Interview
Dorfentwicklung als Steckenpferd

Der 52-Jährige im Sitzungssaal des neuen Gemeindehauses mit Blick auf den ebenfalls neu gestalteten Dorfplatz. | Foto: Kainz
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Der Bürgermeister von Patsch, Andreas Danler, zur Dorfentwicklung, aktuellen Wünschen und neuen Zielen.

BEZIRKSBLATT: Herr Danler, Sie sind seit 2010 im Amt und halten mit sieben der 13 Mandate im Dorfparlament die knappe Mehrheit. Lässt es sich damit gut arbeiten?
Danler:
Die Absolute inne zu haben, ist natürlich angenehm. Es wäre sicher anders, wenn ich sie nicht hätte. Insgesamt halte ich die Zusammenarbeit für konstruktiv. Es ist mir auch wichtig, Demokratie zu leben und alle miteinzubeziehen. So kommt es selten zu gespaltenen Entscheidungen.

Sie sind einer der wenigen nicht VP-Ortschefs rundum. Überhaupt schert Patsch gerade im politischen Vergleich mit dem Stubai- und Wipptal immer wieder aus ...
Stimmt. Ich habe seinerzeit die SP-Liste übernommen, wobei die Vertreter meiner Fraktion gemischt sind. Selbst bin ich kein Parteimitglied. Was das Wählerprofil in Patsch angeht, spiegelt sich bei uns die Nähe zur Stadt wider. Daher die verhältnismäßig sehr vielen Grün-Stimmen bei diversen Urnengängen. Dennoch haben wir interessanterweise keinen grünen Gemeinderat in unseren Reihen.

Patsch gehört dem PV Südöstliches Mittelgebirge an und ist Teil der "Vitalregion" – einer Idee der Stadt Innsbruck mit den "südlichen Feriendörfern". Welche Chancen ergeben sich hieraus?
Damit wird vermehrt darauf abgezielt, das Kirchturmdenken in den Hintergrund zu rücken. Man versucht, die Entwicklung gemeinsam mit Innsbruck voranzutreiben. Mehrere Ausschüsse arbeiten dafür an verschiedenen Schwerpunkten. Ein konstruktiver Prozess, wie mir scheint.

Welche Bereiche fallen hier genau hinein?

Eigentlich alles, was nicht spezifisch auf die Dörfer ausgerichtet ist. Man will "zusammen denken" und so den Tourismus, die Wirtschaft und kulturelle Dinge etc. fördern. Es gibt mehrere Schienen.

Zählt auch der öffentliche Nahverkehr dazu, wo es Ihrer Meinung ja noch Luft nach oben gäbe?
Genau. Wir liegen im Versorgungsbereich des VVT und wären – wie auch Ellbögen – froh, besser angebunden zu sein. Denn während die Buslinie J in Igls und Lans alle paar Minuten kreist, verkehrt der Bus bei uns bisher leider nur im Stundentakt. Zwar wurde uns zuletzt eine Verbindung eingerichtet, die wenigstens alle zwei Stunden die Talstation der Patscherkofelbahn anfährt – das kommt durchaus schon einem kleinen Gewinn gleich – aber wie gesagt, "wunschlos glücklich" sind wir damit noch nicht. Im Idealfall kriegen wir einen Halbstundentakt von und zur Stadt. Ich hoffe, es bewegt sich bald was.

Abgesehen davon geht man mit der Mitfahrbörse und einem E-Bike für Gemeindearbeiter klimafreundliche Wege.
Mit Kleinigkeiten wie diesen versuchen wir halt, unseren Teil beizutragen. Uns ist jetzt auch der Schritt weg von Ölheizungen gelungen und wir überlegen eine Beteiligung am Klimabündnis. Ich selbst fahre ein Elektroauto und achte darauf, dass in der Gemeinde Glas- statt Plastikflaschen verwendet werden. Die Welt werden wir hier in Patsch alleine nicht retten, aber Vorbild kann man sein.

Mit dem E-Bike wird u. a. der Leinenzwang kontrolliert – wie funktioniert das?
Es ist wichtig, dass jemand Nachschau hält. Die Sensibilität der Hundehalter steigt damit und offenbar nimmt die Verschmutzung der Felder wirklich ein wenig ab.

Wie ergeht es Ihrem kleinen Ort mit dem aktuellen Thema Wirtshaussterben?
Zum Glück haben wir noch nette Einkehrmöglichkeiten und einen Beherbergungsbetrieb im Dorf. Nur der Eschenhof war nicht zu retten und liegt momentan brach.

Dort waren ja zwei Jahre lang Flüchtlinge untergebracht. Wie war das für Patsch?
Das hat super funktioniert. Wir bedauern es auch sehr, dass das Heim geschlossen wurde. Nicht zuletzt dank unserer engagierten Integrationsgruppe waren die 15 Personen rundum und bestens betreut. Wir haben den Asylwerbern geholfen, wo es ging, und das hat gleichzeitig die Patscher untereinander verbunden. Und hat gezeigt, wie sehr die Leute helfen wollen. Eine schöne Erfahrung!

Weiter zum Baulichen: In Ihrer Ära wurde bereits viel getan.
Das ist bei mir als Architekt natürlich auch beruflich bedingt. Raumordnung und Dorfentwicklung sind meine Lieblingsgebiete. Angefangen hat es mit der neuen Nahversorgung in Form des MPreis und dann kam eh schon das Zentrum an die Reihe. Hier konnten wir sehr viel lösen: Das neue Gemeindeamt und der neu gestaltete Vorplatz bewähren sich gut und bieten ideale Voraussetzungen für unser reges Vereinsleben. Musik und Schützen haben übrigens ebenfalls neue Räumlichkeiten erhalten und das Sportplatzgebäude wurde bekanntlich gemeinsam mit Ellbögen neu gemacht.

Was steht in dieser Periode noch an?
Unser Feuerwehrgebäude zu erneuern, ist eines der dringendsten Vorhaben. Ein Projekt gibt es bereits, derzeit sind wir dabei, die Finanzierung abzuklären. Das Ganze läuft Hand in Hand mit einer Baulandaufschließung im Bär-Feld an der Landesstraße, die es uns zugleich ermöglicht, weiteren leistbaren Wohnraum bereitzustellen. Den Altbestand des FF-Hauses wollen wir künftig als Bauhof nutzen und nebenan soll ein neues Kinderhaus samt Kinderkrippe entstehen.

Ein Riesenprojekt ...
Ja. Wir haben einen geringen Verschuldungsgrad, aber klar, wenn alles durchgeht, würde der empfindlich steigen. Die Gesamtkosten für vorhin Genanntes werden auf fünf Millionen geschätzt. Dafür wäre dann aber die gesamte Infrastruktur aufgefrischt bzw. verbessert.

Werden Sie für eine dritte Periode als Patscher Bürgermeister zur Verfügung stehen?
Ich möchte meine angefangenen Dinge natürlich erledigen – also ja, unter den jetzigen Voraussetzungen würde ich sehr gerne weitermachen.
www.meinbezirk.at

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