Interview
"Fusion bringt allen etwas"

Der 62-jährige Paul Hauser ist seit 16 Jahren Bürgermeister von Matrei. Noch in der laufenden Periode will er das Zepter übergeben. | Foto: Kainz
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MATREI.Der Dauerbrenner Verkehr und die gewünschte Gemeindefusion beschäftigen Matreis Bgm. Paul Hauser vor seinem Rückzug aus der Gemeindepolitik noch intensiv.

BEZIRKSBLATT: Herr Hauser, Ihre Amtsstube liegt direkt an der Brennerbundesstraße. Der Verkehr ist sicher nach wie vor ein heißes Thema im Wipptal?
Hauser:
Das ist für mich das Thema Nummer eins. Leider Gottes ist es aber aus vielerlei Gründen schwierig, hier viel zu erreichen. Zwar war das verhängte Fahrverbot im niederrangigen Straßennetz gut, meiner Meinung nach wäre aber eine gesamteuropäische Lösung in Form einer einheitlichen Vignette und/oder Maut besser. So würde verhindert, dass so viele ausweichen. Um Staus möglichst zu vermeiden, wäre zudem dringend ein besseres Baustellenmanagement erforderlich. Der heurige Sommer war Baustellenhorror pur – ein Chaos sondergleichen! Dabei war das nur eine Kleinigkeit, denn die Brücken im oberen Autobahnbereich sind noch nicht saniert.

In diesem Zusammenhang überlegten Sie bereits laut, die 30 Jahre alten Umfahrungspläne für Matrei wieder aus der Schublade zu kramen ...

Richtig. Früher war ich der Ansicht, wir brauchen keine Untertunnelung. Inzwischen bin ich so weit, dass ich sage, wenn die Situation keine andere wird, möchten wir auch eine Umfahrung. Die Hoffnung, dass sich am (Kurz-)Urlaubsverhalten etwas ändern wird, hege ich nämlich nicht.

Gibt es nicht auch Betriebe im Marktl, die vom Durchzugsverkehr profitieren?
Kaum! Ich behaupte, die meisten Reisenden fahren durch. Natürlich müsste man gegebenenfalls mit den Wirtschaftstreibenden etc. gemeinsam überlegen und sich gut vorbereiten, wie man alles angeht. Mir schwebt da zum Beispiel vor, das wunderschöne Zentrum mit Schaubetrieben besser zu vermarkten.

Sie sind seit mehr als 20 Jahren im Gemeinderat, vorerst als Vize und seit 16 Jahren als Bürgermeister vertreten. Würden Sie in so ein Vorhaben noch aktiv eingebunden sein?
Nein. In meinem Brotberuf in der Bank bin ich mit Anfang des Jahres in den Ruhestand eingetreten. Mein Ziel war es immer, im Alter von 65 in Pension zu gehen. Das heißt, ich strebe an, das Zepter frühzeitig zu übergeben.

Gibt es schon einen Kandidaten?

Momentan noch nicht. Man muss ja auch erst schauen, wie es politisch weitergeht. Nach Inkrafttreten der Gemeindekooperation mit Mühlbachl und Pfons vor einem Jahr lautet auch meine Vision Fusion. Sollte die kommen, würde ein kompletter Neuanfang Sinn machen. Im Zuge der Gemeinderatswahlen 2022 sollten also neue Köpfe für die neuen Aufgaben zur Wahl stehen.

Welche Vorteile brächte die endgültige Fusion aus Ihrer Sicht?

Wer Matrei, Mühlbachl und Pfons kennt, fragt sich doch schon längst, warum das drei Gemeinden sind. De facto sind wir eine Großgemeinde und nutzen eigentlich sämtliche Einrichtungen gemeinsam. Allein das sollte den Leuten schon zu denken geben. Außerdem müssen aktuell drei Ortschefs und deren Stellvertreter bezahlt werden. Diskussionen rund um Investitionsschlüssel & Co. würden zudem wegfallen, wenn anstatt der derzeit insgesamt 37 nur 15 Gemeinderäte entscheiden würden. Zugleich möchte ich jedem die Angst nehmen: Keiner wird seine Identität oder was auch immer verlieren! Ein Pfoner wird immer ein Pfoner bleiben, ein Mühlbachler ein Mühlbachler, wie ein Matreier ein Matreier. Mein Bürgermeisterkollege Alfons Rastner hat einmal gesagt, Kritik könnte auch daher rühren, dass gewisse Personen einen Machtverlust fürchten – dem kann ich durchaus etwas abgewinnen. Unterm Strich meine ich, dass alle drei Gemeinden profitieren und dass es eine tolle Gemeinschaft abgeben könnte. Und ich meine auch, dass die Stimmung für die Fusion insgesamt positiv ist. Wer weiß, ob uns die Zusammenlegung zu einem anderen Zeitpunkt nicht gar vom Land verordnet würde, wenn wir sie nicht freiwillig vollziehen. Bei einer freiwilligen Fusion würden wir sogar finanziell großzügig unterstützt werden, sprich, wir würden ein sogenanntes "Brautgeld" erhalten. Ich hoffe und glaube, der Großteil der Leute denkt bei der in einem Jahr geplanten Volksbefragung vernünftig.

Sind Ihre 16 Jahre sonst soweit ganz gut gelaufen?
Doch. Ich habe in allen Sparten was bewegen können: Musikhaus, Haupt- und Volksschule, Kindergarten, Silluferverbauung und zuletzt das Sportzentrum wurden gemeinsam mit Mühlbachl und Pfons in Angriff genommen. Als eigene Matreier Projekte wurde das Rathaus umgebaut und wir haben neuen Wohnraum geschaffen. Was mir nicht so gelungen ist, ist eben, beim Thema Verkehr mehr zu erwirken. Es sieht zwar keiner, aber ich bin laufend dran, führe Gespräche usw. Trotzdem musste ich mich hier teils auch beschimpfen lassen. Dabei regt es mich genauso auf wie jeden anderen, wenn wieder eine Verkehrslawine durch das Marktl rollt. So gesehen war das Dasein als Ortschef oft stressig und nervig, aber die schönen Seiten überwiegen. Ich habe es wirklich gerne getan.
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Der 62-jährige Paul Hauser ist seit 16 Jahren Bürgermeister von Matrei. Noch in der laufenden Periode will er das Zepter übergeben. | Foto: Kainz
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