Zähes Ringen um Prädikat
"Naturpark Wipptal wäre Chance für Region" – ABSAGE

Die Schutzgebietsbetreuer Kathrin Herzer und Klaus Auffinger sind sicher: "Das Label würde der Region einen Schub verschaffen." | Foto: Kainz
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  • Die Schutzgebietsbetreuer Kathrin Herzer und Klaus Auffinger sind sicher: "Das Label würde der Region einen Schub verschaffen."
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UPDATE 1. April 2023: Bis Ende März wollte LR Rene Zumtobel von den Wipptalern wissen, ob sie der Idee eines Naturparks Wipptal grundsätzlich positiv gegenüberstehen – dem ist nicht so: Alle betroffenen Gemeinden haben sich mittlerweile per Beschlüssen gegen die Realisierung eines solchen Projekts ausgesprochen. Die Entscheidungen fußen auf den Widerständen, die seitens der Grundbesitzer mehrheitlich vorherrschten (siehe Zur Sache weiter unten). Gegen den Willen der Betroffenen soll kein Naturpark umgesetzt werden.

Der Wunsch steht im Raum, teilweise Ablehnung auch (mehr dazu weiter unten). Die Schutzgebietsbetreuer Kathrin Herzer und Klaus Auffinger im Interview.

BEZIRKSBLATT: Die Anfrage für einen Naturpark Wipptal wurde noch vom vormaligen Planungsverband und vom TVB Wipptal an das Land Tirol gerichtet. Jetzt laufen die Diskussionen. Wie würde so ein Naturpark grundlegend aussehen?
Herzer/Auffinger:
Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Fusion der bestehenden Schutzgebiete, ohne dass sich deren Grenzen oder die geltenden Auflagen ändern. Die Vereinigung unter dem Label Naturpark bringt den Vorteil, dass die bestehenden Schutzgebiete besser betreut werden können. Derzeit gibt es in Tirol fünf Naturparks. Eine Region muss nämlich einige Merkmale aufweisen, um das Prädikat zu erhalten. Die Analyse im Wipptal hat ergeben, dass sich die Region für einen Naturpark eignen würde. Das Alleinstellungsmerkmal wäre die Kulturlandschaft – Lärchenwiesen und Bergmähder.

Welche Gemeinden wären Teil des Naturparks?
Die im Wipptal bestehenden Schutzgebiete erstrecken sich über die Gemeinden Vals, Gries, Obernberg, Steinach, Trins, Gschnitz und Matrei.

Es gäbe also keine zusätzlichen Richtlinien. Warum regt sich trotzdem teilweise Widerstand?
Weil einige trotzdem meinen, Regeln würden sich ändern und da ein Naturpark auch vermarktet werden könnte, gibt es Bedenken, dass der Besucherandrang weiter steigt. In Obernberg zum Beispiel gibt es bereits Probleme. Die fangen beim Wildparken von Erholungssuchenden an und hören bei Abfahrten mit Schi und Rad querfeldein auf. Im Falle der Ausweisung eines Naturparks stünde allerdings unter anderem für die Besucherlenkung wesentlich mehr Geld zur Verfügung. Auch notwendige Wegerschließungen etwa am Berg würden insgesamt leichter ermöglicht, denn die Kulturlandschaft soll ja bewahrt werden.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Das Land hält momentan finanzielle Mittel für einen Naturpark Wipptal vor und will deshalb bald eine Entscheidung. Lehnt die Region ab, werden die Gelder andernorts eingesetzt.

Wer redet mit?
Alle Interessensgruppen vom Grundbesitzer bis zu den Gemeinden. In laufenden Gesprächen wird momentan versucht, einen Konsens zu finden. Nur wenn sich alle Interessensgruppen auf einer gemeinsamen Ebene treffen und mit dem Ergebnis zufrieden sind, wird ein Naturpark entstehen respektive von der Tiroler Landesregierung verordnet. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Tourismus etc. muss also ganz klar gegeben sein.

Angenommen, der Naturpark kommt – was wären die nächsten Schritte?
Ein Verein würde gegründet. Normalerweise gibt es in einem Naturpark zwei Stellen, die fix besetzt sind. Es wären zB über Leader viel mehr Gelder abrufbar und auch der Qualitätstourismus würde steigen. Überlegt wird zudem, ob und wenn ja wo ein Naturpark-Haus errichtet wird. Erwähnenswert ist dazu auch, dass in Naturpark-Regionen Umweltbildung groß geschrieben wird. Alle Schulen könnten mitmachen. Die Kinder würden die Schätze vor der Haustüre mehr achten und vielleicht hätten die Bauern allein dadurch schon weniger Probleme. Das Konzept eines Naturparks zielt außerdem darauf ab, regionale Produkte noch besser zu vermarkten – etwa auch über Partnerbetriebe. Alles in allem würde das Label der Region bestimmt einen Schub bringen.

Ein Schlusssatz.
Bei jeder Ausweisung eines Naturparks im Land Tirol gab es anfänglich (breite) Ablehnung. Heute sind die entsprechenden Regionen alle froh, die Kritik ist so gut wie verstummt.

Zur Sache

Der Wipptaler Gebietsbauernobmann Alexander Woertz organisierte am Mittwoch gemeinsam mit der Bezirkslandwirtschaftskammer eine Informationsveranstaltung zum Thema im Hotel Stolz in Matrei. Dazu eingeladen waren neben Vertretern bestehener Naturparke alle Ortsbauernräte der betroffenen Dörfer. "Ein Naturpark Wipptal wurde dabei sachlich, fachlich und gerade heraus diskutiert – mit dem Ergebnis, dass die Idee zwar schon gefällt, die Skepsis aber doch viel größer ist, als die Motivation mitzumachen", berichtet Woertz. Die Bedenken seiner Mitglieder zusammengefasst: Keiner kann schriftlich belegen, dass über die Hintertür nicht doch irgendwann naturschutzrechtliche Zusatzauflagen dazukommen, es gibt keine konkreten Zusagen zu Finanzierung und Projekten und vermisst wird auch die volle Unterstützung aus der Region.
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