die Tiere von der Straße auf die Seite gehoben werden. Beim Wipptaler Hof und beim Campingplatz in Trins sind zu diesem Zweck Handschuhe bereit gestellt.
Text: Kathrin Herzer

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